laut.de-Kritik

Neuer Wind in den Segeln der Flotte Britannias.

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Die neueste Veröffentlichung auf Albumlänge "Machineries Of Joy" ist zwar streng genommen nur eine Collage bereits auf EPs erschienener Songs. Dennoch zeigt Britannias Seemacht nun, dass sie es sehr wohl besser kann als zuletzt vermutet.

Im Disput besitzt das letzte Argument Gewicht. Schließlich lernt man das schon so in der Schule, wenn es daran geht, sich mit Erörterungen auseinanderzusetzen. Was British Sea Power vor zwei Jahren als letzten bleibenden Eindruck zurückließen, war zwar weder undurchdacht noch allzu dürftig. Die Fans allerdings ließ es gespannt und doch hoffnungslos zurück. Sollte das schon alles gewesen sein, was aus diesem Phönix des Post-Punk herauszuholen war? Soll diese Band sich also nie aus der Asche erheben dürfen, für immer Geheimtipp bleiben?

Zwei Jahre, sechs EPs anlässlich ihrer wilden "Krankenhaus"-Clubkonzerte (auf denen die Album-Songs debütierten) später wissen wir mehr. Es war nicht alles. Die Stücke auf "Machineries Of Joy" gehen zwar über die gesamte Spielzeit nie jene magische Album-Symbiose ein – doch selbst die blassesten sind noch von Grund auf solider poppig-verspielter, teils leicht psychedelischer Indie.

Letzteres trifft auf den ersten Eisbrecher "Machineries Of Joy" zu. Sobald das sanfte Intro verhallt, legt sich ein krautiger Bass- und Drumpart alsbald neben eine griffige Gitarren-Melodie. Wenn Sänger Yan mit hingebungsvoller Jarvis Cocker-Stimme haucht "We are magnificent machineries of joy", dann ist da wieder die Hymne, wie man sie auf dem letzten Album vielleicht vermisste.

"K Hole" prescht los mit Krach und Geschrei, die Gitarren dabei immer minimalistisch gehalten und merklich von Gain erfüllt. Das macht Spaß - wie die gesamte erste Albumhälfte. Transzendente Chöre erfüllen den Raum in "Hail Holy Queen" mit Glam. Oh, und ist das eine Maschinengewehr-Salve, die da im Psych-Rock-Track "Loving Animals" erklingt? Ihr Zyniker.

Springt der Funke bei den ersten Tracks meist schnell über, nehmen die Herrschaften von BSP in der zweiten Albumhälfte fast gänzlich das Tempo raus, setzen stattdessen auf Fingerpicking-Melodien ("A Light Above Descending") und Blech-Bläser ("Monsters Of Sunderland"). Band-Kopf Yan meinte wohl genau diesen Teil des Langspielers damit, als er vor der Veröffentlichung stolz verkündete, die Platte sei ein Gegenmittel für eine hysterische Welt, "wie ein gutes Spielchen Karten in angenehmer Gesellschaft" eben.

Nach dem furiosen Beginn schockt das ein wenig, das Ohr schmiegt sich schnell an die direkt dargebrachte Pop-Affinität an. Doch ein zweites Mal hinzuhören lohnt sich. Denn spätestens das Schlusslied "When A Warm Wind Blows Through The Grass", ein majestätisches Geisterschiff, macht Lust auf mehr. Der geheimnisvoll brummende Bass und ein sachter Dialog zwischen Geige und Gesang erinnern dann schnell an Sigur Rós. Wer sich später tatsächlich traut, die Scheibe noch mal aufzulegen, dem offenbart sich wahrlich eine Maschinerie der Freude. So können sich British Sea Power auch wieder live blicken lassen – die Mini-Scharte ihrer letzten Platte haben sie ausgewetzt.

Trackliste

  1. 1. Machineries Of Joy
  2. 2. K Hole
  3. 3. Hail Holy Queen
  4. 4. Loving Animals
  5. 5. What You Need The Most
  6. 6. Monsters Of Sunderland
  7. 7. Spring Has Sprung
  8. 8. Radio Goddard
  9. 9. A Light Above Descending
  10. 10. When A Warm Wind Blows Through The Grass

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