laut.de-Kritik
Brüllt der Löwe oder gähnt er?
Review von Michael EdeleSind gerade Retro-Wochen im Baumarkt? Debauchery-Fleischmütze Thomas Gurrath schmeißt mit Blood God gerade ein entbehrliches AC/DC- und Accept-Tribute Album auf den Markt, und Bullet sind mit "Full Pull" am Start. Die Schweden sind bekanntlich ebenfalls strikt in der Schnittmenge der beiden Bands unterwegs, sind dabei meiner Meinung nach aber deutlich authentischer als der Tittenrock von Herrn Gurrath.
Dennoch ist auch "Full Pull" kein Album, das man den Fans der genannten Bands uneingeschränkt ans Herz legen kann. Denn wo etwa Airbourne mit richtig viel Feuer unterm Arsch einfach nur straight nach vorne weg rocken, fahren Bullet meist mit angezogener Handbremse.
Der Einstieg mit "Midnight Oil" ist ja ganz nett, aber wirklich mitreißend ist die Nummer nicht. Weiter geht's mir dem Titeltrack, der schon ein bisschen besser aus dem Quark kommt. Über den Chorus des Titeltracks müssen wir uns bei Zeiten aber auch mal noch unterhalten. Ein bisschen mehr Text wäre doch drin gewesen, oder? So erinnert mich das irgendwie an "Wully Bully" von Sam The Sham And The Pharaohs, falls das noch jemand kennt.
Und siehe da, es geht doch. Die Schweden kommen immer mehr in Schwung, es scheint sich bezahlt gemacht zu haben, dass sie für die Produktion auf Fred Estby (Ex-Dismember) und Rotzrock-Experten Nicke Andersson (Ex-Hellacopters) zurück gegriffen haben. Wirklich Tempo bleibt zwar die Ausnahme, aber mit "All Fired Up" oder "In The Heat" sorgen die Herren für ordentlichen Drive.
Wer beim killenden "Rolling Home" oder "High On The Hog" nicht mitshouten will, leidet an akuter Stimmbandlähmung, denn mit steigender Spielzeit kommen Bullet immer besser in Fahrt. Unverständlicherweise setzen sie mit dem hymnischen "Warriors" keinen knalligen Schlusspunkt, sondern verlassen sich lieber auf eine sehr melodische Seite, die das Augenmerk noch mal verstärkt auf die Doppelleads von Hampus und Erik legt.
2 Kommentare
Schweden - immer wieder Schweden. Warum dieses Land? So viel Retrobands gibt es nirgends.
Die Review klingt nicht nach 3/5 Punkten.