laut.de-Kritik
Die Nirvana-Legende feiert mit Freunden und eigenen Idolen.
Review von Kai ButterweckIm Mai 2011 schloss eines der wohl renommiertesten Tonstudios der Welt seine Pforten. Das Ende des Sound City-Studios in Los Angeles sorgte bei vielen Veteranen des Biz für gefüllte Tränensäcke. Doch zum Glück gibt es ja einen nimmermüden Tausendsassa namens Dave Grohl, der sich kurz vor Toresschluss noch schnell die legendäre Neve 8028-Studiokonsole unter den Arm klemmte und somit einen essentiellen Sound-Eckpfeiler des ruhmreichen Etablissements in die Neuzeit rettete.
Als der Foo Fighters-Kopf dann 2012 auch noch Pläne für ein großangelegtes Documentary-Projekt über das Studio in die Welt hinaus posaunte, orientierten sich die Mundwinkel vieler Sound City-Pioniere schlagartig wieder gen Wangenknochen. Denn was wäre solch eine Studio-Dokumentation ohne einen passenden Soundtrack?
Und so rief der Regie-Debütant illustre Gäste der langen Studio-Historie wie Paul McCartney, Stevie Nicks, Trent Reznor, Krist Novoselic, Joshua Homme, Corey Taylor, Scott Reeder und noch viele andere zu sich, um der Hommage an die spätestens seit "Nevermind" berühmtesten vier Wände von Van Nuys einen würdevollen musikalischen Anzug zu verpassen.
So präsentiert das Album einen Haufen erfolgsverwöhnter Über-Größen, die fernab von gewöhnten High End-Standards zu ihren Basics zurückkehren. Hier geht es nicht um eine Fließband-Produktion von Hits oder das Aufplustern überdimensionaler Egos, sondern um den puren Tribut-Gedanken an einen Location-Vibe, ohne den viele der Beteiligten vielleicht nicht da wären, wo sie heute sind.
Den Anfang macht "Heaven And Hell", ein Song mit bratenden Gitarren, scheppernden Hi-Hats und psychedelischen Vocals, der jeden Stoner-Liebhaber mit der Zunge schnalzen lässt. Dave Grohl – der als einziger bei allen elf Songs seine Finger im Spiel hat – und die beiden Black Rebel Motorcycle Club- Mitglieder Peter Hayes und Robert Levon Been legen gut vor und übergeben die Instrumente nach fünfeinhalb treibenden Minuten an die Kollegen Brad Wilk, Chris Goss und Tim Commerford ("Time Slowing Down"). Abermals treffen breite Gitarrenwände auf schleppende Kesselspiele, ehe sich Fleetwood Mac-Frontdame Stevie Nicks "You Can't Fix This" annimmt und mit immer noch rauchigem Timbre den einzigen weiblichen Beitrag des Albums markiert.
Auf dem anschließenden "The Man That Never Was" zerrt die halbe Foo Fighters-Bande die 80s-Ikone Rick Springfield vors Mikro und füttert den Aussie-Barden mit reichlich zackigen Stadionrock-Riffs. Noch eine Spur flotter geht es auf dem folgenden "Your Wife Is Calling" zu, wenn sich Desert Sessions-Pionier Alain Johannes und Fear-Sänger Lee Ving gegenseitig die Zähne zeigen. Ganz starkes Stück.
Halbzeit: Zeit zum Luftholen. Den Pausentee ("From Can To Can't") serviert Stone Sour-Fronter Corey Taylor. Mit aufwühlenden Harmonien und reichlich Gezupfe im Background kommt das Personal kurz zur Ruhe, bevor sich Josh Homme dazugesellt ("Centipede") und nach gut dreieinhalb Minuten ein Stoner-Feuerwerk sondergleichen vom Stapel lässt – große Klasse.
Einmal warm geworden, legt das gleiche Personal (Alain Johannes, Chris Goss, Dave Grohl und Josh Homme) mit "A Trick With No Sleeve" noch ein weiteres Highlight nach und präsentiert sich dabei als ehrwürdige Stone Temple Pilots-Temple Of The Dog-Tribute-Combo. Das Ende naht – höchste Zeit, die vermeintlich größten Trümpfe auszuspielen. Doch leider erreichen weder Paul McCartney, der während des krachenden "Cut Me Some Slack" seine stimmlichen Grenzen aufgezeigt bekommt, noch Trent Reznor, der im abschließenden "Mantra" eher lustlos am Mikro klebt, die Klasse der durchgeschwitzten Verantwortlichen vor ihnen.
Auch das zwischen den beiden Hauptattraktionen des Albums gequetschte balladeske Treiben der Herren Dave Grohl, Jessy Greene, Jim Keltner und Rami Jaffee ("If I Were Me") muss sich eher hinten anstellen. So dümpelt das Album etwas leidenschaftslos aus, was aber nur für einen kleinen Fleck auf einer ansonsten blütenweißen Weste sorgt.
16 Kommentare
Klingt interessant. Doch wo ich gerade den Namen Chris Goss lese, der soll mal lieber ein neues MASTERS OF REALITY-Album rausbringen und mal wieder nach Deutschland kommen.
Ich bin befangen, ich darf das nicht bewerten ...
heaven and hell is von volbeat
@JaDeVin:
Mein Profil inklusive dem Namen und dem Bild gibt es schon seit einigen Jahren und ich trolle damit nicht herum.
Hier hatte es sich nur zufällig für einen etwas scherzhaften Kommentar angeboten.
Auf Schulabschlüsse möchte ich hier nicht näher eingehen, aber deine provokante Art und Weise lässt schlimmes vermuten.
Nix für ungut!
Da die Platte bisher noch nicht bei mir eingetrudelt ist, kann ich dazu nur anhand des Onlinestreams etwas sagen. Dort habe ich sie mir 2 mal angehört.
Erster Eindruck: zur Hälfte richtig gute Songs, ein paar "okaye" und 2-3 Langweiler.
Würde für mich eine Wertung von 3 einhalb ergeben. Der Bonus der mitwirkenden Künstler (vor allem Josh) rundet das Ganze auf ne 4 auf, d.h. Wertung geht in Ordnung.
@Dave G. (« @JaDeVin:
Mein Profil inklusive dem Namen und dem Bild gibt es schon seit einigen Jahren und ich trolle damit nicht herum.
Hier hatte es sich nur zufällig für einen etwas scherzhaften Kommentar angeboten.
Auf Schulabschlüsse möchte ich hier nicht näher eingehen, aber deine provokante Art und Weise lässt schlimmes vermuten.
Nix für ungut! »):
war nicht böse gemeint.^^
Film ist dope, Album verzichtbar.