laut.de-Kritik
Der bunt Tätowierte kanns auch ohne Stimme: mit viel Gitarre.
Review von Giuliano BenassiBrian Setzer ist das, was man einen Leitwolf nennt. Ob mit den Stray Cats, seinem Swing-Orchester oder in verschiedenen Soloformationen – stets richtet sich die Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf den bunt tätowierten Frontmann.
Das ist das Schicksal des Sängers. Was nicht nur Vorteile hat. So gerät eben in den Hintergrund, was für ein guter Gitarrist er eigentlich ist. Dachte Setzer offenbar auch selbst - und legt zum ersten Mal ein Album ohne Vocals vor.
"Ich habe nicht angefangen, ein rein instrumentales Album zu schreiben. Tatsächlich habe ich sieben Songs mit Texten geschrieben und irgendwann plötzlich angefangen, mit 'Blue Moon Of Kentucky' rumzuspielen. Ich habe Melodieakkorde dazu gegriffen und gemerkt, dass es ziemlich cool war", erklärt der Meister.
Angesichts von Titeln wie "Go-Go Godzilla" oder "Hot Love" fällt das Fehlen der Texte kaum schmerzlich aus. Dafür gelingt es Setzer, abgenudelten Nummern wie dem Opener oder "Be-Bop-A-Lula" einen neuen Anstrich zu verpassen. Natürlich steckt R'n'R drin, doch in einer eher swingenden Variante.
Ray Nobles "Cherokee" überrascht mit entspannt jazziger Stimmung, "Earl's Breakdown" mit Blue Grass-Banjo-Einlagen. Wie viel Spaß Setzer und seine Mitstreiter Johnny Hatton (Kontrabass) und Noah Levy (Schlagzeug) hatten, zeigt sich auch an den Eigenkompositionen.
Klingt "Far Noir East" noch ein bisschen zu verträumt, legen sie mit "Intermission" einen astreine Werbemelodie vor. Besagtes "Go-Go Godzilla" fällt dem Titel gerecht wuchtig aus, bei "Hillbilly Jazz Meltdown" fangen nur durchs Zuhören die Finger der linken Hand zu schmerzen an. In "Pickpocket" geben sie zum Schluss noch mal Vollgas.
Die besten Stücke sind letztendlich die Covers, zu denen auch Gene Austins "Lonesome Road" zählt. Das Ziel hat Setzer dennoch erreicht: Wie gewohnt bringt er ein unterhaltsames Album an den Start - und beweist nebenbei, dass er nicht nur gut, sondern auch abwechslungsreich Gitarre spielen kann.
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