laut.de-Kritik
Treibende Rhythmen und eine gehörige Portion Energie.
Review von Martina KellnerKrude Gitarren, bissiger Sprechgesang und eine gehörige Portion Energie. Das sind die Zutaten, aus denen Bromheads Jacket ihre highspeed, punkstyle Rocksongs zusammenschrauben. Wenn Tim (Gesang, Gitarre), Jono (Bass) und Dan (Schlagzeug) los legen, schrammelt und schraddelt es, was das Zeug hält, sowohl live, als auch auf Platte. Dabei brauchen die Jungs aus der Stahlstadt durchschnittlich gerade einmal zwei Minuten, um ordentlich Lärm und vor allem gehörig Stimmung zu machen! "Dits From The Commuter Belt" sprüht vor Dynamik und Power. Zum durchschnaufen bleibt bei dreizehn zackigen Tracks und einer Spieldauer von 26 Minuten im Grunde kaum Zeit.
Spätestens seit der Adelung durch die lokalen Senkrechtstarter von den Arctic Monkeys, die die Bromheads zu ihrer neuen Lieblingscombo ernannten, tragen sie den Stempel "Aufstrebende New Yorkshire-Band aus Sheffield". Dabei kommen die Bandmitglieder selbst gar nicht aus der City of Steel, sondern aus der Nähe Londons bzw. Manchesters. Dementsprechend singt Frontmann Tim auch nicht über die viertgrößte Stadt Englands, sondern über das Leben im heimischen Yately ("Hazy In Yately") und die alltäglichen Geschichten, die sich in solchen kleinen britischen Ortschaften abspielen.
Da hört man Storys über die Mädchen in der Nachbarschaft ("Woolley Bridge"), Typen, die den Mädchen in der Nachbarschaft den Kopf verdrehen ("He Likes Them Airbrushed") und Typen, die so uncool sind, dass die Mädchen in der Nachbarschaft sie keines Blickes würdigen ("What If's & Maybe's"). Ob die Texte wirklich autobiografisch sind? In Letzterem philosophiert Tim über Akne und Markenklamotten und stellt sich die Frage, was wohl anders gelaufen wäre, würde er ein bisschen besser aussehen oder angesagtere Klamotten tragen. Der Track ist schnell bzw. dringlich und besticht dank kratzig-quietschiger Gitarrensounds und treibender Drums.
Doch auch die restlichen Songs stehen in Sachen Dynamik und zackige Rhythmen nicht nach. Vor allem "Lesley Parlafitt" und "'My Prime Time Kid'" fegen durch den Gehörgang und ehe man sich versieht, steht die Platte auch schon still. Ab und an fahren die Briten das Tempo etwas runter und gönnen dem Hörer kurze Verschnaufpausen, wie beispielsweise in "Poppy Bird", wo der Fokus auf den Vocals liegt und die Instrumente etwas runtergeschraubt sind. Auch "Rosey Lee" reiht sich hier ein. Der Track zeichnet sich durch tragisch-melancholische Lyrics mit leichter Gitarrenuntermalung aus.
Besonderes Markenzeichen der Bromheads sind die Vocals. Tim bewegt sich zwischen dem Artpunk-Sprechgesang eines Eddie Argos und dem UK Garage-Rap eines Mike Skinner, kommt jedoch rotziger und kratziger daher. Der Mann mit dem ausgeprägten Hang zu Oberlippenbärtchen besticht als Erzähler tragisch-komischer Geschichten mit bissigem Sozialkommentar und viel Ironie. Der zugehörige Sound pendelt zwischen Knockout-Punk und noisigem Rock. Die Bromheads selbst lassen sich jedoch ungern in solche Schubladen stecken - Vergleiche mit anderen Gruppen öden sie an. Parallelen sind trotzdem nicht von der Hand zu weisen.
Und auch wenn hier und da einige klangliche bzw. gesangliche Ähnlichkeiten zu entdecken sind, der Bromheads-Sound ist als solcher doch ziemlich speziell. Kein Wunder also, dass Tim, Jono und Dan großen Wert auf das Sound-Etikett "einzigartig" legen und dies auch immer wieder hervor heben. Bromheads Jacket gründeten sich zwar in Sheffield, doch ihre Songs hören sich nicht an, wie der bekannte typisch-regionale Musik-Output. Mit "Dits From The Commuter Belt" liefern sie ein Debüt ab, das mit ungeheuer treibenden und dynamischen Rhythmen und vor allem dank eines zackigen und witzigen Gesangs brilliert.
8 Kommentare
jetzt wollt ich die gerade hypen, dabei kennt die soweiso schon jeder.
also ich bin schon seit wochen in poppy bird (leider nur ne live-version) (http://www.youtube.com/watch?v=WMTPfdUtfqI) verliebt. der slang. hach.
das was ich sonst so gehört habe, finde ich jetz nicht sooooo....
what if's and maybe's (http://www.youtube.com/watch?v=bMGFu9Ux7WE)
ja, eine der besseren platten des jahres. aber mädl, du bist tatsächlich etwas spät dran. trotzdem: danke fürs mitspielen!
wow.
bin zwar auch spät dran, aber "poppy bird" ist wirklich extrem schön.
ich bin noch später dran.. hab aber jetzt endlich das album zhaus.. das is hammer..
neee auf albumlänge gehts irgendwie gar nich....
es ging teilweise, hat sich aber sehr schnell abgenutzt die platte... schade.