laut.de-Kritik
Die definitive Hitsammlung für den Gabentisch.
Review von Michael SchuhSein erstes Album in 2016 hieß "Blackstar", und nur er wusste damals, dass es auch sein finales Studiowerk sein würde. So passt es ins Bild, dass die vorliegende Veröffentlichung den Reigen der zahlreichen David Bowie-Platten in diesem Jahr beschließt: "Legacy", David Bowies Vermächtnis also, der traurigen Entwicklung angemessen betitelt.
Auch wenn manch einer eher in einem oder mehreren der insgesamt 28 David Bowie-Studioalben seit 1967 eine Art Vermächtnis dieses talentierten Künstlers findet. Der Brite hat auch großartige Hits geschrieben, die es wert sind, einmal komplett aufgelistet zu werden.
Für die breite Masse war Bowie vor seinem Tod vor allem der Typ, der "Let's Dance" gesungen hat. Hätte man bis letztes Jahr in einer Umfrage nach dem Sänger von "Under Pressure" gefragt, wäre die Antwort der Mehrheit eher Freddie Mercury gewesen. Darüberhinaus gerät das öffentliche Bewusstsein oft unweigerlich ins Stocken, dabei kennt man auch als unbedarfter Radiohörer noch einige dieser weiteren 18 (Einzel-CD) bzw. 38 "Legacy"-Stücke (Doppel-CD).
Fakt ist: Jede Generation verdient ein Bowie-Sound-Lexikon dieser Art. 1990 erschien die Best Of "Changesbowie", 2002 "Best Of Bowie" ("Changesonebowie" von 1976 und "Changestwobowie" von 1981 mal außen vorgelassen) und nun eben "Legacy", das mit den aktuellen "Blackstar"-Singles "Lazarus" und "I Can't Give Everything Away" bestückt ist.
Doch los geht es mit den frühen Glanztaten des Mannes, der der einzige Rockstar aus den 60ern gewesen ist, "der zu wissen und sich dafür zu interessieren schien, was außerhalb seiner Generation abging. Er gab jungen Bands das Gefühl, verstanden zu werden und relevant zu sein", formulierte Dinosaur Jr-Boss J Mascis treffend. Und wir hören Bowie nun 45 Jahre später in "Changes": "And these children that you spit on / As they try to change their worlds." Dieser Song, genau wie "Starman", wurde auf "Best Of Bowie" vor 14 Jahren tatsächlich nicht berücksichtigt.
"Legacy" weist zum Glück keine schmerzhaften Lücken auf. Wir erleben Bowies Karriere in Hits, von Glam-Kultsongs ("All The Young Dudes") über Riff-Klassiker ("Rebel Rebel"), geschmeidigen Funk ("Fame"), Wave-Pop ("Ashes To Ashes"), Drum'n'Bass-Exkurse ("Little Wonder") bis zu Kooperationen mit der Pat Metheny Group ("This Is Not America"), den Pet Shop Boys ("Hallo Spaceboy") und, nun ja, Mick Jagger ("Dancing In The Street"). Dazwischen: Der Berliner Mauer-Song schlechthin ("Heroes").
Zu entdecken gibt es nach wie vor genügend: Ob das tiefenentspannte "Thursday's Child" von "hours..." (1999), "Slow Burn" vom gerne übersehenen Alterswerk "Heathen" (2002) oder das Industrial Rock-Juwel "I'm Afraid Of Americans", für das 1997 folgerichtig Trent Reznor verpflichtet wurde, der vorliegenden Remix fabrizierte (das Original ist auf "Earthling").
Angepriesen wird "Legacy" mit einer bisher unveröffentlichten Version des vielleicht schönsten David Bowie-Songs "Life On Mars?", den der Produzent des dazugehörigen 1971er Albums "Hunky Dory", Ken Scott, neu gemixt hat. Er arbeitete die einzelnen Spuren deutlicher heraus und mischte dem majestätischen Track etwas mehr Streicher hinzu, was Drama und Opulenz noch verstärkt.
