laut.de-Kritik
Klinisch gehaltener EBM-Electro.
Review von Gregory BritschSadomasochistus / see the way she's whipping / now he's wearing stockings / do you like this pain? / Lick your lips / bend down I'm your master / watch the drips / don't look / do it faster. Das hört sich nach Folterkammer an. Und Hinkebein im Ganzkörperkondom schwingt die Peitsche. Huar. Ähnlich wie auf seiner ersten Veröffentlichung überhaupt – der EP "Plastique", deren Stücke auch auf dieser Platte zu hören sind – handeln Matthew Aldworths Texte wieder von Fetischen. Sadomaso, Lack und Latex, das lässt ihn wohl nicht ganz kalt. Als Crème De Menthe singt er bevorzugt über sexuelle Unterwerfung und Beherrschung, Kontrolle und Machtausübung, Voyeurismus und den Reiz den Plastikklamotten ausüben können.
Stilmäßig hat sich ebenso nichts Außergewöhnliches getan. Sein an sich klinisch gehaltener EBM-Electro gibt sich allenfalls technoider und fällt mitunter durch das Auftauchen clashiger Momente auf. Er erinnert ein wenig an Miss Kittin & The Hacker oder Artist Unknown. Hätte die Plattenfirma Disko B "The Impossibility Of Eroticism In The Suburbs" noch vor drei, vier Jahren veröffentlicht, als Electroclash in seinem Zenit stand, wäre das Album entweder voll durchgestartet oder untergegangen im Wust gleichartiger Veröffentlichungen.
Klar, da kam bekanntermaßen nicht wenig Schmock ans Tageslicht. So steht das Album mit einigem Abstand zum Geschehen natürlich exponierter. Es zeigt allerdings zugleich, dass das Spannungsmoment dieses beileibe nicht immer originellen Retrosounds mit Bezug auf die Achtziger sich doch alsbald wieder verflüchtigt.
Wobei im vorliegenden Falle Mister Aldworth sich noch vergleichsweise gut aus der Affäre zieht. In Zusammenarbeit mit den Labelmates Mysterymen als ausführende Produzenten entstanden in deren The Sauna-Studio Stücke wie "Crack The Burning Whip", "ElektroBAS", "Do You Want My Love" sowie "SadomasochistUS" und lassen so ihr eigenes eher enttäuschendes Debüt "Everything But An Answer" aus dem letzten Jahr ein wenig vergessen. Insbesondere die beiden letztgenannten Tracks sowie "A Hunger That Never Ends" zählen zu den Höhepunkten einer Platte, die stark anfängt und in gleicher Weise nachlässt.
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