laut.de-Kritik
Graf und Gräfin Blutsauger spitzen ihre Eckzähne.
Review von Michaela PutzGraf und Gräfin Blutsauger spitzen ihre Eckzähne und folgen dem Ruf der Paradevampire der Metalszene. Cradle Of Filth vertonen wieder dunkle Leidenschaften, Obsessionen und religiöse Abhängigkeit. "Dunkle Märchen für Erwachsene", nennt es die Band selbst. Auftakt ins musikalische Märchenland der etwas anderen Art ist ein klassisches Intro. Doch nach "Under Pregnant Skies She Comes Alive Like Miss Leviathan" verlassen COF das symphonische Element und erheben direkte Riffs zum obersten Gebot.
"Dirge Inferno" verspricht Thrash Metal vom Feinsten, und das voll auf die Zwölf. "Tonight In Flames" beginnt mit einer gesprochenen Einleitung und entwickelt im Refrain eine Melodie, die man glatt als Göteborg-Sound durchgehen lassen könnte.
"Thornography" besticht in erster Linie mit geilen Thrash- und Death-Metal-Elementen sowie guten Melodien. Damit gehen Dani und Co. den Weg, der sich auf den letzten Werken abzeichnete, weiter: Weniger Bombast, mehr Heavy Metal. Was keineswegs auf Kosten der Atmosphäre oder des Anspruches geht. Die Songs bieten durch die Bank abwechselnde, sich wiederholende Themen und Tempiwechsel.
Drumtechnisch geht es mal gemächlicher dahin, während an anderer Stelle die Blastbeats hervorbrechen. Daneben gibt Fronter Dani Laute von sich, die von Kreischen über Flüstern bis zu Fauchen, Krächzen und Singen reichen. Etwas in den Hintergrund des Geschehens treten hingegen die Keyboards. Die dominieren nur mehr an ausgewählter Stelle, etwa in "I Am The Thorn" oder im symphonischen "Lovesick For Mina".
Nach dem düster vor sich hinrockenden "Libertina Grimm", das mit hysterischem Gekreische Danis versehen ist, kommt "The Byronic Man" wieder epischer rüber. Beteiligt am Gesang dieses äußerst dynamischen Songs ist Ville Valo, was jedoch kaum auffällt, wenn man es nicht weiß. "Cemetry And Sundown" ist einer der melodischsten Tracks, dessen Refrain fast schon gute Laune verbreitet. Ebenso kickend zeigt sich "The Foetus Of A New Day Kicking", was auch an der eingängigen Melodie liegt.
Ein kleines Schmuckstück ist "Rise Of The Pentagram", eine kleine Geschichte innerhalb des Albums. Eine Erzählung leitet den Song ein, eine Horrormär, von einem mystisch klingenden Instrumentalstück erzählt. Orientalische Melodien verbinden sich mit treibenden Rhythmen, atmosphärische Keyboardklänge ergänzen schräge Riffs. Der perfekte Soundtrack für einen Gruselstreifen. Zwei fetzende Songs bilden den Abschluss dieser Schauermär, wobei das fies rotzende "Temptation" ein Cover von Heaven 17 ist.
Man kann ja zu Cradle Of Filth stehen, wie man möchte. Wahlweise 'Ausverkauf' oder 'untrue' schreien. Musikalisch, meine ich, findet man nicht viel, womit man ihnen ans Bein pissen könnte. Mit abwechslungsreichen, vielschichtigen und atmosphärischen Songs eröffnen sie ein düsteres Universum, erschaffen eine kleine Märchenwelt aus bösem Geschredder und davon tragenden Melodien, die einen ganz tief in menschliche Abgründe blicken lassen.
2 Kommentare
Nette Kritik, aber das Wort "Trash Metal" mag man im Zusammhang mit CoF so wenig hören wie den unpassenden Vergleich mit "Götebog"-Sounds. Mag es sein, daß der werte Herr Verfasser selber kein Fan dieser Musikrichtung ist, genrefremd gar? Dieser Eindruck drängt sich auf, liest man die leider nichtssagenden Kommentare zu den Songs, die in ihrer versuchten Unverfänglichkeit einen netten Ansatz von Rhetorik in sich tragen müssen, nichts desto trotz nichts über die Musik aussagen - zurück in der Schule gäbe das trotz guter Ansätze eine 6 wegen Themenverfehlung.
@Litharien: frau verfasser......