laut.de-Kritik
Vergleiche mit Kool Savas, Curse u.a. schaden der Kunstfigur.
Review von Laura SprengerEin Album wie "Renæssance" zu rezensieren, das sich vor allseitigem Beifall kaum retten konnte, gestaltet sich als eher undankbare Aufgabe. Zumal wenn man sich all dem überschwänglichen Lob höchstens bedingt anschließen kann.
Ohne Frage steckt in Credibil ein außergewöhnlich talentierter Texter, dessen Augen sehen, "was nicht jeder sieht", der authentisch und ungekünstelt wirkt und komplexe Themen mit einfachen, aber wirksamen Metaphern illustrieren kann. Was dem Frankfurter eher fehlt, ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Vergleiche mit Kalibern wie Curse, Azad, Kool Savas oder Kontra Ks kommen zwar einem Ritterschlag gleich, zugleich verleiten sie den 21-Jährigen aber scheinbar dazu, seine Kunstfigur Credibil viel zu sehr zu verwässern.
"Renæssance" gleicht einem dreiaktigen Theaterstück, unterteilt von "Akt Apellas" in die Themenkomplexe Familie, Frankfurt und Hassliebe. Im ersten und letzten präsentiert der Rapper sich von einer sehr persönlichen Seite, wobei sowohl gesellschaftskritische als auch philosophische Betrachtungen Einzug halten. "Sandform" erzählt weitgehend klischeebefreit die Geschichte einer schwierigen Kindheit, während Credibil mit "Augenblick" ein schmerzhafter und eindringlicher Blick auf seinen Erzeuger gelingt, der das Prädikat 'Vater' offensichtlich nicht verdient.
Im zweiten Akt fällt auf, dass Credibil nicht nur seine hessische Heimatstadt unter die Lupe nimmt, sondern immer wieder das eigene Schaffen reflektiert: "Ich schreibe ein Gedicht für jeden toten Winkel an alle, die vergessen wurden hier im Viertel. Und zeig' ich euch Gesichter, die nach Leben schreien, schreib' ich bloß Geschichten, die das Leben reimt". Eine davon handelt von Christy Schwundeck, die, nachdem man eine Erhöhung ihres Arbeitslosengeldes abgelehnt hatte, 2011 in einem Frankfurter Jobcenter ein Messer zückte und schließlich von einer Polizistin getötet wurde.
Credibil belässt es jedoch nicht bei den Tatsachen, sondern dichtet besagter Polizistin, die er Justitia nennt, rassistische Tendenzen an und lässt dabei jegliches Fingerspitzengefühl vermissen, das seine Texte sonst oftmals auszeichnet. Selbiges beweist er zwar als eine Art Brecht'scher Erzähler in den gesprochenen Outros jedes (!) einzelnen Tracks, doch in der Fülle und in Kombination mit den "Akt Apellas" wirkt diese Vorgehensweise mit der Zeit recht ermüdend.
Dementsprechend flacht die Aufmerksamkeit im dritten Akt auch leicht ab, obwohl "So Schön Hässlich" die Grundthematik gut einfängt und das orientalisch klingende "1001 Nacht" dank der langgezogenen und leicht schief klingenden Silben heraussticht. Insgesamt lässt sich jedoch keiner der 16 Tracks wirklich hervorheben, zumal sich deren Aufbau aus drei Parts und sich oft wiederholenden Refrains stark ähnelt.
Aus diesem Schema, überhaupt aus dem ganzen Stück, fällt nur der für sich stehende "Goldene Sch(l)uss" heraus, in dem Credibil über den Tod, oder vielmehr nachgrübelt, wie man den Weg bis dorthin gestaltet. Mit dem auf einem Konzert aufgezeichneten Lob von Savas endet alles so, wie es begonnen hat. Wie ein Theaterstück kann das dramatisch-melancholische Debütalbum des Frankfurters im Grunde nur am Stück konsumiert werden und wirkt in letzter Konsequenz einen Tick zu verkopft.
