laut.de-Kritik
"Smoke On The Water" mit Uli Jon Roth.
Review von Giuliano BenassiEines muss man ihnen lassen: Die britischen (oder mittlerweile britisch-amerikanischen) Hard Rock-Urgesteine lassen sich nicht kleinkriegen. 1968 gegründet und bis Mitte der 1990er Jahre durch geniale Momente wie epische Zankereien gekennzeichnet, haben sie im neuen Jahrtausend zur inneren Ruhe gefunden.
Seit 2002 ist nur noch ein Gründungsmitglied dabei (Schlagzeuger Ian Paice), doch Sänger Ian Gillan und Bassist/Produzent Roger Glover, die 1969 einstiegen, gehören zur erfolgreichsten Line-Up der Band. Gitarrist Steve Morse (Ex Kansas) ist seit 1994 mit dabei, letzter Neuzugang war Keyboarder Don Airey (Ex Gary Moore und Ozzy Osbourne). Somit ist Mark VIII Deep Purples beständigste Lineup.
Studioalben sind seltener als früher, dafür erreichte "Now What ?!" 2013 die Spitze der deutschen Charts. Im selben Jahr traten DP beim Schlammfestival Wacken auf, jener Ausgabe, in der Lemmy nach 30 Minuten mit Herzproblemen von der Bühne musste und in der Rammstein es wagten, Heino mit auf die Bühne zu nehmen.
Für solch große Überraschungen sorgten DP nicht, dafür sind sie viel zu routiniert, da ständig auf Tour und unironisch. Aber sie wissen, wie man ein Festival-Publikum auf seine Seite zieht: Indem man ihm gleich mal drei Klassiker vor den Latz knallt. Dazu gehören "Highway Star" (1972), "Into The Fire" und "Hard Lovin' Man" (beide 1970) allemal.
Morse gibt sich bei diesen Stücken Mühe, so zu klingen wie sein Über-Vorgänger Ritchie Blackmore, Airey an der Hammond-Orgel so wie der verstorbene Jon Lord. Die Instrumente sind gut abgemischt, lediglich Gillan hält sich etwas im Hintergrund auf. Ungewöhnlich, denn immerhin stammt der legendäre Satz "everything louder than everything else" von ihm. Vielleicht, um zu vertuschen, dass seine Stimme nicht mehr so röhrt wie vor 40 Jahren?
Dass die Band mittlerweile ziemlich anders klingt, soll das Publikum natürlich auch erfahren. In den prog-rockigen "Contact Lost" und "The Well-Dressed Guitar" (beide 2003) dürfen sich Airey und vor allem Morse austoben, der hier auf Yngwie Malmsteen in seinen besten Jahren macht.
Auch im weiteren Verlauf gelingt es der Band, altes und neueres Material kurzweilig zu vermischen. Doch natürlich stehen die Leute vor der Bühne, um die alten Gassenhauer zu hören. Nach Don Aireys Keyboardsologeschwurbel beginnt der Showdown mit "Perfect Strangers" (1984) aus dem gleichnamigen, gelungenen Comeback-Album.
"Space Truckin'" darf ebenso wenig fehlen wie der signature Song "Smoke On The Water" (beide 1972), bei dem es doch eine kleine Überraschung gibt, denn plötzlich steht Uli Jon Roth, ehemalig Scorpions und Erfinder der Sky Guitar, auf der Bühne. Als zweite Zugabe gibt es "Black Night" (1970) und den einzigen DP-Song der Tracklist, den Gillan ursprünglich nicht selbst eingesungen hat, "Hush", 1968 der erste Hit der Band.
"Live In Wacken" bietet die Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen und auch, brauchbares Neues kennenzulernen. Der Titel "From The Setting Sun..." ist eine Anspielung auf eine Liveausnahme aus Japan mit dem Titel "...To The Rising Sun" das mit einer geringfügig anderen Tracklist zeitgleich erscheint. Beiden Doppel-CDs ist eine Live-DVD beigefügt, die auch separat als Blu Ray erhältlich ist. Die Qual der Wahl, also.
2 Kommentare
Einfach ne ehrliche Band. Ich mag alle Besetzungen.
tolles Konzert, die Jungs können es immer noch nach all den Jahren.Hut ab und DocGutmann hat natürlich recht