laut.de-Kritik
Die Frösche sind wir.
Review von Kerstin KratochwillVor fünf Jahren erschien mit "Deceiver" das dritte DIIV-Album, das einen Neubeginn der Band nach völliger Verwüstung markierte. Bandkopf Zachary Cole Smith überwand seine Drogensucht und übersetzte seine Krisen in Songs, die kathartisch knarzend in diffusem, düsterem Dreampop aufgingen.
Mit "Frog In Boiling Water" beschreiten die New Yorker diesen Pfad im durchaus matschigen, mäandernden Sound weiter und finden dabei auch noch mit einem Frosch am Wegesrand die perfekte Metapher unserer Zeit und Welt. Wir alle verhalten uns wie dieses Tier: Lässt man den Frosch in einen Topf mit kochendem Wasser fallen, versucht er verzweifelt herauszuklettern. Wenn man den Topf langsam erhitzt, versinkt der Frosch in einer ruhigen Benommenheit und lässt sich widerstandslos zu Tode kochen.
DIIV versteht dieses Frosch-Bild als eine Metapher über einen langsamen, kranken und überwältigend banalen Zusammenbruch der Gesellschaft im Endstadium des Kapitalismus und die brutalen Realitäten, die wir vielleicht als normal akzeptieren. Das ist das kochende Wasser und wir sind die Frösche.
"Frog In Boiling Water" ist der schillernde Soundtrack zur Apokalypse, in den wir uns versenken und mit dem wir verschwinden können in eine Traumwelt, versponnen gewebt aus dunklem Dreampop, Post-Rock-Teppichen und einlullendem Shoegaze. Die Tracks auf dem neuen Album sind weich, luftig und geradezu zärtlich verwoben.
Drängendes und Mitreißendes wie "Blankenship" oder "Doused" findet man hier nicht, alles fließt, alles ist im Fluss. Die zehn neuen Songs sind in einem geradezu hypnotischen Modus gefangen, sie wabern in Zeitlupe und schillern zwischen My Bloody Valentine, Deafheaven und Nirvana.
Man fühlt sich wohlig benommen wie im warmen Badewasser. Und zugleich hört man im knisternden Melodienstrudel bedrohliche Soundeffekte und fürchtet, dass die Temperatur langsam erhöht wird ...
5 Kommentare mit 12 Antworten
Starkes Album!
Besonders gefallen; Soul-net, Brown paper bag, Reflected, Raining on your pillow...
Komische Review hier wird KEIN einziger Song angesprochen!!!
Komisches Kommentar, hier wir KEIN einziges Wort aus der Review angesprochen!!!!!!
"Drängendes und Mitreißendes wie "Blankenship" oder "Doused" findet man hier nicht, alles fließt, alles ist im Fluss." - scheint eine Erklärung für deine Beobachtung zu sein.
Macht nichts, finde ich. Ich konnte mir anhand der Review einigermaßen gut vorstellen, wie sich das Album anhört, habe gleich mal reingehört und bin begeistert!
Quak!
Fünf Euro in die Schwafelkasse - aber wenns bei jemandem so gut ankommt, hats zumindest mal nen Horcher verdient.
Zumindest scheint da ne gewisse Zuneigung zu Musik durch. Manche Autoren hier erwecken eher den Eindruck, als würden sie Musik nicht mögen, und Schreiben noch weniger...
und DIIV lohnt immer.
Einen Lauscher zu investieren kann sicherlich nicht schaden bei den Diividenden.
Ist immer angenehm, bei denen in die Diskographie zu diiven.
Ich finde, da muss man diiverenzieren.
Na, startet ihr wieder ein atomares Cringe-Wettrüsten?
Ich finde es könnte ihr bestes Album sein. Geht stramm auf die 5/5 zu für mich. Aber ich muss es noch ein Weilchen weiterhören.
Es bietet vor allem sehr diiverse Stile und Klangfarben.
Weiß nicht, hab gehört, sie sollen privat ziemliche diiven sein.
Da ist wohl der Tinnitus rezidivv, das konnte ich nicht vernehmen. Ich habe aber sowas über den komischen Typen gelesen, der am Anfang vom Brown Paper Bag video zu sehen ist. (Ist mittlerweile nicht mehr im DivvX Format hochgeladen)
Also, der letzte war wirklich abgrunddiiv schlecht, mulansk! Daumen hoch!
Diivolle Breitseite hier! Lang Lang wäre stolz stolz.