laut.de-Kritik

Hoffentlich bekommt der Nominator keinen großen Bruder.

Review von

"Leg dich bloß nicht mit mir an!", tönt der Nominator. Wollen wir ja gar nicht. Müssen wir aber, obwohl die Platten der Container-Psychos eigentlich nicht ernst zu nehmen sind. Was soll's. Schließlich müssen auch Auftragskomponisten und -musiker ihre Brötchen verdienen. Was mich im Fall des geilen Christian aber tierisch nervt, ist, dass sein bedeutungsloser Deutsch-Pop-Potpourri mein Jugend-Idol Falco in den Dreck zieht.

Man muss sich Mitte der Achtziger nicht die Haare gegelt haben, um zu kapieren, dass bei der Chart-Single "Es Ist Geil Ein Arschloch Zu Sein" sowie bei fast jedem zweiten weiteren Gassenhauer versucht wird, das Konzept des guten Johann Hölzl zu kopieren. Zu der Musik des Wieners (vor allem nach der Scheibe "Falco 3") kann man stehen, wie man will. Aber Falco wuchs von Kindesbeinen an mit Musik auf und wurde ein echter Pop-Star.

Der gute Christian dagegen ist schlicht und einfach ein Geschäftsmann. Auch wenn er zu diesem Job kam wie die Jungfrau zum Kinde und eine Horde Berater im Rücken hat. Endemol macht's möglich. Zumindest war der Nominator so schlau, früh genug aus der zweiten Big Brother-Staffel auszusteigen und mit seinen nicht vorhandenen Pfunden im Musik-Biz ordentlich zu wuchern. Einige hundertausend verkaufter Platten sprechen eine deutliche Sprache.

Was das Debut-Album betrifft, bei dem es der Nominator hoffentlich belässt, hat es wenigstens den Anschein, als habe sich Christian beim Einsingen der zwölf sinnentleerten Texte nicht allzu sehr anstrengen müssen. Dies hebt ihn positiv von manch anderem singenden Container-Terroristen ab. Musikalisch hört man neben den lächerlichen Falco-Verschnitten billigen Deutsch-Pop-Rock à la Pur und öden Pop-Rap im Stile eines Talents wie Oli P.

Schwachsinniger Dance-Pop mit Vocoder-Gesang ("Garten") und ein Reggae-Stück, auf dem Christian versucht, dem Alkohol abzuschwören, dürfen ebenfalls nicht fehlen. Für alle Biker, die schon sehnsüchtig auf Harrys schwergewichtiges Single-Debut warten, gibt's mit "Torten" zum Ausklang noch ein Rocker-Vertrösterli.

Ibiza-Après-Mucke vom Fließband eben. Über die Texte muss eh kein Wort verloren werden. Sie knüpfen nahtlos an das intellektuelle Level der Big Brother-Staffeln an. Alle, die nicht wissen, was Musik ist und das Radio einschalten wie sie die Klo-Spülung drücken, für die hält der Nominator jetzt den richtigen Klo-Stein bereit.

Trackliste

  1. 1. Nominator
  2. 2. Es Ist Geil Ein Arschloch Zu Sein
  3. 3. Da Geht Noch Was
  4. 4. Feine Leute
  5. 5. Garten
  6. 6. Was Kostet Die Welt
  7. 7. Nie Wieder Alkohol
  8. 8. Badman
  9. 9. Armes Schwein
  10. 10. Dies Eine Leben
  11. 11. Permanent Geil
  12. 12. Torten

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