laut.de-Kritik
Die Krallen ausfahren zu fluffigen Beats.
Review von Dominik Lippe"Am besten ist, wenn keiner an dich glaubt, und alle denken, für dich ist es aus. Und du kommst zurück und lachst sie aus." Im geschäftstüchtigen Genre Deutschrap blieb das Vertrauen in die Figur Kitty Kat stets überschaubar. Trotz der unter Beweis gestellten Manspreading-Fähigkeiten überreizte damals schon Aggro Berlin, Kaderschmiede für Rap der breitbeinigen Gangart, die Spannungskurve bei der Präsentation der Berlinerin. Bei ihren später über Universal veröffentlichten Alben schien die Marketingmaschinerie ebenfalls nie wirklich rund zu laufen. Und auch beim vierten Album "Love & Hip Hop" hält sich die Aufmerksamkeit vorab in Grenzen.
"Ich hatte nichts, Shit, ich weiß noch wie das war. Hochhaus, 6. Stock, mit Blick auf 'ne Scheißgegend. Jetzt auf Tour wie Shakur mit Blick auf mein' Mercedes. Geld in der Tasche, auf'm Konto, unter'm Kissen, was bei Mama, was bei Papa, bisschen zwischen meinen Titten." Entgegen anders klingender Verlautbarungen des Rap-Boulevardjournalismus steht es trotz allem gut um die feline Finanzlage. Womöglich hängt es damit zusammen, dass Katharina Löwel von "Beweg Dich Mit Mir" bis "Licht & Schatten" ihre Songwriter-Spuren auf sämtlichen Alben des hier nun als einzige Gastmusiker auftretenden Elektropop-Duos Glasperlenspiel hinterlassen hat.
Kitty Kat selbst beschreibt "Love & Hip Hop" als stilistisch zweigeteilt in eine Hälfte "Slow Trap" mit Gesangseinlagen und eine Hälfte klassischen Hip-Hop. In Wahrheit balanciert das homogen produzierte Album zwischen den angesagten Stilrichtungen Trap und Cloud. Mal neigt es zur härteren Gangart ("Ich Und Mein Babe", "Gucci Louis Prada"), mal zum fluffigen Sound mit Autotune ("Ich Brauch Dich", "Perfekt").
"Das Album klingt, als hätte es eine Frau gemacht." Auch wenn eine geschlechtliche Zuordnung künstlerischer Produkte völlig albern wirkt, lädt die Berlinerin mit ihrer Selbsteinschätzung zur Inventur des "Female-Rap" ein. Kitty Kat fehlen die technischen Fertigkeiten von Antifuchs und Pilz. Schwesta Ewa weist die bessere Origin-Story auf, Eunique das bessere Gespür für Hits. Haiyti tritt deutlich freigeistiger in Erscheinung. Die politische Attitude von Sookee oder Marie Curry liegt ohnehin außerhalb ihres eigenen Anspruchs. So verbleibt noch das Thema der weiblichen Selbstermächtigung, das trotz übergroßer Konkurrenz durch SXTN im Zentrum des Albums steht.
"Sich nichts gefallen zu lassen, besonders nicht von Männern", rief Kitty Kat im Focus-Interview als Botschaft ihres vierten Albums aus. So geht es ihr in Songs wie "Ready" vor allem darum, die eigene Wehrhaftigkeit zur Schau zu stellen: "Wenn du mir dumm kommst, dann rast' ich aus. Wenn du mit Jungs kommst, mach' ich das auch. Du willst Beef, Bitch? Kein Problem, aber heul' nicht 'rum, wenn alles bebt". Das eine oder andere Bild verunglückt ihr jedoch vor dem Hintergrund politisch angespannter Zeiten: "Für dich würde ich ein paar Körper zerteil'n".
Da sich deutsche Rapper auf Albumlänge bekanntermaßen mindestens so häufig widersprechen wie Donald Trump innerhalb eines Satzes, giert auch Kitty Kat auf "Pefekt" plötzlich nicht mehr nach "Gucci Louis Prada", sondern schlägt gänzlich andere Töne an: "Ich bin nicht scharf auf Geld und auf Klamotten von Designern. Ich brauch' immer nur mein Babe." Freilich muss besagtes Babe einigen Ansprüchen genügen ("Er ist so breit, gegen ihn bist du'n Strich"), aber dafür winken auch Belohnungen: "Wir machen Kohle wie Nicki und Drake. Abends, da mach' ich ihm Steak". Trotz einiger abgegriffener Bilder skizziert "Ich Und Mein Babe" jedoch die ideale Beziehung, ohne allzu schwülstig zu erscheinen.
Dass ihr dabei bislang das Glück fehlte, zeigt der persönlichste Song "Narben", der sich des selten behandelten Themas häuslicher Gewalt annimmt: "Mit Alkohol 1.000 Mal desinfiziert und trotzdem sind die Narben immer noch in mir". Es bleibt Kitty Kat zu wünschen, dass ihre Solokarriere doch noch mal mithilfe eines klugen Albumkonzepts und einer herzhaften Werbekampagne an Fahrt aufnimmt. Sonst gehört sie entgegen ihrer eigenen Vorstellung ("Ich war und bin die Zukunft") bereits der Vergangenheit an, ohne je wirklich gegenwärtig präsent gewesen zu sein.
9 Kommentare mit 9 Antworten
Wow, das ist mit Sicherheit das erste Mal, dass ich exakt dasselbe wie du posten wollte.
Unglaublich!
Kann bei ihr nur an "Fanpost" denken, da wurde sie endgültig beerdigt und hätte einfach wegbleiben sollen.
Naja...man kann ihr attestieren, dass Sie das mit ihrer "Musik" nicht aufgibt.
Die Kleine hatte schon was drauf. Nur Schade das sie sich verrennt hat. Sie könnte da stehen wo SIXTN heute sind.
Uninteressant und nicht geil. Schlechte Mischung.
sie seiht echt nicht geil aus. ich würde sie bon er bettkante schmei0en! besoffene sau