laut.de-Kritik
Beats und Spiele: Mysteriöse Musik aus dem Zaubertheater.
Review von Kerstin KratochwillFünf Jahre nach ihrem letzten Album "Put The Shine On" glänzen CocoRosie wieder mit neuen schräg-schönen Songs: "Little Death Wishes" ist das mittlerweile achte Album des Schwesternduos Bianca und Sierra Casady, das mit rauer Zärtlichkeit ihre mysteriöse magische Musik sowie ihre innige irrwitzige Kreativität umarmt.
Der englische Ausdruck Sisterhood, dem sowohl die Schwesternschaft sowie ein eigener Kiez als musikalisches Zuhause eingeschrieben ist, umfasst in seiner Prägnanz sehr viel vom Phänomen CocoRosie. Auch auf dem neuen Album wird das zelebriert, so schillern die Songs zwischen elektronischen Spinnereien ("Cut Stitch Scar"), hip-hop-lastigen Spielereien ("Girl In Town feat. Chance The Rapper") oder exzentrischen Szenarios ("Paper Boat"). Von treibenden beatlastigen Ohrwürmern bis minimalistischen schwebenden Songstrukturen ist hier alles vertreten.
CocoRosies Mut in Sachen Genrehopping scheint endlos. Ausgehend vom Konzept der Kinderspiele bauen sie ihre Tracks oft auf einem Kinderkeyboard auf und erweitern den Begriff des Spiels auf das Theater, so dass die Songs mal luftig-leicht dann wieder arty-atmosphärisch aufgeladen sind. Oft erinnert das stimmlich an eine kindliche Variante einer Amy Winehouse oder Billy Holidayy, an die exzentrische Konzeptkunst einer Björk oder Meret Becker sowie an Antony Hegarty oder Devendra Banhart, mit denen sie ihr Queer- und Freak-Folk Album "Noah’s Ark" im Jahr 2005 aufnahmen.
Die Versponnenheit zwischen Lust an Grenzüberschreitung und Liebe zum Experiment wird in CocoRosies Musik verehrt, in der irrealen Realität zu Pandemie-Zeiten irritierten aber auch sie mit verschwörungstheoretischen Aussagen, was mit "absichtlichem Missverstehen" in der Pressemitteilung zum neuen Album kommentiert wird. Wie auch immer, die surreale Musikwelt von CocoRosie versteht man instinktiv richtig, wenn man sich wie ein Kind auf diese Spielwiese einlässt und mitreißen lässt.
1 Kommentar
Gut ge-und beschrieben. Von mir unterschrieben..