laut.de-Kritik
Luda wieder cool. Chingy wieder cool. Platte immer noch schlecht.
Review von Alexander EngelenIch dachte schon, ich wäre der einzige, der nicht verstanden hat, wieso sich Chingy vor ein paar Jahren von einem Tag auf den anderen von Ludacris' Label Disturbing Tha Peace getrennt hat. Pünktlich zum Release von Chingys "Hate It Or Love It" erfahre ich jetzt, dass sogar die direkt Beteiligten nicht wirklich wussten, was da abging.
War alles also nur ein Missverständnis. Luda ist wieder cool. Chingy ist wieder cool. Zumindest ein Rapper-Kriegsbeil ist begraben. Chingy firmiert wieder unter dem Disturbing Tha Peace-Logo. Die Welt ist wieder ein Stückchen besser geworden - was man von Chingys Musik leider nicht behaupten kann.
Nach wie vor sind die Spendierhosen dick ("Spend Some $"), die Chromfelgen so weitläufig wie der Rumpfumfang des Kollaborationspartners ("Roll On 'Em" mit Rick Ross), man selber flyer als ein Lufthansapilot ("Fly Like Me") und der Swagger so fresh, dass sich das Himmelstor ganz von alleine öffnet ("Check My Swag").
Chingys Einspruch geht dahingehend irgendwie nach hinten los: "I got rich from sayin 'Right Thurr' and shit." Ganz genau, das ist ja das große Problem! Der Großteil der Konsumenten fällt auf diesen Shit rein. Zumindest für eine bestimmte Zeit. Irgendwann erkennen nämlich sogar die, dass dieser Shit so kurzlebig ist wie der Gestank eines lauten Furzes.
Wer Bock hat, auf der kurzlebigen Erfolgswelle zu schwimmen, hat eben auch die Zeichen der Zeit richtig zu lesen. Im Hip Hop-Jahr 2008 geben eben Handys und simpelst rappende Jugendliche den Ton an. Wo man aber den derzeitigen Erfolgsparametern aus drei Tönen, maximaler Handy-Kompatibilität und dazugehörigem Tänzchen eine gewisse Form von Unterhaltung nicht absprechen kann (Soulja Boy, irgendjemand?), bietet sich hier lediglich Entertainment-Ödland. Wo sind Mr. Collipark und die Ying Yang Twins, wenn man sie braucht?
Zwei Dinge muss man Chingy jedoch zu Gute halten: Schön zum einen, wenn sich "Lovely Ladies" mal nicht um Hinterteile dreht, sondern um den Respekt gegenüber Mutter, Tante und Oma. Zum anderen muss der Song mit dem schrecklichen Titel "2 Kool 2 Dance" fast schon als geniale Satire durchgehen.
In dem Fall sei Chingy dazu gratuliert, jenen tanzrappenden Jugendlichen herrlich den Spiegel vorgehalten zu haben. Chingys simple Mittel: 808-Clap, Bassdrum, Hochwürg-Synthies und Tanztotalverweigerung in mantraartiger Endlosschleife: "I'm just too cool to dance. I just rock." Zwei Aspekte, die mir dann doch zwei Balken wert sind.
5 Kommentare
Nette Review.
Irgendwo hast du recht, ich mag aber Chingy, das Album hab ich zwar noch nicht durchgehört, aber ich mag einfach seine Stimme.
Die ist soooooooooo süß.
Starke Review... nur so schnell wird eine gewisse Grundzahl an Konsumenten nicht aufhören "drauf reinzufallen"
Dies aber nur in Amerika, in Deutschland ist der ja n' Noname.
Hab das Album noch nicht gehört, aber Chingy ist sowieso nicht mein Fall, denke eher Hate It als Love It...:)
In Amerika wird er auch nicht als burner gehandelt, kann mich nicht erinnern, dass ihn jemand vermisst hätte...aber apropo vermisst, was ist eigentlich mit Masta, A Long Hot Summer ist auch schon eine Ewigkeit her...das ist einer der wenigen Amis die ich persönlich vermisse...Chingys gibts genügende...
review trifft genau zu.