laut.de-Kritik
Solides Gesamtpaket mit schauerlichem Flair.
Review von Kai ButterweckWährend sich in der hiesigen Thrash-Champions-League auch 25 Jahre nach der Branchen-Hochphase immer noch dieselben drei Speerspitzen – nämlich Sodom, Kreator und Destruction - um den Titel streiten, herrscht auf den nachfolgenden Plätzen reger Wechselbetrieb. Seit nunmehr 20 Jahren immer wieder mittendrin: die Band Dew-Scented.
Die norddeutschen Extrem-Metalisten hatten erst im letzten Jahr reichlich Grund zum Feiern - parkte man doch mal eben so die zwanzigste Kerze auf dem bandeigenen Geburtstagskuchen. Dazu lieferte der Fünfer mit dem Album "Icarus" auch noch den passenden Soundtrack für die Jubiläumssause.
Die Mannen um Sänger Leif Jensen scheinen am Geschenkeverteilen richtig Gefallen gefunden zu haben, denn keine zwölf Monate später halten die Thrasher mit "Insurgent" schon das nächste Präsent in den Händen. Zwar entpuppen sich letztlich nur zwei Songs als Neuware, doch das dürfte der Stimmung im Fanblock des Quintetts kein Abbruch tun – schließlich darf sich die Anhängerschaft erstmals über offizielles Live-Material ihrer Heroen freuen.
Zudem gibt es noch massenhaft Coverversionen obendrauf, bei denen Sänger, Bandchef und Aushängeschild Leif Jensen seinen Hang zu Hardcore-Punk-Klängen offenbart. Hierbei stechen vor allem die Interpretationen des Incubus-Rotzlöffels "Sadistic Sinner" sowie des Prong-Krachers "Steady Decline" heraus, bei denen die ansonsten eher auf der Überholspur brausenden Verantwortlichen ihr nicht minder explosives Midtempo-Talent unter Beweis stellen. Die abgedämpften Gitarren pendeln in punkto Sound zwischen thrashiger Sättigung und kratziger HC-Breite hin und her, während das Geri Meskil-Organ des Frontmanns jedem HNO-Arzt große Sorgen bereiten dürfte.
Auch die restlichen Verneigungen vor eher unbekannteren Krach-Kollektiven können sich hören lassen. Zwar erreicht keiner der Songs das Prädikat "besonders wertvoll", doch solide fleddern scheppernde Dreiminüter wie "Spiritual Surrender" oder "The Storm" allemal.
Giftig und gallig präsentieren sich auch die beiden neuen Songs "Confronting Entropy" und "Guided By The Dead Light". Ähnlich intensiv und vereinnahmend wie der Großteil des "Icarus"-Materials bestechen die beiden Tracks in erster Linie durch ein hohes Maß an Schattenreich-Atmosphäre. Vor allem der Eröffnungstrack beeindruckt mit schauerlichem Flair und detailverliebtem Düster-Songwriting.
Auch bei den Live-Darbietungen gibt es nichts zu meckern. Aufgenommen während des letzten Jahres fügt sich das schweißgebadete Thrash-Bundle, bestehend aus fünf altbewährten Klassikern und zwei aktuellen "Icarus"-Tracks, ohne größere Anpassungsschwierigkeiten ein, so dass sich eingefleischte Fans über ein rundum solides Gesamtpaket ihrer Helden freuen dürfen.
Noch keine Kommentare