7 Kommentare mit 16 Antworten
No offense, aber wieso reviewt Laura überhaupt ein Rapalbum ohne auch nur ein Wort über Instrumentals zu verlieren? Ungeachtet, ob ich nun Credibil feier oder nicht, aber all ihre Reviews sind zumeist oberflächlich und beschäftigen sich mehr mit dem Image eines Künstlers(siehe Shindy, etwa kein Verweis auf für Deutsche Maßstäbe interessante neue Flows und Wortspiele), als den eigentlichen Songs. Dachte Zeit wo man unbegründet Marshal Mathers LP von Eminem 3/5 punkten, Blueprint von Jay Z 2/5 usw gegeben hat ist vorbei, aber hab mich wohl getäuscht.
Im Ernst? Em und Jigga im gleichen Atemzug wie Credibel. Habe ich was verpasst?
Mir ging es nur darum, dass die beiden Alben von Em' und Hova damals äußerst unfachmännisch rezensiert worden sind, bzw. sich nicht mit der musikalischen Substanz auseinandergesetzt worden ist und, wenn dann, dies nur sehr oberflächlich erfolgte mit einer gewissen Befangenheit. Meiner Kenntnis nach wurde beides inzwischen wieder revidiert. Es ging um die allgemeine Qualität der Reviews, nicht um die des Qualität des Künstlers.
Hier wird weder auf Produktion, noch auf Delivery eingangen, folglich deckt diese Review das Werk nur unzureichend ab, meiner Meinung nach. Ob man jetzt in Credibil die nächste deutsche Rap-Hoffnung sieht oder nicht oder irgendwas dazwischen bleibt jedem selber überlassen.
@DeineMudda: Und was wenn er die zwei amys mit Credibil in einem Atemzug nennt?
1-2 Wörter in der Schule auf englisch lernen und dann zu meinen, dass amerikanischer Hip-Hop alles wäre. tzz
CredibilKS, das Eis ist DÜNN!
@credibilKS: Mein Raphorizont ist weder auf straight "Amys" beschränkt noch auf durchgehend Deutschrap, mois. Also Füße still halten, denn wie 41st sagt, das Eis ist dünn.
Absolut uninteressanter Typ, werde keine Sekunde daran verschwenden.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Laut dem Jungen Manuellsen ja the next big thing im Deutschrap, konnte bei mir bisher aber überhaupt keinen Eindruck hinterlassen. Vielleicht höre ich mal rein.
Ich würde ja gern "ungehört 1/5" posten, aber leider habe ich letzte Woche wirklich mal reingelausch und finde, dass die Platte hier sogar noch viel zu gut weggekommen ist. Brechreizstimme trifft auf "Beats", die zu 80% nicht mal diesen Namen verdienen, dazu inhaltlich fast durchgehend Heulsusenlyrics, gereimt ungefähr auf dem Niveau eines Oli P. Das Gelaber zwischen den Tracks soll wohl irgendwie besonders "poetisch" wirken, sorgt aber dafür, dass sich die Fremdscham noch weiter steigert. Weiß nicht, wann mich ein Rapalbum das letzte Mal so sehr angeödet hat. Ich frage mich allmählich, ob Rapmedien die ganze Abfeierei wirklich ernst meinen oder einfach nur alles pushen, was denen durch einen entsprechenden Promotext schmackhaft gemacht wird.
Aber man muss die Vergleiche ja nur in die richtige Epoche rücken: Als Mischung aus dem Naidoo-Kollabo-Savas und dem 2014-Comeback-Curse, dazu noch eine Brise Prison-Break-Azad würde ich das jederzeit durchgehen lassen
"Prise" natürlich, verdammte Autokorrektur
"Als Mischung aus dem Naidoo-Kollabo-Savas und dem 2014-Comeback-Curse, dazu noch eine Brise Prison-Break-Azad würde ich das jederzeit durchgehen lassen "
Okay, ich glaube, das mit dem Reinhören lasse ich doch lieber. Klingt ja grauenhaft!