Nach dem zweiten Boxset für Fans und dem Soundtrack zum "Lazarus"-Musical ist die Hitsammlung "Legacy" ein logischer wie würdiger Schlusspunkt im Bowie-Veröffentlichungsreigen 2016. Und eine der sinnvolleren Complilations, die man kurz vor Weihnachten im Plattenregal vorfindet.
9 Kommentare mit 23 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Isso, danke.
Diese Zusammenstellung ist, im Sinne eines Best ofs, völlig unnötig. Auf der Nothing Has Changed ist all das schon längst besser und umfassender vorhanden. Außer der neuen Version von Life on Mars, sowie der beiden Tracks von Blackstar, gibt es keine Kaufreize, die über einen Einzel-Download hinausgehen.
und das traurigste ist:
keiner spricht darüber wie sehr der mensch zur ware wird.. sein tot sowas von ausschlachten und dann kurz vor weihnachten rauszuhauen, reines kalkül!
aber wie sagte neo in matrix einst: wir sind alle ursache und wirkung
und das dies nach dem Tod noch viel sichtbarer wird. Da wird jedes Jahr immer wieder eine neue Best of / Greatest Hits oder Sammlungen mit jeder zu Verfügung stehenden Demo-Aufnahmen (egal wie schlecht sie sind) unters Volk gebracht. Das ganze mit dem kalkulierten Wissen, das Fans alles kaufen werden was man veröffentlicht. Schon alleine aus Gründen der "Vollständigkeit". Da leuchten die Augen der Chefs der jeweiligen Record companys, wenn sie daran denken, das sie bei geringenem Aufwand die grüßtmögliche Rendite haben werden.
Ich sage ja, das Kalkül beginnt schon viel früher! Einfach so vor Weihnachten sterben... traurige Welt!
wobei bei bowie dazu kommt das es ja jetzt auch schon wieder 1 jahr her ist..ich bin mal gespannt was sich da die plattenfirma einfalen lässt ..wenn es dann so weit ist am 10.01...
Eine tolle Zusammenstellung, habe dafür meine Einzeltrack-Sammlung gelöscht.
Hatte Bowie nicht vor seinem Tod angekündigt, dass in den kommenden 10 Jahren noch jährlich reguläre Alben von ihm erscheinen werden, die er alle schon aufgenommen hat? Oder habe ich mich da krass verhört?
Habe bei DER VINYLIST auch eine ganz gute Beurteilung von LEGACY gefunden: http://bit.ly/2ivBQPn
Okay. Einladung angenommen.
Gruß
Skywise
*Kommentatorinnenstimme an*
Der Neuling NWK lässt die Schläge des Schwergewichts Skywise bisher ins Leere laufen. Wird Skywise bald die Puste ausgehen, oder lässt sich NWK doch noch aus der Deckung locken?
da er anscheinend lediglich klicks für seine seite generieren will, ist er hier nicht angreifbar und demnach noch unbesiegbarer als der drachenlord
aber wie morpho schon sagte, der vinylst hat ne kommentarfunktion.
wer also die zeit und muße hat ....
@derHerrvonWelt:
Der Vinylst hat 'ne Kommentarfunktion, stimmt. Jeder einzelne Kommentar muß jedoch erst mal vom Verantwortlichen freigeschaltet werden, wie das bei einer so wichtigen Musikseite mit irre gut geschriebenen, coolen Riwjuhs so Sitte ist. Also, das mit den coolen oder gut geschriebenen Reviews sagt immerhin Enwie Kej als geschmacksneutraler Beobachter bei seiner Verlinkung hier, und der muß es ja wissen, immerhin hat er die geschmacksneutralen Beiträge alle selbst geschrieben.
Die Seite hat übrigens einen Niedlichkeitsbonus bei mir verbuchen können: da gibt's 'ne fest installierte Spenden-Funktion, das fand ich irgendwie goldig.
Meinem Vorurteil, daß da jemand den Besitz von Vinyl mit Ahnung von Musik verwechselt, haben die weiteren gelesenen "Plattenkritiken" jedoch bislang nichts anhaben können.
Gruß
Skywise
aber immerhin hat er sich deinen beitrag zu herzen genommen.
vll. doch der beginn einer großen freundschaft ?
@derHerrvonWelt:
Mach mir keine Angst
Gruß
Skywise