laut.de-Kritik
Die Rubensfrau befreit Körper und Geist.
Review von Dominik LippeKunst oder Porno? An dieser Unterscheidung scheiterte Youtube zuletzt im Frühjahr als sich das Unternehmen CupcakKes hypersexualisierten Videos gegenüber sah. Ob die Rapperin nun um Zoten ergänzte Fotos in ihren Instagram-Account einspeist oder ihre expliziten Songtexte zum Besten gibt, eine plakative Freizügigkeit bildet stets ihren Markenkern. Auch das Cover ihres vierten Albums schlägt wieder schwungvoll in diese Kerbe und erinnert eher an Klassiker des RTL-Nachmittagsprogramms als an Eva, die von der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis kostet.
Für die Frau aus Chicago stellt das kontroverse Image ein zweischneidiges Schwert dar. Zwar sichert sie sich Aufmerksamkeit und triggert erfolgreich den erregungswilligen Boulevard, doch dafür verbucht sie der ernsthafte Musikrezipient auch vorschnell als Werbegag. Diesem Eindruck tritt sie im eröffnenden "PetSmart" entschieden entgegen: "Ten different flows when I rap." Tatsächlich existieren in CupcakKes Altersgruppe nur wenige Rapper, die derart technikfixiert auftreten. Insbesondere für Genre-Realkeeper müsste die spielerische Leichtigkeit, mit der sie Betonung und Geschwindigkeit ihres Flows variiert, als pure Wonne erscheinen.
Auch inhaltlich pocht sie darauf, mehr im Angebot zu haben, wie sie gegenüber The Fader zu Protokoll gab: "Ich bin mehr als meine sexuellen Lieder und das habe ich schon oft bewiesen, aber die Medien greifen nur auf, was sie aufgreifen wollen." In "Cereal And Water" behandelt sie etwa die Vernachlässigung von Kindern: "That kid would be rich if you paid her attention / The morals is missing, the world is different / If you mind your business, you could own a business." Nebenbei zerlegt die Rubensfrau fragile männliche Rollenbilder: "Same man say he don't fear shit / Be scared to wipe the shit from his child ass."
"Cum in my mouth, make it look like foam." Selbstredend frönt CupcakKe in Songs wie "Garfield", "Quiz" und "Blackjack" weiterhin hemmungslosem Dirty Talk. Fingerschnippen durchzieht das hypnotische Instrumental zu "Typo", und unterstreicht so das zugrundeliegende Thema der manuellen Stimulation. Die Produktionen zu "Fabric", "Dangled" und "Blackjack" entsprechen wohl am ehesten dem von Kitty Kat für "Love & Hip Hop" versprochenen Slow Trap. Gerade über derart entspannte Beats bringt die Rapperin ihre Stärken zur Geltung.
Auch "Starbucks" orgelt sich zum Ohrwurm. Und während sich "Cereal And Water" und "Quiz" an fiebrigem Trap bedienen, setzt "Don't Post Me" auf Eskalation. "Prenup" bewegt sich mit seiner Latin-inspirierten Grundlage in einem unklaren Kontext. Zudem wiederholt der Song die musikalische Idee zu "Fullest", das bereits auf dem sonst starken Vorgängeralbum "Ephorize" aus dem Rahmen fiel. In ähnlicher Weise greift "Blackjack" die Flaschensounds von "Cartoons" wieder auf. "A.U.T.I.S.M" beendet "Eden" schließlich mit einem eindringlichen Instrumental zu einem ebenso eindringlichen Thema.
CupcakKe pocht darauf, sich für die gesellschaftlichen Außenseiter einzusetzen, auch wenn diese nicht so vernehmbar wie die Rapperin auftreten können: "Here come anxiety, scared to step in society / Voice shouldn't be judged if it's used loudly or quietly." In der US-Rapperin finden die Verstoßenen eine verständnisvolle Verbündete: "You ain't gotta feel alone, I understand your tone / You can talk to me even if I got one percent on my phone." So endet das Album nach der ausgiebig zelebrierten körperlichen Freiheit endgültig mit der Öffnung des Geistes: "A unique-thinking individual strongly matters!"
3 Kommentare mit einer Antwort
kritik liest sich besser als die endwertung. und eine bessere wertung hat das album auch verdient. nicht so stark wie ihr letztes, aber dennoch ein 4-punkte-album.
insgesamt gehört sie schon zu den top tier talenten im rapbereich, zsm mit jid, dem slump god, denzel curry und konsorten.
mongogekrächze für völlig zu kurz gekommene schwachköpfe. sollte klar sein.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.