laut.de-Kritik
Diesem Plastik gewordenen Frühling fehlt der Zünder.
Review von Alexander CordasEin wunderschöner Sommertag. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, ab und zu erfrischt eine kühle Brise die Sinne. Du liegst in der Hängematte und guckst strahlend in die Sonne. Nichts auf der Welt kann deine Laune trüben. Fröhlich legst du "Napalm Springs" in deinen Discman und drückst auf Play. Du schließt die Augen, entspannst dich und lauschst den Klängen. Und schläfst nach ein paar Minuten ein ...
Genau für solche Momente des Sommers ist "Napalm Springs" eine gelungene Sounduntermalung. Wer allerdings Wert auf mehr legt, wird von diesem Album nicht viel erwarten dürfen. Denn das Debütalbum der neuen Band um Michael Gurley und Phil Leavitt, ihres Zeichens Ex-Musiker der Band dada, möchte gerne das perfekte Sommeralbum sein, scheitert bei diesem Unternehmen aber bereits auf halber Strecke. Außer einer Zusammenstellung von ein paar netten, aber völlig belanglosen und unberührenden Popsongs hat das Album nichts zu bieten.
Butterfly Jones (übrigens einer der schlechtesten Bandnamen, die ich je gehört habe) mangelt es einfach an so ziemlich allem, was eine gute Band ausmacht. Eine eigene Identität oder Innovationen scheinen der Band völlig fremd zu sein. Wo um alles in der Welt wird auf diesem Album "wagemutig das Moderne mit geradezu schamloser Nostalgie" verbunden, wie mir in der Bandinfo versprochen wird? Das einzige was ich hier höre, ist ein Abklatsch bzw. eine weniger gelungene Mischung aus anderen bekannten Bands. Zum Beispiel der Titeltrack. Als ich die ersten Töne hörte, kamen mir unweigerlich Radiohead in den Sinn. Und als die Stimme einsetzte, wollte der erste Eindruck einfach nicht nachlassen: Hier hat jemand zu viel "OK Computer" gehört, fand es aber zu melancholisch und wollte einfach mal einen optimistischen Radiohead-Song schreiben. Nur zu schade, dass "Napalm Springs" es zu der Zeit nicht einmal auf eine Radiohead B-Seite geschafft hätte – hier wurde zu sehr der Weichspüler ausgepackt, der den "Hard Rock Refrain" (Bandinfo) zu einem stinknormalen Rock Refrain verkommen lässt und solch belanglose Dinge wie Kanten oder Emotionen einfach wegspült.
Auch die Texte vermögen nichts mehr aus dem insgesamt mehr schlechten als rechten Eindruck rauszureißen. Macht euch euer eigenes Bild: "When people are mean / when people are sad / it usually means / that somewhere inside they're sad" (aus "When People Are Mean"). Einen Tusch bitte, dafür haben Butterfly Jones die goldene Glühbirne für besondere Leistungen im Bereich "Lyrische Dichtung" verdient!
Das Cover des Albums und die Rückseite, auf der sich eine bloß im Bikini bekleidete blonde Schönheit räkelt, weist den Weg: "Napalm Springs" hat einfach nicht die Substanz, um wirklich lange vor den Boxen zu fesseln. Ich wette, es gibt einige Leute, die an dieser Sommerplatte Gefallen finden und mit diesem Album noch ein paar wunderschöne Sommertage verleben. Ich gehöre aber nicht dazu, diesem Plastik gewordenen Frühling fehlen der Zünder, um zu explodieren, und die Haken, um sich im Ohr festzukrallen. Für die Eingängigkeit der Songs und die gelungene Produktion vergebe ich einen Gnadenpunkt – mehr ist nicht drin.
Noch keine Kommentare