laut.de-Kritik
Real sein heißt, ziemlich dicke Eier zu haben!
Review von Alexander EngelenWieso trägt ein aufstrebender Rapper auf dem Cover seines Albums eine Kette der Plattenfirma, die ihn gerade rausgeworfen hat? Wieso kündigt man den Chef genau dieses Labels - mit dem man ja eigentlich im Clinch liegt - nicht nur werbewirksam als Feature-Partner an, sondern gibt sich im Titel des Albums auch eindeutig zweideutig als dessen Schützling aus?
Verrückte Hip Hop-Welt. Da könnte ja gleich Jay-Z kommen und den Erzfeind Nas bei seiner Plattenfirma unter Vertrag nehmen. Oder The Game sich von 50 Cent sein halbes Debütalbum schreiben lassen und ihn dann mit Hilfe seines gewonnenen Weltruhmes weltweit düpieren. Nun ja, das Hip Hop-Genre treibt bei der Suche nach Erfolgen eben die wildesten Blüten.
Dass sich Rapper Cyssero aus Philadelphia auf seinem Zweitling "Protege Of The Game" das eine oder andere Mal widerspricht, scheint ihn jedoch am wenigsten zu stören. Selbstbewusst lässt er den skeptischen Hörer an seiner Mission teilhaben: "Let me show you how real I am!" Dabei legt er das alte Alter Ego (Rockstar) ab und tackert sich das neue (Virus) auf die stolz geschwellte Brust. Wieso, erschließt sich mir aber auch nach mehrmaligem Anhören des dünn produzierten "Death Of Rockstar" nicht.
Real sein heißt im Hause Cyssero nämlich in erster Linie, ziemlich dicke Eier zu haben: "I'm the hardest artist there is on the planet", "I'm a real life star", etc. Das Album beginnt und die Phrasendrescherei nimmt bereits auf dem uninspirierten synthiegeschwängerten "I'm A Ryda" kein Ende. Eigentlich, so verspricht es der Promotext, sollte der Mann aus Philadelphia mit Abwechslung glänzen - inhaltlich eine glatte Lüge. Was die Vorstellung seines Rap-Talents (?) angeht, kann man das so pauschal jedoch nicht sagen.
Abwechslungsreich ist sein Flow ohne Frage. Leider das eine oder andere Mal auch geklaut. Bei "I Feel Ya" wildert er in Dipset-Gefilden, die sich zufällig im Derrty Derrty verirrt haben. Bei "Big Dollas" bedient sich Cyssero bei Fabolous' Nonchalance und liefert eine astreine Fiddy-Hook. "Locked Up" könnte mit einer klein wenig besseren Stimme glatt als waschechte Jadakiss-Kopie durchgehen. Offensichtlich hat niemandem dem Jungen gesagt, dass Biten im Hip Hop als Todsünde gilt.
Man darf sich jedoch bei bereits Bekanntem bedienen. Das scheint Cyssero auch verstanden zu haben, auch wenn es erneut an der Durchführung hapert. Cysseros energielose Interpretation von Kool & The Gangs "Fresh" will so gar nicht auf das Album passen. Die Reggae-esque Schunkelei von "Natural Born Hustla" bedient in erster Linie das Klientel, das sich den 2937 Refrain von der personifizierten Quetschkommode Akon herbeiwünscht. Und dann ist da natürlich noch die Kollaboration mit The Game. Ein Beat, wie ihn Kanye West zu "Blueprint"-Zeiten gebastelt hätte, und inhaltlich das erste und einzige Mal, dass Cyssero nicht den dicken Macker markiert. Wegwerfen wollte er das Feature mit dem ehemaligen Boss dann wohl doch nicht.
2 Kommentare
wieso zum teufel wird ein dermaßen grottenschlechtes album bitte bewertet
damit es sich kein unwissender kauft?