laut.de-Kritik
102 Konzerte, eins mehr als in den guten alten Zeiten.
Review von Daniel StraubDie entspannte Normalität bei Depeche Mode überstrahlt alles. Das ist die Botschaft, die die britischen Synthie-Rocker mit ihrer abgelaufenen Tour Of The Universe in die Welt getragen haben. Wie immer folgt nun der Beweis auf DVD, CD und Blueray. Vergessen und hoffentlich auch vergeben sind die jahrelangen, mitunter hart vorgetragenen Nickeligkeiten zwischen Sänger Dave Gahan und Songwriter Martin Gore. Dazu trägt vielleicht auch die Tatsache bei, dass sich das Trio Depeche Mode schleichend wieder in Richtung eines Quartetts entwickelt.
Das spricht zwar noch niemand so direkt aus, schließlich haben sich die Hierarchien innerhalb der Band über Jahrzehnte herausgebildet. Wer aber nun die Bilder und Töne der letzten Tour zu deuten weiß, der kommt an der Erkenntnis nicht vorbei, dass Drummer Christian Eigner für den Live-Sound von Depeche Mode längst unverzichtbar geworden ist. Weitergehende Ambitionen scheinen nicht ausgeschlossen. Schließlich war der Wiener Schlagzeuger an Gahans Seite bereits auf den letzten beiden Alben maßgeblich in den Kompositionsprozess eingebunden.
Eigner als offizielles Mitglied zu adeln wäre die logische Konsequenz. Allein das auf Tradition bedachte Bandgefüge steht einer schnellen Inthronisierung entgegen. Was den Österreicher nicht davon abhält, den Live-Shows von Depeche Mode seinen Stempel aufzudrücken. "Wrong" entfaltet dankt seiner akribischen Arbeit noch mehr Druck als die Studioversion, "Hole To Feed" gewinnt rhythmisch aufgepeppt merklich an Profil und selbst ein viel gehörter Klassiker wie "A Question Of Time" macht vergessen, dass seit seiner ersten Veröffentlichung schon knapp 25 Jahre ins Land gegangen sind.
Die beeindruckende Bühnenpräsenz von Eigner findet auch in der Bildregie von Russell Thomas, der schon für Björk, Moby und Robbie Williams gearbeitet hat, ihren Niederschlag. Während Andy Fletcher kaum einmal im Bild zu sehen ist (seine berüchtigten Klatsch-Performances sind gütigerweise ebenfalls der Schere zum Opfer gefallen), Live-Keyboarder Peter Gordeno ebenfalls nur sporadisch im Bild auftaucht, fungiert der Österreicher als Juniorpartner des ungleichen Bühnenduos Gahan/Gore.
Eigners Aufwertung ist jedoch nicht die einzige Änderung, die Regisseur Russell Thomas im Vergleich zur letzten Live-DVD "Touring The Angel" umgesetzt hat. Im Gegensatz zu Anton Corbijn, der lange Zeit für sämtliche visuellen Aspekte der Band zuständig war, nähert sich Thomas seinem Sujet mit vorsichtiger Zurückhaltung. Close Ups gibt es kaum zu sehen. Die Kamera bleibt auf Distanz, der Bühnenraum gehört einzig den Musikern.
Russell Thomas schlägt sich mit "Tour Of The Universe - Live In Barcelona" auf die Seite der Besucher, rückt deren Konzerterlebnis in den Mittelpunkt. Kameras fahren durch die Menge, Handys und Hände ragen ins Bild, das Lichtermeer der Bühne im Palau Sant Jordi verschwimmt im Hintergrund. Mehr Atmosphäre lautet hier das Credo.
Dies hat zweierlei Auswirkungen. Zum einen kommen Corbijns Bühnenbilder mit ihren eindrucksvollen Projektionen hervorragend zur Geltung. Zum anderen rückt so auch das Bandgefüge Depeche Mode anstelle der einzelnen Persönlichkeiten in den Mittelpunkt. Die gelungene Bildregie mit ihrem Fokus auf dem atmosphärischen Konzerterlebnis trägt maßgeblich zum guten Eindruck bei, den "Tour Of The Universe - Live In Barcelona" hinterlässt.
Die Songauswahl bleibt frei von Überraschungen. In der ersten Showhälfte dominieren aktuelle Tracks, anschließend geben sich die Klassiker die Klinke in die Hand. Den Großteil davon kennt man bereits von früheren DVD-Releases.
Depeche Mode-Fans dürften aber schon wegen "Dressed In Black" zugreifen, das Martin Gore nur selten in einen Liveauftritt integriert. Dem Erfolg der DVD tut das mit Sicherheit keinen Abbruch, schließlich war ja bereits die Tournee mit 102 Konzerten in 40 Ländern und 2,7 Millionen verkauften Tickets ein überwältigender Erfolg.
5 Kommentare
Depeche Mode? Das sind doch die, die das sind, was zu Zeiten, als die Depeche Mode Hörer mal jung waren, die Rolling Stones waren, oder?
SillyWalk? Das ist doch der, der das ist, was schon zu Zeiten, als sowohl die Depeche Mode- als auch die Rolling Stones Hörer jung waren, für wirklich dumm befunden wurde, oder?
Nette Kritik, schade nur dass die grandiose Soundqualität nicht erwähnt wird...
Es heißt übrigens "Blu-Ray".
Tja, tolle Show und die Zuschauer gehen wirklich gut mit. Ich denke über die Songauswahl kann man nicht viel meckern, die hälfte der Liste schreibt sich von selbst und dann braucht man noch was vom aktuellen Album und dann noch drei, vier Sachen und fertig ist das Konzert.
Und bei Stripped, Behind the Wheel und A Question of Time kann man nicht meckern.
@Liam Lennon (« SillyWalk? Das ist doch der, der das ist, was schon zu Zeiten, als sowohl die Depeche Mode- als auch die Rolling Stones Hörer jung waren, für wirklich dumm befunden wurde, oder? »):
Ist klar, dass so ein Fanboy wie Du nicht mit der Wahrheit umgehen kann.