laut.de-Kritik
Erfolgreich sperrig gegen den Indie-Mainstream.
Review von Martina KellnerDie Cold War Kids legen dem Hörer wieder Steine in den Weg. Zugang zum neuen Album findet man nicht leicht, doch seien wir ehrlich: etwas anderes hätte man von Nathan Willett und seinen Kollegen auch nicht erwartet. Seichte Kost gibt es zur Genüge. Gut, dass die Amis in dieser Hinsicht ihrer Linie treu bleiben.
Auch das Ende 2006 veröffentlichte Debüt fesselte und irritierte zugleich. Neben reichlich Lob in punkto Ausdrucksstärke, Eigenständigkeit und vor allem narrativer Intensität hagelte es auch Kritik. "Robbers & Cowards beleidigt unsere Intelligenz ein paarmal zu oft", urteilte etwa die Musikwebsite Pitchfork. Und tadelte damit genau das, was andere positiv heraushoben: Storytelling, Melodien und religiöse Symbolik.
Wer den Erstling nicht mochte, lässt sich sicher auch von "Loyalty To Loyalty" nicht zum reumütigen Anhänger der zwischen Rock und Blues angesiedelten, von Dylan, Radiohead und Velvet Underground inspirierten Combo bekehren. Zentral ist noch immer Willetts Gesang, an dem sich wohl die meisten Geister scheiden. Zwischen Jeff Buckley und Devendra Banhart klagt sich der Frontmann durch die Strophen. Besonders leidvoll geschieht dies in "I've Seen Enough" oder "On The Night My Love Broke Through".
Und auch diesmal geht es wieder um die Geschichten einzelner, um die Frau, die sich das Leben nehmen will in "Golden Gate Jumpers" oder um die Selbstzweifel einer gepeinigten, einsamen Seele, erzählt in "Every Man I Fall For" - beides Stücke, die ganz in der Erzähltradition des Debüts entstanden. Andere Songs weichen von dieser narrativen Struktur ab, bringen vielmehr verschiedene Gedanken, Stimmungen und Eindrücke zusammen ("Mexican Dogs", "Against Privacy"), fordern dabei geradezu die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers.
Ab und an wird der dominante trauervolle Grundton aber auch durch leichtere, einfacher wirkende Instrumentalisierung durchbrochen. "Something Is Not Right With Me" ist beispielsweise so ein Song, der deutlich poppiger und tanzlastiger als das Gros daherkommt. Auch "Relief" fällt aus dem gewohnten Schema deutlich heraus. Ganz ohne Gitarre bestimmen vorrangig Bass und Keyboard den Dancetrack.
Zum Ende hin zeigen sich die Cold War Kids mit "Cryptomnesia" allerdings wieder von ihrer melancholisch-depressiven Seite und runden so ihr Loyalitätsbekenntnis, das wohl in erster Linie als ein persönlicher Treuebeweis an die Band selbst zu verstehen ist, gelungen ab. Die Kalifornier produzieren gerade nicht den durchschnittlichen Indierock-Einheitsbrei, das stellen sie mit dem Zweitwerk einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis.
2 Kommentare
Indie ist doch sowieso der letze Dreck.
Klasse Beitrag! Mehr davon!