laut.de-Kritik
Sommerscheibe mit nachdenklichem Unterton.
Review von Michael EdeleNeues Cosmic Tribe-Album im Briefkasten? Wird Zeit, dass der Sommer kommt. Bislang lieferten die Scheiben der Hannoveraner jedenfalls immer die perfekte Begleitung für die Fahrt an den Baggersee und/oder alles, das damit zu tun hat. "Gravity" lässt diesen Aspekt nicht vollkommen außer Acht, unterscheidet sich allerdings doch von den Vorgängern.
Das neue Album erscheint insgesamt ein wenig reduzierter. Back to basics, sozusagen. Die hohe Stimmlage von Olli taucht eigentlich nur noch in den Refrains als Dopplung auf. Auch der Rest klingt eher natürlich. Alles hat einen etwas nachdenklicheren Unterton und lässt für meine Geschmack Leichtigkeit und Sexiness vermissen. Aber der Reihe nach.
"Rubbermaid Lips" übt musikalisch gut vertonte Kritik an der Silikonisierung nach Hollywood'schem Vorbild, wenn irgendwelche mentalen Flatliner wie Micaela Schäfer wegen Aufpumpens von Arsch, Titten, Lippen und wasweißichnochallem auf einmal eine Relevanz zugesprochen bekommen, die ihnen zu keiner Zeit zusteht. Als Opener geht die Nummer absolut klar, sie vereint die genannten Stärken der kosmischen Sippschaft perfekt.
Die Hitdichte ist nicht mehr ganz so hoch wie noch auf "The Ultimate Truth About Love, Passion And Obsession" oder "Under The Same Sun". Zwar überzeugt der Refrain von "10.000 Miles", die Strophe und das Solo gelingen aber nur bedingt. Dafür bügelt das mit leichten The Cult-Reminiszenzen versehene "Dance With Me" alles wieder glatt.
Knüpft "Shout It" noch ganz ordentlich an, markiert "Do You Love Me" einen ziemlichen Ausfall: viel zu belanglos und auf Lala-Mucke getrimmt, um irgendeine andere Regung als Schulterzucken zu erzeugen. "Sweet Emily" biegt die Kurve dann nur mit Mühe wieder nach oben, das schafft erst "I Love Your Way" wieder ohne Einschränkungen.
Dann kommt endlich "Whipped Man", und da ist die Sexiness auch wieder, die ich bis hierhin vermisst habe. Allerdings drängt sich mehr und mehr der Verdacht auf, dass der zu sterile Sound einen negativen Einfluss hat. Zwar hat die Snare einen ordentlichen Punch, doch Gitarren, Bass und auch Kick-Drum geraten in den Tiefen nicht wirklich satt genug.
Während "Strong" eine wenig im Nu Metal wildert und "Serenade To Freedom" dem Southern Rock huldigt, setzt das etwas zerfahrene "Promised Land" den Schlusspunkt unter ein Album, das leider nicht die erhoffte Sommerscheibe geworden ist. Auch nach wiederholten Durchläufen muss sich "Gravity" den beiden Vorgängern geschlagen geben.
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