laut.de-Kritik
Alien Pop, weit ab von allem Irdischen.
Review von Toni HennigHinter dem kryptischen Pseudonym Demen verbirgt sich die in Stockholm lebende Musikerin und Sängerin Irma Orm. Die Schwedin gibt nur das Allernötigste von sich preis, um sich auf ihre künstlerische Vision zu fokussieren. So unnahbar wie diese mysteriöse Frau damit auf den ersten Blick scheint, klingt auch ihr Dark-Pop auf dem Debütalbum "Nektyr".
Im Opener "Niorum" erzeugen sphärische Keyboardklänge eine erhabene Grundstimmung. Man hört dazu schwere Percussion, die jemand einspielt, der sich ödman nennt. Majestätisch erhebt sich die opulente tiefe Stimme Irma Orms, die sich zu einer einprägsamen Melodie aufschwingt. Dennoch geraten die weiteren Nummern so nebulös und distanziert wie die verwaschenen Texturen auf dem Cover, die ein gewisser l-p-f-m gestaltet hat.
Schon mit dem folgenden "Morgon" zieht sich die Schwedin wieder in ihr stilles Kämmerlein zurück. Ihr klagender Gesang erinnert anfänglich an die überwältigende Erhabenheit einer Lisa Gerrard. In der Mitte wendet sich die fast 10-minütige Nummer rhythmisch jedoch um 180 Grad und gewinnt zunehmend an Sperrigkeit. Zum Hörer baut Demen erstmal eine undurchdringliche Distanz auf. Zu einem homogenen Ganzen fügen sich die einzelnen Tracks dadurch nach intensivem Hören zusammen.
Angeblich zeichnet Irma Orm auch für das Artwork der Scheibe "Nattlig Initiation" der Black Metal-Band Knieriem aus dem August 2015 verantwortlich. Spurenelemente dieser extremen Spielart lassen sich kaum auf "Nektyr" finden. Nur die atmosphärische Geschlossenheit ihrer Songs deutet auf dieses Genre hin.
Das in seiner klanglichen Dichte überwältigende "Korridorer" lässt dabei mit seinem entrückten Pianospiel an die tiefgreifend melancholischen und ruhigen Momente von Harold Budd denken. Demgegenüber vermittelt das sakrale und bedrückende Soundbild in "Illdrop" das Gefühl von Trauer. Mit "Mea" folgt ein kurzes und verhaltenes Intermezzo im Stile Angelo Badalamentis, das in verlassene Wälder voller Mythen und Riten entführt. Vor allem durch das Unbekannte und Mystische geht von diesem Album eine besondere Faszination aus.
Erst mit "Ambur" dringen ein paar verhaltene Lichtstrahlen ins finstere Dickicht. Das repetitive Schlagzeug und die verträumten Keyboardschleifen rufen wohlige Erinnerungen an die ätherischen Klänge der Cocteau Twins wach. Mit einer introvertierten und reduzierten Klaviernummer namens "Flor" endet die Scheibe. Innerhalb von nur 35 Minuten hat "Nektyr" letztendlich sämtliche Metamorphosen düsterer Musik durchlebt.
Die stilistische Bandbreite des Albums reicht schließlich von Ambient, Dream-Pop, Dark-Wave bis hin zu Doom-Sounds. Ihre hypnotische Anziehungskraft offenbart die Platte aber erst dann, je tiefer man in diese sehr spezielle Klangwelt eintaucht. In einem seltenen Interview mit Bandcamp spricht Demen von "Alien Pop", was diese einzigartige Mixtur hervorragend umschreibt. In ihrer Schönheit besitzt diese Musik nämlich kaum noch etwas Irdisches.
1 Kommentar mit 3 Antworten
eingangstrack überzeugt.
klingt für mich ein wenig wie portishead und björk zusammengerührt und neu gegossen.
potenzial ist ajf da.
Was eine ziemlich geile Kombi wäre... Wird gehört!
Passend ist die Kombination allerdings nicht. Denk' mal eher Love Spirals Downwards und Nortt in einem Bela Tarr-Film.
heute mal durchgehört.
auf albumlänge eher langweilig.