laut.de-Kritik
Heavy Metal für "Fifty Shades Of Grey"-Leser.
Review von Tom KüppersIch gebe es gerne zu: Wenn ich Musikmanager wäre, hätte ich die Butcher Babies auch sofort gesignt. Man muss kein Rechengenie sein, um diese Gleichung zu lösen. Eine Metal-Band mit zwei Frontfrauen, die auf Comics, Horror und harte Musik stehen, ist eine wie von selbst laufende Nummer. Eigentlich zu schön um wahr zu sein, oder?
"Sex sells" gilt leider ohnehin auch immer, selbst die aktuelle Bio schwurbelt etwas von - ich zitiere: "... dunklen Wurzeln der Lust ...". Klingt irgendwie nach Heavy Metal für "Fifty Shades Of Grey"-Leser. Kommt noch jemandem gerade leicht die Galle hoch?
Dieses Gesamtkonzept schlägt sich mit den ersten beiden Veröffentlichungen "Goliath" und "Take It Like A Man" kommerziell gesehen schon recht wacker, inhaltlich sieht sich die Band um die beiden Sängerinnen Carla Harvey und Heidi Sheperd immer wieder Kritik und dem Vorwurf mangelnder Authentizität ausgesetzt. Musikalisch ist alles zwar durchaus bemüht, letztendlich aber auch wenig zwingend, fast schon beiläufig. Sich zusätzlich noch in Beefs mit Kolleginnen zu verzetteln (frag nach bei Otep Shamaya ) hat zwar einen nicht von der Hand zu weisenden Unterhaltungs-Faktor, hilft aber auch nicht so richtig, als Künstler ernst genommen zu werden.
Auch wenn die Butcher Babies auf ihrem dritten Album "Lilith" grundsätzlich auf den gleichen Zwei-Komponenten-Kleber aus hart und zart wie bisher setzen, so muss man ihnen zugestehen, das vieles deutlich schlüssiger und wesentlich besser ausgeführt wird als in der Vergangenheit. "Burn The Straw Man" lässt in der Strophe Djent und Slipknot kollidieren, und legt noch einen Chorus drauf, der auch auf der letzten Arch Enemy eine gute Figur gemacht hätte. Da gibt es nichts zu meckern.
"#iwokeuplikethis" geht als coole Verbeugung vor Korn durch, auch das wie ein flotter Boogie startende, hoffentlich selbstironisch betitelte "Underground and Overrated" gefällt. "POMONA (Shit Happens)" dreht - abgesehen vom albernen "Fuck"-Kehrreim - mit seinen brutalen Pantera-Style-Riffs garantiert auch den härtesten Moshpit auf links.
Dem stehen aber auch ganz klar auf Masse produzierte Songs wie die erste Single "Headspin", "The Huntsman" oder "Look What We’ve Done" gegenüber, die sich zwar allesamt um den ganz großen Chorus bemühen, ihr Ziel aber verfehlen und genau die Klischees erfüllen, die man den Damen und Herren Musikern immer wieder um die Ohren klatscht. Das Fazit? "Lilith" ist immer dann am besten, wenn es die Butcher Babies richtig krachen lassen und wirkt insgesamt deutlich konsequenter umgesetzt als frühere Alben. Wer denen allerdings schon nichts abgewinnen konnte, der wird sich auch von "Lilith" nicht überzeugen lassen.
3 Kommentare mit einer Antwort
im grunde ist die frage nach authentizität bei solchen projekten nicht so relevant, finde ich. gibt und gab ja genug retortenbands, die dennoch mit qualität überzeugen.
ich halte es auch grundsätzlich nicht für verwerflich, erotik durchaus offensiv ein zu bringen. showbiz ist ja keine klosterschule. man kann das auch sehr gut machen, wie etwa weiland the cramps.
doof ist es nur, wenn dabei - wie hier - eine substanz vorgegaukelt wird, die musikalisch und songwriterisch einfach wenig bis nichts taugt, wenn die platte als reines hörmedium ein öder rohrkrepierer ist.
und hier liegt m.E. nach genau der qualitativ himmeweite unterschied zwischen dem sexy horrortheater, was rob und sheri moon zombie machen und dieser schmalspurgrütze.
Wow, die beiden Botox-Cinderellas sind genauso unecht und untalentiert wie die Mucke an sich schon fürchterlich ist. Das ist kein "Heavy Metal für "Fifty Shades Of Grey"-Leser", sondern Gar(b)age Rock für Auf-Brazzers-Plastikpuppen-wichsende-Volldeppen.
Wenn das so ist, sollte ich den Damen wohl doch mal eine Chance geben.
https://www.youtube.com/watch?v=HE4fIvwqPvc