laut.de-Kritik
Beatles-Anhänger auf den Spuren von Frank Sinatra.
Review von Jasmin LützIndie-Ikone Daniel Johnston ist bekannt für seine scheuen Lieder, die er zunächst immer selbst produzierte und mit viel Liebe auf Kassette einspielte. Der Debüt-Titel "Hi, How Are You?" zierte einst die Brust von Kurt Cobain und auch heute noch zahlreiche Fan-T-Shirts. Normalerweise untermalt Daniel seine ergreifenden Lieder nur mit der Gitarre oder einem etwas instabilen Klavierspiel, alles in Eigenregie. Auf "Beam Me Up" bekommt der außergewöhnliche Musiker nun Unterstützung vom B.E.A.M.-Orchester.
Mit diesem elfköpfigen Ensemble aus den Niederlanden spielte er einige Songs live ein. Die Violinen-, Cello- und Saxophonbegleitung verstärken die Johnston-Hits "True Love Will Find You In The End", "Wicked World" oder "Devil Town" in ihrer Melancholie. Die harmonische Streicher-Begleitung und Saxophon dringen noch tiefer in Mark und Bein. Die Sehnsucht steckt bereits in seiner Stimme, das Orchester treibt sie auf einen neuen Höhepunkt.
Daniel Johnston kopiert hier keineswegs den großen Sinatra, dennoch swingt man gerne mit. Er lebt nach wie vor in seiner eigenen Welt, zwischen D.I.Y.-Recording, seiner Vorliebe zu einer mächtigen Fast Food-Kette und dem Aufenthalt von psychiatrischen Kliniken. Und immer wieder überrascht er mit seinem emotionalen Liedgut. Neben den Neuvertonungen befinden sich auf "Beam Me Up" drei bisher unveröffentlichte Songs, "Sarah Drove Around In Her Car" (der Opener in A-capella), "Last Song" und "Mask", die Johnston mit ganz viel Gefühl solo performt.
Die warmherzige Lyrik Johnstons klingt für manche Ohren vielleicht etwas naiv, lässt aber den sensiblen Zuhörer selten kalt. Worte, die einfach aus dem Herzen sprechen, garantieren Gänsehaut.
Jason Pierce von Spiritualized fasste die Arbeit von Daniel Johnston in einem Satz kurz und stimmig zusammen: "Musik im Spektrum von Naivität bis Finsternis!" Und immer wieder sorgt er für Überraschungen wie nun mit seiner Zusammenarbeit mit dem Profi-Orchester. "Beam Me Up, Daniel"!
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