laut.de-Kritik

Zwischen Slipknot und Three Days Grace.

Review von

Touren mit Stone Sour, Korn, Insane Clown Posse, Asking Alexandria, ein Vertriebsdeal mit Warner Music und ein namhafter Produzent (Goldfinger-Gitarrist John Feldmann) im Rücken – an Erfahrungswerten mangelt es Ded trotz junger Karriere nicht. Das hört man ihrem Debütalbum deutlich an. Die Amerikaner wollen die großen Bühnen dieser Welt offenbar nicht lange nur als Support bespielen, sondern selbst headlinen. Gut möglich, dass das klappt.

Auf "Mis•an•thrope" spielen Ded eine Crossover-Mischung, die eine musikalische Sozialisation durch den Nu Metal der 2000er nahelegt. Slipknot und Korn strömen aus allen Poren, Sänger Joe Cotella orientiert sich in "FMFY" fast schon ein wenig zu stark an Corey Taylors Shouts. Drummer Matt Reinhard hätte hörbar gern ein paar Blechtonnen zur permissiven Verstärkung, und der Saitenfraktion bleibt gar nichts anderes übrig als dazu in "Duality"-Manier die Staccatos und abgründigen Zwischenschübe auszupacken.

Die Lyrics, vollgepackt mit Phrasen und Parolen ("Monkey see and monkey do, monkey does the same as you", "Fuck me, fuck you too", "When I say go – go psycho!", "I will not give in, I'm anti everything" and so on ...), liefern leider selten Argumente zum genauen Hinhören. Aber, das muss man Ded lassen, die zugehörigen Hooks knallen wie Sau. Ohrwürmer sind bei "Mis•an•thrope" garantiert – sei es in gewalttätiger Slipknot-Manier wie bei "FMFY" und "Architect" oder mit poppigem Touch à la Emil Bulls ("Anti-Everything", "Rope"). Cotellas Stimmgewalt passt in große Hallen, die Circlepit-Qualität der Riffs steht außer Frage.

Da Cotella hin und wieder auch rappt, und die Band mit Sample-Effekten (ebenfalls bei "Anti-Everything") spielt, erinnern sie durch die Mixtur mit brutaler Härte stellenweise etwas an die kürzlich ebenfalls von John Feldmann produzierten Aktivismus-Maniacs The Fever 333. Deren rohe Dringlichkeit erreichen Ded zwar zu keinem Zeitpunkt, verlegen ihren Schwerpunkt aber ohnehin mehr auf Massendynamik als direkte Ansprache.

Vereinzelt gerät der Spagat zwischen Alternative, Nu und Core zu gefällig, kalkuliert ("I Exis"“), im Falle von "Hate Me" sogar anbiedernd. Allerdings täuschen Ded ihre Härte nie nur vor und bewahren sich trotzdem ultrakompaktes, übersichtliches Songwriting, wie es zum Beispiel auch Three Days Grace praktizieren. Wem ebendiese jüngst zu soft und berechenbar ausfielen, grundsätzlich aber Fan ist, sollte "Mis•an•thrope" testen. In einem Teeniefilm, in dem Three Days Grace die gutmütigen, aber etwas langweiligen Protagonisten spielen, wären Ded die attraktiven Bad Guys. Und die können natürlich auch mal zärtlich: "I hate you 'cause you're beautiful", schallt es hymnisch durch die Abschlussball-Ballade "Beautiful".

Kurzum: Ded liefern auf ihrem Debüt modernen, aber keineswegs innovativen Crossover-Metal. Die Fertigkeiten, sich bei den Stilmitteln der großen Referenzacts zu bedienen, haben sie – die Show stehlen sie ihnen aber noch nicht.

Trackliste

  1. 1. Architect
  2. 2. Anti-Everything
  3. 3. Dead To Me
  4. 4. FMFY
  5. 5. Remember The Enemy
  6. 6. Disassociate
  7. 7. Rope
  8. 8. Hate Me
  9. 9. I Exist
  10. 10. Inside
  11. 11. Beautiful

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    uhh gleich mal reinhören :uiui: das schreit ja geradezu alles nach Post-90ies rip off. :koks:

    "Die Lyrics, vollgepackt mit Phrasen und Parolen ("Monkey see and monkey do, monkey does the same as you", "Fuck me, fuck you too", "When I say go – go psycho!", "I will not give in, I'm anti everything" and so on ...), liefern leider selten Argumente zum genauen Hinhören."

    Bist du malle? solche Musik MUSS der OST sein, um zu den Klängen mit der Schrotflinte durch deine Schule oder mit dem Sturmgewehr durch den Kiga zu schreiten. im mantel. da brauchs keine lyrische tiefe...