laut.de-Kritik
Vereinzelt bricht die Sonne durch die Wolkendecke.
Review von Michael EdeleEs ist Herbst, das Wetter mehr oder weniger trostlos und Brett Anderson veröffentlicht sein neues Album. Man stellt sich also automatisch auf ein weiteres getragenes, musikalisch reduziertes Werk voll melancholischer Stücke ein - doch Pustekuchen.
Nach den zuletzt absolvierten Reunion-Gigs mir Suede scheint der Brite wieder Lust auf eine komplette Band bekommen zu haben. "Black Rainbows" entpuppt sich als nur dem Namen nach ein Soloalbum.
Brett konzentriert sich dieses Mal wieder nur auf den Gesang und überlässt das Musizieren seinem Produzenten Leo Abrahams. Er zeichnet für Keyboards, Gitarre und Bass verantwortlich. Außerdem wurden Gitarrist Leopold Ross (The Big Pink) und Drummer Seb Rochford (Polar Bear, Acoustic Ladyland) eingeladen. Diese haben Mr. Anderson nun ein paar Songs auf den Leib geschrieben, die er mit seiner unverwechselbaren Stimme veredelt.
Dass der Grundton weiterhin eher melancholisch bleibt, liegt wohl in der Natur der Sache, auch wenn bei einigen Nummern tatsächlich ein wenig - sagen wir mal - Tanzstimmung aufkommt. Den Einstieg macht aber das ruhige, besinnliche "Unsung", das in gewisser Weise auch auf Bretts drei Soloalben gepasst hätte. Gerade die leichten Backing-Vocals von Amy Langley sorgen für eine sehr schöne Stimmung.
"Brittle Hearts" klingt ein wenig wie ein Spaziergang durch eine kleinere Einkaufsstraße an einem Sonntagmorgen. Der Regen liegt zwar noch auf den Scheiben, doch die Sonne deutet sich bereits am Himmel an. Der ehemalige Suede-Sänger lässt tatsächlich vereinzelte Lichtblicke und so etwas wie positive Energie in seinen Song zu. Mit dem Schaffen seiner ehemaligen Band hat das allerdings relativ wenig zu tun.
Ein The Cure-Einfluss schallt einem mit "Crash About To Happen" entgegen und klingt dabei so locker und leicht, wie es von dem Mann schlicht und ergreifend nicht erwartet. Auch das swingende "Thin Men Dancing" überrascht, genauso das mit einer gewissen Grundhärte ausgestattete "The Exiles". Es ist also kaum zu verleugnen, dass "Black Rainbows" manchen Fan überraschen wird.
Die Überraschungen dürften aber mit ziemlicher Sicherheit positiv ausfallen. Zumal es mit "I Count The Times", "This Is Where It Ends" und dem chilligen Abschluss "Possession" auch die gewohnt melancholischen Momente zu erleben gibt. Die setzt der Mann wie kaum ein zweiter gesanglich und textlich um.
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