laut.de-Kritik
Perfekt für den Sommer: überall nur Schatten!
Review von Manuel BergerDas erste Dark Funeral-Album seit dem Debüt - auf dem nicht Emperor Magus Caligula 'singt'. Kann das was werden? Jedenfalls machen die Schweden ihrem Albumtitel alle Ehre: ein Lichtstrahl kommt hier garantiert nicht in die Tüte.
Fangen wir gleich mal mit dem Neuen an. Heljarmadr heißt er und wechselt souverän zwischen Kreischen, Krächzen und Growls. Gerade letztere haben es zumindest mir besonders angetan, während der vorherrschende Krächz-Sound gerne mal an Ihsahn erinnert. Zur Demonstration seiner Qualitäten bietet sich dank wundervollem Einstiegsgrunzer und Mitten-Qual "Beast Of No Man" an.
Auch "The Temple Of Ariman" zeigt sein Spektrum auf. Auch ein anderer beweist sich hier als herausragend im Begräbnisquartetts: Schlagzeuger Dominator. Dass der Herr mit Hochgeschwindigkeitsangriffen kein Problem hat, dürfte bekannt sein. Dass man dabei auch abwechslungsreich agieren kann, zeigt er auf "Where Shadows Forever Reign" zur Genüge. Wo die Gitarren ab und an zu bloßem Hintergrundrauschen verkommen, bleibt dank ihm immer ein gewisser Groove bestehen. Und egal wie schnell: Die Schläge kommen stets präzise und tight. Hört "To Carve Another Wound".
Zum Glück verlassen sich Dark Funeral nicht ausschließlich auf ihre Speed-Künste. Am besten funktionieren sie, wenn sie variieren. "The Eternal Eclipse" zum Beispiel wartet einerseits mit tosenden Blastbeats auf, verfällt andererseits aber immer wieder in schwere Arpeggioteile, die der Atmosphäre deutlich mehr Tiefe verleihen, den Song atmen lassen - okay, eher röcheln.
"As I Ascend" ist ein weiteres schönes Beispiel, vielleicht das schönste. Glockengeläut rahmt den sechsminütigen Track, der musikalisch weniger hasserfüllt als vielmehr traurig daherkommt. Prägend sind neben Heljarmadrs grausamem Wehklagen vor allem die Gitarrenmelodien. Mal flirrend, mal ruhiger und geradezu harmonisch gehts dahin durch die von Daniel Bergstrand schick abgemischte, trostlose Black Metal-Szenerie.
Eigentlich das perfekte Sommeralbum, das Dark Funeral hier auftischen. Ein schattiges Plätzchen schadet selten. Man kann natürlich zum fancy, modernen Sonnenschutz greifen, der mit allerhand Innovationen daherkommt - manchmal ist aber die traditionelle Lösung genau die richtige. Keine Experimente, sondern einfach pure, böse Schwärze.
7 Kommentare mit 3 Antworten
Sehr cooles Album. Hätte definitiv mehr als 3 Punkte verdient.
Ganz klar mindesten 4 Punkte dafür!
Wieso steht eigentlich in gefühlt jeder Metal-Review Phrasen wie "Keine Experimente, sondern einfach pure, böse Schwärze.", "erwecken vor allem mit "Escape From The Shadow Garden" (2014) und "Sacred Blood 'Divine' Lies" (2016) wieder die Magie alter Tage", "aber nicht gerade von großer Innovationskraft zeugt", etc.
In fast jedem Fazit wird resümiert, dass sich die Band nicht weiterentwickelt hat, einfach einen weiteren Aufguss fabriziert hat oder Stil von xy "hervorragend" in das 21. Jahrhundert bringt. Dazu passt dann gut das Metalsplitter-Format, in dem das Hängengebliebensein ja richtig zelebriert wird. Wieso sollte ich mir dann sowas anhören?
Aber eine Band wird ja nicht deshalb schlechter, nur weil sie bei ihrem Stil bleibt und keine Experimente macht. Wenn es genau der Stil ist, den man mag und das Ganze trotzdem zündet, ist es doch gut.
Man kann es andersrum genauso mit den Experimenten übertreiben. Im Grunde geht es ja nur darum, ob es halt geil ist oder doch nur gelangweilt das Gewohnte runternudelt.
Für mich ist es auch eine gute Entwicklung, wenn eine Band es schafft in ihrem Stil immer wieder aufs Neue großartige Songs zu schaffen und man die Spielfreude dabei merkt. Besser als planlos in neuen Gefildern rumzustochern und es hört sich am Ende so an, als ob sie was suchen, aber nicht finden.
Zu deiner Frage: Weil Berger nicht schreiben kann. Auch darum ist der Metalsplitter hoffentlich bald Geschichte.
Deren bestes Album seit dem Debüt, ganz ohne Zweifel. Drei Punkte nur? Geschenkt, laut.de halt
Kann man so unterschreiben
Drei Sterne für ein solides Album ohne Innovationen, paar tollen Hooks, paar netten Gitarrenharmonien, die At The Gates besser spielen und grenzwertigen Drums. Im Vergleich, auf welchem Niveau etwa Oranssi Pazuzu mittlerweile agieren, geht die Wertung völlig in Ordnung.
Naja, Oranssi Pazuzu mit Dark Funeral zu vergleichen ist halt auch ziemlich grenzdebil, sorry.