laut.de-Kritik
Bäriger Gesang im melancholischen Ambiente.
Review von Martin LeuteAuch wenn eine brummige Stimme im Indiepop kein Alleinstellungsmerkmal darstellt, ist sie doch zu prägnant, um nur beiläufig wahrgenommen zu werden. Die Rede ist vom Engländer Dan Michaelson, der seiner angestammten Band Absentee eine Ruhepause gegönnt und nun sein Solo-Debüt veröffentlicht hat. Dafür hat er mit den Coastguards Labelkollegen und Musiker von Ed Harcourt, den Fields, Rumblestrips, The Broken Family Band und den The Magic Numbers um sich versammelt.
Nicht nur die Klangfarbe des tiefen, zum Sprechgesang tendierenden Organs erinnert an Crash Test Dummy Brad Roberts, Aidan Moffat und vor allem an Bill Callahan. Michaelson setzt ebenso wie Arab Strap und Smog auf weitgehend sparsam instrumentierte Songgebilde und eingängige Melodien, die sich monochrom entfalten.
Melancholie bleibt da nicht aus, wobei Michaelsons introspektiver und pessimistischer Blick auf zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte immer zarte ironische Momente in sich birgt und die Wärme der Instrumentierung einen Fall in die trübsinnige Schwermut verhindern.
"You were trouble from the start/ so let's make things hard" resümiert er den Trennungsschmerz im gemächlichen "Ease On In" zu Pianoklängen, der Akustischen, ehe sich das Schlagzeug und tröstende Bläser anschmiegen. "Now I'm A Coastguard" zieht dagegen das Tempo an und vereint das flott gehämmerte Klavier mit sattem Brass-Arrangement, das auch "Your 2nd Man" die Sentimentalität austreibt und mit mehrstimmigem Refrain und gutlaunigen Streicher-Einlagen Optimismus versprüht.
Während "Old Friends" mit verspieltem 4/4-Takt ebenso auf der Sonnenseite steht wie das bluesgeschwängerte "Oh Hetty", zeichnen sich die anderen Songs mit atmosphärisch trüberen Dramaturgien aus. Die eintönig gezupfte Gitarre strukturiert die ruhigen Stücke wie "The Letter", "Crackling On The Floor" und "Love In Line", hier untermalt mit Pianotupfern, da mit dezenten Streicherflächen. Da kann man davon ausgehen, das Michaelson auch die ersten beiden Sophia-Alben in seinem Plattenschrank stehen hat.
Mit "Saltwater" hat dieser Singer/Songwriter ein einnehmend gemächliches Werk zwischen Neofolk und Indiepop veröffentlicht, das sich unter Freunden maßvoller Melancholie großer Beliebtheit erfreuen dürfte.
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