laut.de-Kritik
Sanfte Melodie-Sätze und knallharte Gitarrenarbeit
Review von Martin MengeleEin Hoch auf alle Plattenfirmen, die jeglichen Fortschritt verschlafen haben, der durch das Internet hervorgebracht wurde. Aus Angst, dass vor dem offiziellen Release der neuen Deftones "White Pony" irgendwelche Tracks als MP3-Dateien ins Netz geraten, bekommen Musikmagazine nur die abgespeckte Version auf Tape in die Hände. Und damit nicht genug. Nicht nur, dass es kein Coverartwork zu sehen gibt. Die einzelnen Songs liegen nur als Fade-Out-Versionen vor. Wie soll man denn damit eine vernünftige Rezension schreiben? Als würde man einen Film beurteilen, nachdem man nur den Trailer gesehen hat. Eine CD ist doch immer noch ein Gesamtkunstwerk und nicht nur abgehackte, gesichtslose Musik.
Trotzdem, irgendwie kommt es mir so vor, als hielte ich ein perfektes Demotape einer grandiosen Band in der Hand. Leider für Demo-Qualität zu perfekt produziert und abgemischt, was ein weiters Mal dem magischen Händchen von Terry Date zu verdanken ist, der auch für die Vorgängerscheibe verantwortlich zeichnete.
Wahrscheinlich gibt es keine andere Band aus dem harten Sektor, die es dermaßen ausgeklügelt versteht, den Hörer in ein Wechselbad aus mächtigem Hartkernrock und subtilen Balladen zu versetzen - und das alles in einem Song! Eine Band, die ihren eigenen unverwechselbaren Style gefunden hat. Deswegen scheue ich auch immer einen Vergleich mit Korn, die zwar aus dem gleichen Umfeld kommen, aber nicht dieselbe emotionale Ambivalenz besitzen.
Natürlich ist es vordergründig Chino Moreno, der mit seinem dynamischen Organ kalte und heiße Wogen den Rücken rauf und runter jagt. Dieses Mal wird er sogar von Tool-Chef Maynard Keenan unterstützt. "Passenger" ist ihr gewaltiges Duett, die Vocals geschickt ineinander verwoben. Ein wahres Power-Dreamteam des aktuellen Rockbiz hat hier zusammengefunden.
An der Instrumentierung hat sich soweit nichts geändert. Nur darf Frank Moreno jetzt seine Turntables zu den Gigs mitbringen und verweist auf die Crossover-Roots der Deftones. Es gibt auch keine eindeutige Verlagerung auf die harte oder softe Schiene. Die Platte hält wie immer die Waage, und dies bei fast jedem Song. Durchgehend bestehend aus dieser warmen Mischung aus sanften Melodie-Sätzen und knallharter Gitarrenarbeit. Auf alle Fälle 30 Mark wert und als Fade-Out-Version völlig untauglich. Der Sound eines MP3-Files kann ohnehin nicht die komplette Dynamik eines Deftones-Songs abdecken (höre z.B. "Knife Party").
54 Kommentare
Ich weiß, das Album ist schon etwas älter. Aber ich finde immer noch das es eins der wichtigsten Alben der letzten Zeit ist.
Im Gegensatz zu den früheren Deftones Alben isses viel Emotionaler und ruhiger geworden. Chino hat zwar keine großartige Gesangs-Stimme aber er bringt das echt gut rüber. Jedes Lied hat seine eigene Atmosphäre,
bei Passenger stelle ich mir irgendwie vor wie ich Nachts in einem Cabrio sitze und mir der kalte Fahrtwind ins Gesicht bläst ... ich weiß zwar nicht wieso, aber ich lehne mich bei dem Lied gerne zurück, schließe meine Augen und lass mich tragen ...
Knife prty kommt ziemlich seltsam rüber, fast irgendwie psychotisch, und das Geschrei gegen Ende macht den ganzen Track komplett, da bekomm ich noch Gänsehaut
Naja, auf jeden Fall ein Hammer Album, bei dem alle Lieder gefallen können, wenn man sie nur an sich ran lässt
White Pony ist das geilste Album, was Deftones jemals gemacht haben und die Mischung ist viel ausgewogener, das heißt, dass sie sowohl laute und agressive Songs, als auch "sanfte" Songs machen können. Du hast Recht, Jbunti, das Album ist ein Hammer, wenn man es nur an sich ranlässt. Aber Knife Party ist mir irgendwie zu sehr suizid haft. Aber auf jeden Fall hört es sich geil an.
imho ist gerade das beste an knife party dass es so "suizid haft" ist:D...aber ich finde auch dass white pony das bei weitem beste deftones album ist. viel abwechslungsreicher, viel genialer und...nunja, einfach viel besser:)
quote of the week:
Das sind so vier komische große Schildkröten, die Ninjas sind und Kung Fu können und gegen den Shredder kämpfen. Die fressen den ganzen Tag nur Pizza. Und ihr Lehrmeister ist eine Ratte. COWABUNGA! - turri auf die frage was den teenage
Dann ist ja gut. Wollt mich nur mal erkundigen.
nach wie vor das album welches seit erscheinen in regelmäßigen abständen immer wieder seinen weg in meinen cd-spieler findet. ich hoffe ich werde mein leben lang daran gefallen finden.
Das Album ist mittlerweile 17 Jahre alt und klingt immer noch zeitgenössisch, manchmal sogar seiner Zeit voraus. Unfassbares Meisterwerk, ein Klassiker des modernen Metals. Es hat schon seine Gründe, warum sich die Deftones immer noch halten und fantastische Alben abliefern: Sie haben ein richtiges Maß an Experimentierfreude gefunden und sind sich dennoch immer treu geblieben.