laut.de-Kritik
Halbgare Zusammenstellung mit großen Lücken.
Review von Artur SchulzDie vorliegende Zusammenstellung trägt nicht den Titel "Best Of", für den ich eine satte Backpfeife parat gehabt hätte, sondern die schlichtere Umschreibung "Collection: 1973 - 2012". Doch wer braucht die schon? Springsteen-Fans mit allem Output im Regal gewiss nicht. Nachwachsenden Fans bietet das auch keine rechte Orientierung, trotz einer stattlichen Anzahl wichtiger Tracks.
Zu beliebig gestaltet sich die Songauswahl. Der für Springsteen so wichtige und wegweisende Karrierebeginn zu Beginn der Siebziger ist nur mit "Rosalita (Come Out Tonight)" eindeutig unterrepräsentiert. Wo sind Perlen wie "Spirit In The Night" oder "It's Hard To Be A Saint In The City"?
Dem entgegengesetzt erhält Springsteens schwächste Phase mit den blutleeren 92iger Alben "Human Touch" und "Lucky Town" zu viel Gewicht. Das kreative Loch der Neunziger findet sein Ende in dem Oscar-prämierten "Streets Of Philadelphia" (1994), das eine bemerkenswerte Neuorientierung und Weiterentwicklung von Springsteens Songwriting markiert.
Das Besondere an Springsteens Output ist von jeher, dass seine eigentlich uramerikanisch gefärbten Themen und Eindrücke meist auch problemlos auf Sydney, Buenos Aires, Wien, Bratislava oder Konstanz übertragbar sind. Der Boss ist ein gewiefter, allgemeingültig zusammenfassender Lebensbeobachter. Trotz aller kulturellen Unterschiede weiß jeder, was zu einem "Dancing In The Dark" angesagt ist. Und Zweifelnde rund um den Erdball finden sich dank Titeln wie "Racing In The Street" verstanden und getröstet.
Der 1995 erschienene "Greatest Hits"-Wurf weist mit der vorliegenden "Collection" gleich zehn Überschneidungen auf. Wie man eine Retrospektive gleichzeitig würdig und spannend-informativ gestaltet, beweist die großartig ausgestattete Geburtstagsedition zu "Born To Run" (2005).
Vom großartigen "Nebraska" (1982) findet nur "Atlantic City" den Weg in die Zusammenstellung, ein Top-Track wie "State Trooper" bleibt draußen vor. "The Ghost Of Tom Joad" (1995) wird nur mit dem Titeltrack stiefmütterlich abgehandelt. "Devils & Dust" (2005) findet erst gar nicht statt.
Die "Collection" bietet gewiss keine schlechten Songs. Doch für einen halbwegs repräsentativen Überblick über das Schaffen Springsteens hätte es mindestens einer Doppel-CD bedurft. Mit einer den unterschiedlichen Schaffensperioden angemesseneren, üppigeren Auswahl. Dennoch das Resümee: Bruce war, ist und bleibt der einzig wahre Boss. Dafür zwei Anstands-Punkte.
4 Kommentare
Kapitalistenfotzengeldmaschinendingohneherz...
lieblos noch dazu und das hat der "Boss" abgesegnet?
Nicht mal I'm On Fire ist drauf...
@losmufflos: nicht zwingend....ist ja nicht immer so, dass der künstler auf die anzahl an compilations nen einfluss hat....und wenn sony das durchzieht, dann natürlich mit schwerpunkt auf songs der sony alben...man will ja nicht die konkurrenz füttern...nicht selten ärgern künstler sich da ebenso drüber, wie artur
Wieso erhält "Human Touch" und "Lucky Town" zu viel Gewicht? Ich sehe da nur einen Song und das würde ich jetzt nicht als überrepräsentiert bezeichnen.