laut.de-Kritik
Gnadenloser Hardcore-Noise mit politischem Beigeschmack.
Review von Daniel StraubDer Fluch des goldenen Vampirs. Man kommt nicht umhin, bei diesem Bandnamen in poetischen Tagträumen zu schwelgen. Die Gedanken galoppieren davon, zumindest so lange, bis einen der Titel der Platte wieder auf den harten Boden der Realität zurück wirft. "Mass Destruction" steht auf dem Cover und zu lachen gibt es deshalb per definitionem nichts. Dafür aber dick was auf die Ohren. Brutalo-Hardcore-Noise mit Break-Beats und wütendem Gesang könnte man die musikalische Geräuschkulisse auf "Mass Destruction" charakterisieren.
Diese kompromisslos wilde Mischung ergibt auch sofort Sinn, schaut man sich die Köpfe an, die sich hinter dem rätselhaften Namen Curse Of The Golden Vampire verbergen. Da wäre Justin Broadrick zu nennen, das Gründungsmitglied von Napalm Death und darüber hinaus eine Hälfte des experimentellen Elektronikprojekts Techno Animal, das auch vor Ausflügen in Richtung Dub und Hip-Hop nicht zurück schreckt. Mit zu Curse Of The Golden Vampire gehört noch Kevin Martin, besser bekannt als die andere Hälfte von Techno Animal und Gründungsmitglied von God, wo die Freejazz Ikone John Zorn und der Underground-Papst Bill Laswell an seiner Seite spielten.
Auf der letzten Platte fand sich auch Atari Teenage Riot-Kopf Alec Empire im Line-Up der Lärmfreunde. Inzwischen zum Duo geschrumpft lässt "Mass Destruction" trotz der reduzierten Man-Power nichts an atonaler Intensität missen, schließlich sind hier ja Männer vom Fach am Werk.
Vom ersten Track an prügelt "Mass Destruction" ohne Rücksicht auf Verluste los. Kräftige Gitarrenakkorde liefern sich einen gnadenlosen Kampf mit synthetischen Breakbeats und live eingespielten Drums. Und als sei das alles noch nicht genug, röhren die beiden Techno Animals in die Mikrofon, als befänden sie auf dem Höhepunkt der alljährlichen Brunftzeit. Freunden von Atari Teenage Riot dürfte das neue Curse Of The Golden Vampire Album sicher gut reinlaufen, schon wegen der offensichtlichen politischen Anspielungen.
"State Rape" oder "Oil Money" sprechen eine deutliche Sprache, mit der man sich in den USA der Gegenwart garantiert keine Freunde macht. Doch wie die Berliner Krack-Anarchisten überraschen die Techno Animal Jungs nicht gerade mit Ideenreichtum und so wird "Mass Destruction" mit zunehmender Spieldauer immer mehr zur Geduldsprobe.
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