laut.de-Kritik
Die Niederländerin taugt nicht zur Rampensau.
Review von Alexander CordasWährend sie es in unserem Nachbarland an Popularität schon mit der Königin aufnehmen kann, muss sie sich diesen Status in Teutonien erst noch erarbeiten. Aber nicht zuletzt dank des Erfolgs von "A Night Like This" ist sie auch hierzulande auf dem besten Weg zum Top Seller.
Caro Emerald trifft mit ihrem Retro-Sound den Zeitgeist mit dem Holzhammer absolut auf den Kopf. Das beweist die Komprimierung dreier Auftritte in der Heineken Music Hall vom Dezember 2010, als die Niederländerin Amsterdam beehrte. Vor über 5.000 zahlenden Zuschauern pro Auftritt fährt die Emerald das ganz große Kino auf, mit zahlreichen Backgroundmusikern, DJ, Conferencier und allem Trallala, der vermeintlich zu einer zünftigen 50er-Show gehört.
Dazu hat sie ein granatenstarkes Pop-Album im Gepäck, das bereits gezeigt hat, dass Caro auf Albumlänge mehr als nur einen Hit auf der Pfanne hat. Somit dürfte dieses Live-Dokument ja ein Triumph auf ganzer Linie bedeuten. So ganz zündet der Reigen aber nicht. Zu brav und verhalten kommt Caro daher. Hört man sich die CD an, fällt auf, dass sie im Vergleich zu den Studioversionen kaum variiert, nur die Instrumental-Sektion genehmigt sich ein paar Extravaganzen. Hier tut sich vor allem der Live-DJ mit einigen stylishen Scratches hervor.
Dass Emerald nicht zur Rampensau taugt, verdeutlicht die beiliegende DVD. Allzu schüchtern, zurückhaltend und fast schon etwas verloren und deplatziert auf der großen Bühne kommt sie einem vor. Ab und an möchte man sie geradezu in Richtung Spotlight schubsen. Etwas weniger Understatement hätte nicht geschadet. Der ganz große Rahmen mit all dem Brimbamborium wirkt etwas überladen und drückt die Sängerin an den Rand.
Schade eigentlich, denn die Stimme für die großen Momente hätte die Niederländerin allemal. Für einen wirklich mitreißenden Abend reicht es dann aber doch nicht. Die Trackliste hält nur einen Song bereit, der nicht auf dem Debüt zu finden ist. Ausgerechnet das Lady Gaga-Cover "Bad Romance" musste es sein. Zwar macht der Song in der umarrangierten Vintage-Version keine schlechte Figur, aber originell ist definitiv anders.
Ein klein wenig mehr Engagement hätte der Ausgestaltung der DVD auch gut zu Gesicht gestanden. Lediglich ein Stereo-Format bekommt der Zuschauer serviert, weitere Extras: Fehlanzeige. Nachdem aus ihrem Debüt wirklich der letzte kommerziell verwertbare Rest heraus gequetscht wurde, wird es jetzt langsam Zeit für einen würdigen Nachfolger.
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