laut.de-Kritik
Culcha Candela goes Kulturindustrie.
Review von Robin BrodtCulcha Candela sind angekommen. Als erfolgreich Integrierte (Assimilierte?) im Kulturbetrieb haben es die sieben Jungs allerdings auch nicht leicht: früher erfolgreich Politik betrieben anhand von Fremd- und Selbstzuschreibungen als multikulturell, wird ihnen nun die für eine Massenvermarktung notwendige Schleifung ihres Sounds zum Vorwurf gemacht. All denen, die sich ob einer abnehmenden Authentizität beschweren, sei hier aber versichert, dass es sich bei dieser Begrifflichkeit doch immer um ein Konstrukt handelt - welches jederzeit zu verschiedenen Zwecken ins Feld geführt und somit entsprechend transformiert werden kann.
Dass die gewollte Konnotation multikulti inklusive respektabler musikalischer Fusionen mittlerweile in den Hintergrund rückt, jedoch nach wie vor als komparativer Vorteil im Musikbiz herangeführt wird, lässt sich gut anhand vorliegenden Produkts nachvollziehen. Wie schon auf dem Summerjam vor einigen Jahren, wo sie mit peinlichen Anti-CDU-Slogans auffielen, fordert der Siebener während des dokumentierten Berlin-Auftritts seine Fans zur Rebellion mittels Händeschwingen auf.
Nichts gegen gereckte Fäuste auf Konzerten. Aber bei Culcha Candela handelt es sich um inhaltslose Symbolik. Sie bewegen sich in zu flachen Gewässern, haben den neoliberalen Diskurs geradezu aufgesogen, wenn sie etwa moralintriefend die Arbeit am eigenen Selbst ins Zentrum der Kritik stellen, anstatt reale und institutionalisierte Ausgrenzung oder Herrschaftsmechanismen zu thematisieren.
Solch kritische Ebene erreichen die Jungs natürlich kaum, wenn sie sich wie in "A Who" auf der Bühne als "neues Deutschland" präsentieren. Entgegen der durchaus angebrachten Attitüde, nicht als Vorzeige-Ausländerband gelten zu wollen, exkludieren sie sich im nächsten Schritt selbst mit dem gutgehießenen Konstrukt von Nationalität.
Neben teils unfreiwillig komisch wirkenden Bühnenpräsentationen reihen sich die immer gleichen Sprüche ans Publikum, das ausschließlich als "Berlin!" angesprochen wird. Die Auswahl der Lieder konzentriert sich auf das letzte Album, das Auditorium kreischt mit: Culcha Candela machen eine tragisch gute Figur im Partybus.
Doch betrachten wir das Werk nun einmal aus der Perspektive eines soziologisch uninteressierten Fans. Die in wackeligen Bildern festgehaltene Tourdoku kommt durchaus ansprechend geschnitten daher und erlaubt eine ausführliche Rekonstruktion der Bandgeschichte: Interviews, frühe Originalaufnahmen, aufgepeppt mit Anekdoten und unterhaltsamen Details. Wer sich allerdings persönlichere Infos erhofft, wird hier enttäuscht - die Jungs geben sich sauber und harmlos.
6 Kommentare
Ich hab den Text verstanden und die DVD ist mir egal, aber: ZU VIELE FREMDWÖRTER. Lieber Rezensent, simpler schreiben bitte, man kann es übertreiben.
Zitat (« Dass die gewollte Konnotation "multikulti" inklusive respektabler musikalischer Fusionen mittlerweile in den Hintergrund rückt, jedoch nach wie vor als komparativer Vorteil im Musikbiz herangeführt wird, lässt sich gut anhand vorliegenden Produkts nachvollziehen. »):
Und zuviele Anführungszeichen. Sieht aus wie früher meine Deutschaufsätze.
super review.
ganz groß, ehrlich.
Öhm,ich hätte jetzt lieber mehr über CC-Performence gehört als über ihre nicht vorhandene politische Bildung.
Bisschen Thema verfehlt,aber bei CC ist mir das jetzt mal Latte.
@laut.de (« Culcha Candela sind angekommen. »):
Wo angekommen ?
Etwas spaet, aber trotzdem:
Zitat (« Die Auswahl der Lieder konzentriert sich auf das letzte Album »):
Ich seh in der Tracklist Songs wie Una cosa, This is a warning, una serenata, traumhaft und noch ein paar, die definitiv nicht vom letzten Album sind.
Wieso so unpraezise?
@Sudoko (« @laut.de (« Culcha Candela sind angekommen. »):
Wo angekommen ? »):
Na, im Mainstream.