laut.de-Kritik

Erotik-Effekte für die Dunkelheimer-Szene.

Review von

Okay Jungs, ich gebe mich geschlagen. Beim Cover eures letzten Albums "6 Feet Underground" fragte ich mich ja noch, ob das nun Kalkül oder schlicht Dummheit ist, eine so offensichtliche Depeche Mode-Ästhetik zu fahren. Was dabei rauskommt, wenn ihr euer eigenes Ding dreht, sieht man nun anhand des "Subkutan"-Covers.

Ich bin zugegebenermaßen nicht informiert, ob der nackte Oberkörper einer Frau samt aufgepinselten Adern und sonstigen Blutgefäßen im Stile Gigers in der fetischnahen Dunkelheimer-Gemeinde für erotisierende Nebeneffekte sorgt oder sogar noch als große Kunst erachtet wird. Für mich ist sowas eher ganz nah am (von einigen ja auch als geschmackvoll empfundenen) Ästhetikverständnis der (leider) unkaputtbaren Vampir-Forscher von Umbra Et Imago und damit so notwendig wie eine Rippenserienfraktur.

Forschen muss man auf der neuen De/Vision-Platte derweil höchstens nach guten Songs. Dabei war die Band auf dem letzten Album noch in wirklich guter Form und hatte ein paar richtige Top-Songs am Start. Vorbei. Warum die Herren Keth und Adam ihre Studioalben streng im Jahrestakt veröffentlichen, darf mir auch mal gerne jemand erklären. Irgendwie scheint sich diese Dauerbelastung negativ auf die Qualität der Songs auszuwirken. Mittlerweile verwenden sie sogar ungeniert Trance-Flächen ("Subtronic", "The End"), womit im Jahr 2006 allenfalls noch eine Tapferkeitsmedaille zu holen ist.

Im Schnitt gehen alle Songs wieder gute fünf Minuten, kommen aber trotz bewährt guter Produktion meist nicht über den Status der Belanglosigkeit hinaus, der im Synthie Pop-Genre leider besonders ausgeprägt ist. Viel zu oft vermisst man bei De/Vision das gewisse Charakteristika, den besonderen Moment, die große Geste. Man sollte auch besser vermeiden, auf die Texte zu achten, sonst erfährt man mitunter folgendes: "You make me puke, I can't stand your stupid face." Würg!

Natürlich ist nicht alles furchtbar misslungen: "Obey Your Heart" und "Not Made Of Gold" sind positiv zu vermerken, da die Band hier ihr Händchen für mitreißende Melodien gut in Szene setzt. Mit den Balladen habe ich dagegen wieder mal Probleme, das klingt einfach immer alles eine Spur zu selbstzufrieden und, um im vorgegebenen Bild zu bleiben: blutleer. "Star-Crossed Lovers", das gegen Ende in einen noisigen Teil ausbricht, umgeht dieses Problem halbwegs.

Mit "In Dir" hat es nach all den Jahren auch mal ein deutscher Song auf eine De/Vision-Platte geschafft. Textauszug gefällig? "Wo gehst du hin? Wo kommst du her? (...) Bringt mir der Tod ewiges Leben? Sind unsere Sünden längst vergeben?" Tja, zu Cover-Sünden habe ich jedenfalls bereits Stellung bezogen. Dass die Jungs einen Song dann tatsächlich "E-Shock" betiteln, kann nur noch als verhängnisvolle Prophetie betrachtet werden. Zur Reanimation taugt "Subkutan" leider nicht im Geringsten.

Trackliste

  1. 1. Subtronic
  2. 2. The End
  3. 3. Star-Crossed Lovers
  4. 4. Addict
  5. 5. Obey Your Heart
  6. 6. No Tomorrow
  7. 7. Still Unknown
  8. 8. In Dir
  9. 9. E-Shock
  10. 10. My Own Worst Enemy
  11. 11. Not Made Of Gold
  12. 12. Summer Sun

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