laut.de-Kritik

Jesus, Maria und Josef! Diese Dramatik!!

Review von

Jesus Maria und Josef, diese Dramatik in der Stimme, dieses Ausatmen, diese vermeintliche Getriebenheit. Und es muss auch grummeln, ein wenig Reibeisen sein, das hat man schließlich längst geswallowed und gibt dem ganzen in diesem melodramatischen Popwurstkessel ein bisschen Rockcredibility. Bush sind zurück und man fragt sich: warum eigentlich?

Die Atmosphäre ist dicht, der Refrain geht auf und mit ihm die Sonne – besser wäre es nur noch, wenn Bush Creed wären. Die hatten nämlich wenigstens noch richtig dicke Songs und es regnete im Video Kometen, was Scott Stapp im gelben Regenmantel nicht kümmerte. Ein ganz anderes Kaliber als Gavin Rossdale. "Still got mad love for you, baby" ist Hochglanz-Pop in High Definition und mit ganz viel Kitsch und Berechnung. In Wahrheit steckt hinter dieser Opulenz gähnende Langeweile. Und dass er irgendwann einen spanischen Satz in einem Refrain singt, macht die Sache auch nicht neuer.

Drei Jahre nach dem letzten Album "Man On The Run" wollen es Bush noch einmal wissen. Da muss alles drin sein, auch die dissonante Mid-Tempo-Geschichte die ein bisschen Düsternis bringen soll und die Kabel schlafen lässt. "Water" heißt das Stück und plätschert auch dahin wie H2O.

Das neue Album von Bush ist auf modern getrimmt – und lässt jegliche Dynamik vermissen. Klang-Cineasmus fürs iPhone, da leidet alles drunter, nicht zu letzt das recht mittelmäßige Songmaterial. Dem Loudness War getreu gemustert bleibt da alles, aber auch wirklich alles auf der Strecke.

Ansonsten ist "Black And White Rainbows" sehr generischer und belangloser Alternative Rock, der von der wahlweise charismatischen oder immer ein wenig übertriebenen Stimm-Performance von Gavin Rossdale lebt.

Bush sind 2017 ungefähr so spannend wie Matchbox Twenty oder die Goo Goo Dolls. Und hauen in Sachen Pathos auch gerne ähnlich beherzt auf die Kacke – "The Beat Of Your Heart" trieft beispielsweise an allen Ecken und Enden vor Schmalz, da kann kein 'moderner' Sound der Welt den Billig-Analogkäse überdecken, den Gavin & die anderen da fabriziert haben. Am Ende, bei "People At War" ersaufen wir noch einmal in Dramatik. Mit dem War meinen sie bestimmt den besagten Loudness War. Wie hat schon der eine Typ von den Beatles gesagt: War is over if you want it, oder so.

Trackliste

  1. 1. Mad love
  2. 2. Peace-s
  3. 3. Lost In You
  4. 4. Sky Turns Day Glo
  5. 5. Toma Mi Corazon
  6. 6. All The Worlds Within You
  7. 7. Nurse
  8. 8. The Beat Of Your Heart
  9. 9. Dystopia
  10. 10. Ray Of Light
  11. 11. Ravens
  12. 12. Nothing But A Car Chase
  13. 13. The Edge Of Love
  14. 14. People At War

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