laut.de-Kritik
Die 45-minütige Krawall-Schleife lässt kaum Zeit zum Luftholen.
Review von Kai ButterweckAls letztes verbliebenes Urmitglied hat sich beim Chamaira-Silberrücken Mark Hunter in der Vergangenheit so einiges an Frust aufgestaut. Spätestens als sich Ende 2011 auch die beiden langjährigen Band-Mariachis Rob Arnold und Matt DeVries verabschiedeten, drohte die eh schon dick angeschwollene Halsschlagader des Sängers zu platzen.
Glücklicherweise ging der Ritt auf dem einsturzgefährdeten Personalkarussell nicht über allzu viele Runden, denn mit Emil Werstler und Matt Szlachta fanden Chimaira wenige Monate später bereits ebenbürtigen Ersatz. Das mittlerweile zum Sextett aufgestockte Bandgefüge fackelte nicht lange und machte sich kurz nach der Rekrutierung der neuen Kräfte an die Aufnahmen für den "The Age Of Hell"-Nachfolger. Dieser schnaubt dieser Tage nun erwartungsgemäß aggressiv mit den Nüstern.
Mit donnernden Riffs, walzenden Rhythmus-Infernos und einer Gesangsdarbietung, bei der sogar die eine oder andere Death Metal-Bruderschaft anerkennend Beifall spendet, sorgen die Herren um Platzhirsch Hunter für eine 45-minütige Krawallo-Dauerschleife, die kaum Zeit zum Luftholen lässt. Lediglich das mittig eingestreute Zupf-Instrumental "The Transmigration" hält die heimischen Boxen für kurze Zeit im Regal – ansonsten hüpft das Speakersystem fast durchgehend wie eine tollwütige Karnickel-Herde durchs hauseigene Wandmobiliar. Vor allem Extrem-Vierminüter wie "No Mercy", "I Despise" oder "Spineless" sowie die Moshpit-Hymne "Crown Of Phantoms" lassen in punkto Härte und Rotz kaum mehr Wünsche offen.
Dem infernalen Treiben der Amis fehlen allerdings die nachhaltigen Momente. Wie ein unkontrollierbarer Bulldozer zermalmt der Großteil des Materials alles, was sich ihm in den Weg stellt. Dabei bleibt viel Elementares auf der Strecke. Markante Melodien oder Songwriting-Überraschungen sucht der Hörer anno 2013 vergebens. Zwar wird solide und technisch versiert geknüppelt, doch bleibt nur wenig dabei hängen.
Vom vertrackt strukturierten Titeltrack und dem apokalyptischen "Kings Of The Shadow World" einmal abgesehen, hämmern Chimaira auf einer Linie. Durchschlagskraft allein reicht allerdings nicht aus, um sich im überlaufenen Kraft-Metal-Genre einen der begehrten VIP-Plätze zu sichern. Das sollten auch Chimaira mittlerweile mitbekommen haben. Schließlich "musizieren" die Amis nicht erst seit gestern.
1 Kommentar
Dem ist nichts hinzuzufügen. Hatten bis Resurrection immer ein paar Hits auf den Alben, doch mittlerweile sind Chimaira nur noch zum wegschnarchen. Kein Wunder dass sich das Wechselkarussel nach jedem Album weiterdreht.