laut.de-Kritik
Erste Krähenfüße bei den Hartholz-Beaus.
Review von Kai ButterweckVor fast genau drei Jahren verspürte das walisische Metalcore-Aushängeschild reichlich Gegenwind. Man sei zu weich geworden und schiele mit "Fever" gefährlich oft in Richtung Mainstream. Frontmann Matthew Tuck verstand die ganze Aufregung nicht, schließlich sei man reifer geworden. Das ewige Rumgeschreie gehe dem Quartett mittlerweile auf den Sack und überhaupt: Bei Iron Maiden, Judas Priest und Metallica werde ja auch kaum mehr geschrien.
Die Angst bei den verbliebenen Die Hard-Fans war dementsprechend groß, als der Kopf der Band in den vergangenen Monaten verstärkt darauf aufmerksam machte, dass man den eingeschlagenen Weg auf dem neuen Album konsequent weiter gehen würde. Schwerlastiger Metal-Sound muss ja nicht zwingend mit obligatorischem Gekreische an vorderster Front begleitet sein. Das kriegen viele andere Bands mit druckvollem, facettenreichen Background ja auch hin. Aber genau hier trennt sich im Fall von Bullet For My Valentine mittlerweile die Spreu vom Weizen.
Zwar tischen die Briten bei den ersten drei Songs einen recht brachialen Sound auf, doch von Vielfalt kann keine Rede sein. Die flitzenden Gitarren-Licks, die Tempi-Wechsel und Tucks permanentes Pendeln zwischen weinerlichem Schmusekurs und grollendem Gedrohe lassen lediglich auf dem Opener "Breaking Point" kurz aufhorchen. Denn bereits auf dem folgenden "Truth Hurts" entpuppen sich die vorangegangenen knapp vier Minuten als Methode.
Transparent und vorhersehbar reiht die Band bereits Präsentiertes aneinander und sorgt so nach nicht mal zehn Minuten für Kopfschütteln. Auch mit der "All These Things I Hate (Revolve Around Me)"-Hommage "P.O.W." tut sich die Band keinen Gefallen. Fast schon plump kommt der schleppende Langeweiler daher.
Das festgezurrte "Dirty Little Secret" sorgt phasenweise wieder für kurze Wachmomente, ehe "Leech" und "Dead To The World" einem musikalischen Offenbarungseid gleichkommen. Der Versuch, die große weite Popwelt in tiefschwarze Kutten zu hüllen scheitert kläglich. Zunächst versuchen sich die Verantwortlichen an einer tollkühnen Mixtur aus krachenden Heaven's Basement-Basics und lieblichen Airplay-Melodien ("Leech"), doch leider hat Mathew Tuck anno 2013 keine Hooks am Start, die hängen bleiben.
Mit "Dead To The World" geht die Band noch einen Schritt weiter und zeigt sich "Cemetary Gates" nicht gerade würdig. Da hilft gegen Ende auch kein durchaus respektabler Core-Rocker wie "Saints & Sinners" mehr.
Bullet For My Valentine sollten sich gut überlegen, ob das so weiter gehen soll. Denn irgendwann entdecken auch die Mädels in der ersten Reihe die ersten Krähenfüße bei den Hartholz-Beaus aus Bridgend. Und dann steht man plötzlich ganz alleine da.
25 Kommentare
ich habe (hatte) Poison und fand das damals recht gelungen. Hab sie dann aber aus den Ohren verloren.
offenbar lohnt sichs auch nimma wirklich.
Bezug auf Legenden zu nehmen mag sympathisch sein, aber deren Zielgruppe kennt doch Iron Maiden und Judas Priest doch großteils nicht wirklich, Metallica eventuell, weil die mit MTV-Airplay punkten können, aber sonst?
Scheint, als hätten sie sich in den Fußstapfen ihrer Vorbilder verlaufen.
Oh man die Band war nach Poison so gut wie abgeschrieben. Scream Aim Fire hatte noch ein paar hörebare Tracks aber danach kam echt nichts mehr.
@Beast: von welcher Zielgruppe redest du?
@Der_Dude (« @ Sancho: http://www.youtube.com/watch?v=-t1_ETuWIbE
Hören, für gut befinden, Meinung revidieren . »):
yuppie - fuck the metalcore!
@ Morpho: Haha ich war da! Der hat wirklich aus jeder Band, in der er je mitgemacht hat was gespielt. Sogar 2 against 1 vom Rome Album .
@Morpho (« @Sancho (« @Morpho (« @TheBeast666 (« @Morpho (« 15 Jahre nur Smoke on the Water geübt. »):
Wenn er das VERNÜNFTIG spielen kann (inklusive Soli etc.)im Gegensatz zu all den anderen Klappspaten, die sich daran versuchen, dann ist das doch eine respektable Leistung. »):
Das Riff, immer rauf und runter. 8 Stunden täglich.
Aber hast recht, der Song als ganzer hat schon so seine Tücken. Trotzdem nichts, wofür man 15 Jahre einplanen sollte. »):
Ist quasi das Gegenstück zu Für Elise. Da kotzt es die Klavierlehrer auch immer an dass jeder den Anfang kann aber nicht das ganze Lied »):
So ungefähr hatte ich mir das vorgestellt. Auch immer wieder ein Klassiker: http://www.youtube.com/watch?v=vSZthm6bA1c
Oh und das Gerede über Jack White macht es für mich nur bedingt erträglicher, dass ich ihn letztes Jahr im E-Werk verpasst habe. »):
Bisschen kiffen?