ja, dieses statement macht mich auch neugierig. ist bestimmt sowas ähnliches wie bimbo beutlin oder crack ignaz
okay, also...ich habe es tatsächlich bis track 4 geschafft...unglaublich schlimm
Ich bin ja ehrlich gesagt ein wenig beruhigt, dass ich mit meiner Meinung nun doch nicht so ganz allein da stehe. Wenn man sich die ganzen Lobpreisungen von den einschlägigen Medien im Internet durchliest, muss man sich praktisch fragen, ob die noch alle Latten am Zaun haben oder ob man vielleicht selber einfach nicht in der Lage ist, die "Flowpatterns [...], die dich mit den Ohren schlackern lassen, und [...] interessante und tiefgreifende Thematiken" (aus der rap.de-Review) rauszuhören
S.o. - ich war direkt Deiner Meinung, InNo die 2-3 Vorabtracks die er veröffentlicht hatte, plus seine Fresse haben extremst abgeschreckt - weiß auch nicht was die Medien und Räpperchens haben..
ich persönlich mag mich nichtmal auf "flowpatterns" und "tiefgreifende thematiken" einzulassen wenn der vortrag nicht stimmt. hier stimmt er nämlich definitiv nicht
"Wir raten ab" - Der katholische Filmdienst
Solch blumigen Worte sind nur all zu oft zutreffend, auch bei Musikalben. Credibil also, der nächste der die Szene übernehmen will und dabei Fürsprache von mittelprächtig erfolgreichen Weisen der durch Steuergelder runderneuerten Streets bekommt.
Der Frankfurter, der wie eine Jahrmarktsparodie auf Team Avantgardes Sprachrohr Phase wirkt, ohne auch nur im Ansatz dessen lyrische Dichte und emotional-aussagekräftigen Vortrag zu erreichen knallt mir nun seine "Renæssance" auf den vor Vorfreude nicht gerade strotzenden Gabentisch.
Woher die "Inspiration" kam, einen derart müden Opener zu wählen erschließt sich mir nicht. Credibil droht hier tatsächlich sanft wegzunicken, dem langweiligen Ambient-Versuch im Hintergrund im Zusammenspiel mit saftlosen Drums sei Dank.
Zitierwürdig ist hier nichts, die Zeilen verschwimmen und am Ende bleibt nur der Hörer übrig, dessen Interesse im Sande verläuft, doch Credibil hat wohlweißlich vorgesorgt und gibt besagten "Sand" doch noch eine "Form".
Der Beat ist harmlos, gar schüchtern, aber angenehm zu hören. Der Hartz4-Phase bietet neben einer einschläfernden Hook, die irgendwas Poesiealbummäßiges mit Weg bauen und Sandkörnern zu tun hat auch hier sonst nichts erwähnenswerters. Es ist persönlich, er erzählt aus seinem Klischeelebe, okay aber muss ich da wirklich daran Teil haben?
Obacht! Einen "Augenblick", bitte! Persönliche Tracks zeigen doch erst das Innenleben des Künstlers auf und der Hörer lernt ihn besser kennen?
Song 3 von 16 läuft an und ich möchte jedem weiteren Heulsusen-Rapper, der mir was von gestörter Vater-Sohn-Hund-Katze-Hausspinne-Beziehung erzählen möchte 18 von 16 mit ätzendem Stacheldraht umwickelte Besenstiele in die Kerfte rammen.
Furchtbar gestelltes Geheule auf einem Klimperquäler der übelsten Sorte.
Schnell weiter. Beim nächsten Stück sollte tatsächlich auf "Risiken und Nebenwirkungen" hingewiesen werden. So öde könnten das nichtmal Pa Sports, Mosh36 und Animus im Team auf Morphium anstellen. Im Text kommt das Wort "Kompass" recht oft vor und dessen Nadel zeigt nach bisher gehörtem deutlich nach unten.
Vielleicht wirds jetzt besser mit "Akt Akapella 1": "Mein Kopftheater schließt den ersten Akt". Besser ist es. Pseudointellektuelles Gequatsche und das ganze mal wieder in einer Art Konzept, das das Album in verschiedene Themengebiete aufteilt. Ein Versuch, der dem deutlich talentierteren Fard dieses Jahr auch nicht einhundertprozentig gelungen ist.
Derlei überflüssiges, den Fluss noch mehr hemmendes Gerede findet sich übrigends bei jedem Track gen Ende, aber das macht nichts, da es wohl kein vernünftiger Mensch bis zum Schluss aushält.
