laut.de-Kritik
Bei allem Respekt - ihr seid alte Säcke!
Review von Mathias MöllerOkay, liebe Buzzcocks. Ihr seid - bei allem Respekt - alte Säcke. Pete, deine Mutter ist immer noch nicht davon überzeugt, dass du einer "richtigen Arbeit" nachgehst, du bist über 50! Steve, du bist auch schon seit über 30 Jahren dabei.
Tony und Danny machen es zwar noch nicht so lang, aber mal ganz ehrlich: Wer braucht eine alternde Punkcombo überhaupt noch, die mit "Ever Fallen In Love ..." vor knapp 30 Jahren ihren größten Hit hatte?
Und dann rotiert dieses Monster von Konzertmitschnitt im CD-Player: "30" umfasst 28 Stücke aus der Karriere der Mancunians, knapp 78 Minuten Live-Entertainment, festgehalten 2006 im Londoner Forum zum runden Geburtstag der Erste-Stunde-Punks. Sänger Shelley rotzt mit seinem nordenglischen Akzent den Titel des Openers in den Konzertraum und "You Tear Me Up" rumpelt los.
Der Track vom '78er Debütalbum "Another Music In A Different Kitchen" ist genau so festgehalten, wie ich es mir von einer Punkband wünsche: Energetisch, weit nach vorne gelehnt, aggressiv geradezu, einigermaßen klar im Sound aber weit entfernt von Hi-Fi. In den Übergängen sabbelt Shelley nicht übermäßig viel, die Band konzentriert sich aufs Kerngeschäft, mehr erwarte ich nicht.
Und so reißen sie eine Nummer nach der anderen runter. "30" ist ein Lehrstück in Sachen Punk-Entertainment. Quick and dirty. Und von altersbedingten Ausfallerscheinungen keine Spur. Im Gegenteil: Das Quartett kickt mehr Ärsche als viele Nachwuchsbands es heute vermögen.
Die drei wohl größten Hits "Ever Fallen In Love ...", "Orgasm Addict" und "Boredom" heben sie sich für den Schluss auf, auch das kann man ihnen nicht verdenken. Dennoch findet sich davor kaum Füllmaterial: Stücke wie das hochmelodiöse "Isolation" vom '93er Comeback-Album "Trade Test Transmissions" oder das treibende "Totally From The Heart" vom '96er "All Set" sorgen für durchgängige Kurzweil.
Habe ich euch alte Säcke geschimpft, Buzzcocks? Vergebt mir!
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