laut.de-Kritik
Ernüchternder Alternative-Rock statt langlebiger Post-Grunge.
Review von Kai ButterweckEin neuer Deal mit Sony, zwei Knöpfchendreher der Extraklasse (Jay Baumgardner, Nick Raskulinecz ), sowie ein zur Verfügung gestelltes Studio (606), das auch noch Foo-Fighters-Mastermind Dave Grohl gehört: Einen viel plüschigeren roten Teppich hätte man Bush für ihr mittlerweile zweites Album nach dem Comeback im Jahr 2010 eigentlich gar nicht ausrollen können. Umso trauriger, dass man nach dem Hörgenuss von "Man On The Run" eher ratlos mit den Schultern zuckt, anstatt begeistert klatschend vor den Boxen nieder zu knien.
Selbst inmitten eines nahezu perfekten Umfelds schaffen es die Mannen um Gavin Rossdale nur noch ansatzweise an ihre Glanztaten Mitte der Neunziger zu erinnern. Mag ja sein, dass, wie von Rossdale im Vorfeld stolz verkündet, jeder einzelne Song des neuen Albums ohne Probleme live umsetzbar sei: Mit den klassischen Eckpfeilern einer jeden Bush-Setlist können nur wenige Tracks mithalten.
Um genau zu sein: ganze drei Stück. Da wäre zum einen der zwar simpel strukturierte, aber dennoch fein und detailreich justierte Titelsong, ein Viereinhalbminüter, der alle Trademarks der Band in sich vereint. Das Tempo eher schleppend, düstere Akkorde und wuchtige Drums im Vordergrund: Alles passt. Auch der Mann an vorderster Front macht seine Sache gut. Gewohnt melancholisch und von einem mystischen Hauch umgeben, schlängelt sich Rossdale um eingängige Harmonien. So katapultierte sich die Band vor über 20 Jahren praktisch über Nacht ins internationale Alternative-Rampenlicht.
Auch Songs wie das getragene "Surrender" und das ebenfalls eher bedächtige "Dangerous Love" bewerben sich mit Nachdruck für einen Platz unter der Sonne im Stadio. Mit verhaltenen Strophen und sich aufplusternden Refrains werden auch anno 2014 noch problemlos Arenastimmung geweckt.
Schwieriger wird es mit allzu verkopftem Material. Und davon hat das Album so einiges zu bieten. Allein schon der verquere Opener "Just Like My Other Sins" macht deutlich, dass einem Gavin Rossdale Perlen in Sachen Songwriting schon lange nicht mehr einfach nur so zufliegen.
Statt langlebigem Post-Grunge macht sich anstrengender, bisweilen ernüchternd einfallsloser Alternative-Rock breit ("The Gift", "This House Is On Fire"). Ein paar nett geschrubbelte Powerchords im Verbund mit der einen oder anderen Hookline ("The Only Way Out", "Bodies In Motion") reichen nicht mehr aus, um eine überfütterte Hörerschaft von den Sesseln zu reißen. Time's up.
3 Kommentare mit 4 Antworten
Kein Interesse, mir reichen die Glanztaten der 90er.. und selbst die, fällt mir gerade ein, habe ich seit sicher 8 Jahren nicht mehr ausgepackt..
Kannst du auch ruhig weiter weggepackt lassen, wirkliche Glanztaten haben die doch überhaupt nicht vollbracht.
Joa, wie immer: subjektives Empfinden halt. Es gab da mal ne Zeit da war ich etwas auf Herzschmerz gepolt und da ging mir das gut rein. "Glycerine", "Swallowed", "Mouth", "Everything Zen" oder "Bonedriven" trafen genau meine Stimmung damals. Wie gesagt, diese Stimmung kann ich heute nicht mehr erzeugen, daher werden die Sachen wohl auch ewig nicht mehr ausgepackt.
Ach so, also persönliche Bedeutsamkeit, das geht dann natürlich klar! Für mich waren die aber noch nie wirklich was, fand die musikalisch immer extrem einfallslos.
Habs grad nochmal angemacht. Wenn ich zurückblicke, kann ich mich noch verstehen. Aber jetzt kickt es mich nicht mehr.. Vielleicht war "Glanztaten" ein bisschen übertrieben. Puh, erstma Cormega pumpen jetzt!
So schlecht finde ich das Album gar nicht. Es ist definitiv besser als "Golden State" und "Sea of Memories". "The Gift" oder "Loneliness is a killer" gefallen mir sogar ganz gut. Irgendwie schade, dass sich heute keine Sau mehr für deren Output interessiert.
find ich eigentlich ganz solide.