Trotz neuen Akts gehts nur bedingt unterhaltsamer zu. "Druckluft" versteht sich als grundsolider Frankfurt-Representer, bei dem sogar Credibil zum ersten Mal Ansätze von Motivation zeigt. Richtig spannend ist das nicht und gerade aus FFM und Umgebung kam die letzte Zeit einfach klar besseres.
"Toter Winkel" fällt vorallem durch den Beat auf, der etwas zu sehr an Nas' Klassiker "Suspect vom '96er "It was written" produziert von Mastermind L.E.S angelehnt ist, ohne dessen Klasse ansatzweise zu erreichen. Sonst herrscht beim "Toten Winkel" tote Hose.
Darauf folgt ein "Bang Bang" mit Ladehemmung. Kraftloses Pianogeleier, Credibil am Filter und ein Text über reale Geschehen in Frankfurt. Was als sozialkritisch und nachdenklich gedacht ist, gerät ob der generellen Lustlosigkeit im Soundbild schnell zur zu überfliegenden Randnotiz.
Beim "Akt Apella 2" hab ich noch die traumatischen Erlebnisse vom ersten Teil im Ohr und zuverlässig schlecht wie das englische Wetter gehts weiter. Uninteressantes, sinnfreies Gelaber um des Kunstanspruchs willen unterhält auch hier nicht, erzürnt aber auch nicht. Eigentlich ist es einem egal was da erzählt wird.
Mit dieser Einstellung überrascht einen dann auch nicht der obligatorische Frauentrack mit schleppender Hook und trotz zwar etwas schneller und frischer werdenden Rapparts bleibt auch hier der fade Beigeschmack der belanglosigkeit.
"1001 Nacht" stellt aber dann doch eine erfreuliche Wendung in Aussicht. Man muss nach bisher präsentiertem einfach über jeden halbwegs unfallfreien Song freuen. Hier geht der Beat wie auch Vortrag in Ordnung, jedoch ohne vom Hocker zu hauen.
Auch der "Feuerfunke" springt nicht rüber. Schlaffe Beziehungsgeschichte, von Credibil fade rübergebracht auf lahmen Beat. Langatmiger Kitsch zum Vergessen in dessen gleiche Kerbe auch die "Muse & Mimose" schlägt.
Wers noch bis zu "Neil Armstrong" schafft, bemerkt neben einem wacheren Protagonisten trotz schläfrigem Gedudel in der Hook vorallem eines: Nichts. Nichts was hängenbleibt, interessant ist oder gar Lust auf mehr macht. Gähnende Leere auf Albumlänge.
Den "Akt Apella 3" kann man sch erwartungsgemäß schenken. Bis auf das mittlerweile garstig vertraute Geschwätz bietet dies alles keinen Mehrwert.
So folgt nun endlich der vom gepeinigten Hörer ersehnte "Goldene Schuss", ähem "Schluss" der diese unerhört geisttötende Melange zu Ende bringt. Schlecht ist die musikalische Darbietung samt Credibils Flow gar nicht mal wirklich, krankt aber wie auch das ganze Album an einem saftlosen und monoton-unspektakulären Gesamtbild. Langweilig.
Im Rapjahr 2015 gab es viele Höhen und Tiefen, viele Hypes, die keine waren und erfreuliche Bberraschungen. Credibil reiht sich mit diesem ärgerlich biederen Werk zu den Ausfällen und schafft es zu keiner zeit den Hörer mitzureißen. Sein Rap bleibt flach, die Beats bräuchten eine Frischzellenkur und allgemein sollte dem Album eine Sauerstoffmaske beiliegen, da Musik und Rap auf den ein oder anderen komatös wirken könnten.
Es gibt besseres und dann gibts es nochmal besseres und das ist dann eigentlich auch nur Standard.
1/5
Wie du hier direkt gegen jeden realen Conscious-Poeten loswetterst und frontest - pfui-pfui! Credibil ist der neue Aphroe! 1/5, chüah...schlechter als der Metrickz-Müll kann's ja wohl nicht sein.
Metrickz ist Trash pur, dieses Album hier nimmt sich entgegen weitaus zu ernst und kann die selbstgesteckten Ansprüche zu keinem Zeitpunkt erfüllen