laut.de-Kritik
Dunkle Tage für den Punk.
Review von Daniel StraubKrisenmeldungen wo man nur hinschaut. Finanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrise sind die Schlagwörter, die einem tagtäglich aus den Medien entgegenschlagen. Kein schlechte Zeit für revolutionäre Aufrührer, wie sich beim Blick nach Frankreich zeigt - dort werden Manager kurzerhand als Geiseln genommen.
Von derlei Radikalaktionismus ist man in Deutschland jedoch weit entfernt. Symptomatisch für diese typisch deutsche Verzagtheit steht auch das neue Album von Das Bierbeben. Gaben auf ihrem Debüt 2004 noch Punk und Electro einen aggressiven Takt vor, so ist der neue Longplayer so etwas wie die Biedermeier-Variante davon.
Die zehn Stücke sind ein Rückzug ins Private. Riefen die beiden Sängerinnen Julia Wilton und Jessica Drosten vor fünf Jahren noch selbstbewusst "Mach deinen Fernseher kaputt" ins Mikrofon, so wirken sie heute überwiegend zahm, in manchen Momenten sogar beinahe zahnlos. Der mangelnde Biss ist denn auch eines der Kennzeichen der neuen Songs. Eine der wenigen Ausnahmen, die zumindest in textlicher Hinsicht aufhorchen lassen, ist "Wehr Dich Doch".
Hier ist ein wenig vom punkigen Charme des Erstlings konserviert. Die Lyrics dienen mit ihrem noch ab und an vorhandenen kämpferischen Witz als Refugium für geschätzte Bierbeben-Qualitäten. Das unterstreicht auch die einzige Coverversion: "Hochzeit" stammt aus der Feder von Franz Josef Degenhardt. Der geht mittlerweile auf die 80 zu und dürfte nur noch älteren Semestern als einer der wichtigsten künstlerischen Repräsentanten der 68er-Revolte bekannt sein.
Das war's dann aber auch schon mit der Revolution auf "Das Bierbeben". Beinahe überall wurden die aggressiven Spitzen in den Tracks abgeschliffen. Bleiben durften die elektronischen Beats, nunmehr verstärkt um eine gute Portion Pop. Hinzugekommen sind außerdem eine Reihe von natürlichen Instrumenten, die zum ingesamt runderen und ausgewogeneren Klangbild des Albums beitragen.
Mit diesem deutlichen Schritt Richtung Popness macht man den Output zwar um einiges gefälliger. Ob sie sich damit aber einen Gefallen tun, sei bezweifelt. Denn je angepasster und stromlinienförmiger das musikalische Profil, umso größer auch die Verwechslungsgefahr mit gesichtslosen Party-Hüpf-Electro-Pop-Acts, wie es sie zuhauf gibt. Also, Bierbeben, beim nächsten Mal bitte wieder mit mehr Punk.
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