laut.de-Kritik
Ein beeindruckendes Vermächtnis.
Review von Daniel StraubWenn das britische Label Ministry Of Sound eine Einladung zur "Masterpiece" Compilation-Reihe ausspricht, braucht man sicherlich nicht lang zu überlegen, ob man sie annehmen oder ablehnen soll. Das gilt wohl auch für einen Künstler wie Carl Craig, der in seiner 20-jährigen Karriere zahllose Klassiker, gefeierte Remixe, fantastische DJ-Sets veröffentlich hat und wie kaum ein anderer für elektronische Musik aus Detroit steht.
Man darf also gespannt sein, wie Carl Craig das üppige, drei CDs umfassende Format von "Masterpiece" füllt. Seine Vorgänger Francois K., Gilles Peterson, Jazzie B., Fabio & Grooverider sowie Andrew Weatherall haben jeweils drei DJ-Sets eingespielt und diese mit einem Motto überschrieben.
Carl Craig geht auf seinem "Masterpiece" einen eigenen Weg. Die ersten beiden CDs stehen noch ganz in der Tradition seiner Vorgänger und geben in gemixter Form Einblick in die Produzenten, die ihn derzeit am meisten begeistern (Aspiration), und die Künstler, die für seine Karriere am prägendsten waren (Inspiration). Den dritten Teil schließlich bestreitet Craig ausschließlich mit eigenen Ambient-Tracks, die er unter dem Schlagwort 'Meditation' zusammengefasst hat.
Der erste Teil liefert viele Produzenten, die über die Jahre immer wieder in Carl Craigs DJ-Sets zu hören waren: Technasia, Ben Sims und Loco Dice beispielsweise. Den Altstars der Szene überlässt er die Bühne jedoch nicht allein. Junge und noch nicht so bekannte Acts wie Kyle Hall aus Detroit oder Tini vom Loco Dice Label Desolat dürfen sich auch über die Wertschätzung von Carl Craig freuen.
Musikalisch breiter aufgestellt geht es im zweiten Teil von "Masterpiece" zu. Zu den wichtigen Inspirationsquellen von Carl Craig zählen natürlich Produzenten, denen man die Erfindung von Techno zu Gute schreibt: Derrick May und Kevin Saunderson alias E-Dancer. Interessanter sind da schon die Stücke von African Head Charge, David Lynch und The Temptations, die eine bislang weitgehend unbekannte Seite von Carl Craig zeigen.
Zum Abschluss von "Masterpiece" überrascht Carl Craig mit bislang unveröffentlichten Tracks aus seinem Studio. Die fallen allesamt Ambient aus und geben damit Einblick in einen Aspekt seiner künstlerischen Persönlichkeit, die vor einigen Jahren in der Kooperation mit Moritz von Oswald schon angeklungen ist. Es spricht für die Klasse von Carl Craig, dass er auf "Masterpiece" gerade einmal einen seiner hochgelobten Remixe spielt und trotzdem ein Release abliefert, das seinem Titel voll und ganz gerecht wird.
1 Kommentar
Klingt interessant. Die Weatherall Compilation war genial.