laut.de-Kritik
Satan, Satan: Velvet Underground auf Wienerisch.
Review von Markus BrandstetterTodeshase, let's talk Wurst: Es ist zwar keine Eitrige* und auch kein Burenhäutl* sondern wohl eher eine Knacker, welche die Buben im Pelz aus der Warhol'schen Banane des Velvet-Underground-Debütalbums gemacht haben, aber ansonsten konglomeriert das schon optimal. Velvet Underground und Würstelstand, Lou Reed und Schwedenplatz, John Cale und der Leibhaftige.
Mit der mittlerweile auf Eis gelegten Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune (im Quartett mit Robert Zikmund und Fritz Ostermayer) machten sich die Pelzherrschaften Christian Fuchs und David Pfister schon Anfang der Nullerjahre darüber Gedanken, wie Pete Doherty, Bright Eyes und Lana Del Rey auf Wienerisch klingen würden. Aus "Fuck Forever" wurde damals "G’fickt Für Immer", aus "Lua" wurde "Luada" und aus "Video Games" wurde "Videospü". Das hat alles ziemlich Spaß gemacht. Dann war irgendwann Schluss. Enter: Buben im Pelz.
Jetzt ist also das Debütalbum von Velvet Underground dran, und zwar in ganzer Bananenalbumlänge, dramaturgiegetreu. Mit dem Lead Vocals wechseln sich Fuchs und Pfister ab, musikalisch halten sie sich recht nahe an die Vorgabe. Aus "Sunday Morning" wird konsequenterweise "Sonntag Morgen", ein sanfter Einstieg, auch textlich. Auf den Mann wartet David Pfister dann am namensgebenden Schwedenplatz. Der ist gut mit den Öffentlichen erreichbar, mit der U4 beispielsweise oder mit der 1er-Bim. Und es auch gibt Sachen zu kaufen. "Todeshase, wo san deine Leit / Todeshase, hast du kurz amal Zeit", beschwört er den Mann herauf. Die Trommeln trommeln hektisch, das Blut ist ein dicker Brei.
Wiener Grind und Mystik, Sense, Glut und Teufel. Bei "Venus im Pelz" beispielsweise, da feiern die Buben eine schwarze Messe. "Schatzi, Schatzi / Schatzi, kumm zu mir her / Halt di fest, du musst nur wollen / Nimm an Zug von derer Zigaretten / Leg di hin und lass di fall'n". Und später: "Satan, Satan: er wart' auf di". "Tausend Träume, und alle grindig / Tausend Farben, und alle rot".
Der Albumtitel sagt es schon: man hat sich auch Freunde und Freundinnen ins Studio geholt. Den alteingesessenen Austropopper Boris Bukowski beispielsweise, der bei "Heroin" den englischen Part übernimmt. "Tiaf Wia A Spiagl", ein Duett mit Monsterheart, ist dann das tollste Stück der Platte: "Wenn du glaubst, der Herrgott frisst dei Seel’ / Wenn du glaubst der Teufel sauft die Bluat / Wenn es nimma geht, dann kumm zu mir".
Bei "Das Todesengel Lied" (bei VU "The Black Angel's Death Song"spielt ein morbider Kirmes eine Grablegung im Würstelprater, ehe mit "Weana Bua" die Wurst ein Ende hat: "Und wenn die Welt in Oasch geht, sagst du, ciao ciao, hey hey, baba".
Satan, Satan, da ist den Pelzbuben ein bemerkenswerter Streich gelungen.
* für die Erläuterung von Wiener Wurst-Fachausdrücken besuchen Sie den Würstelstand Ihres Vertrauens.
9 Kommentare mit 3 Antworten
Eigentlich muss ich mir das schon des Covers wegen kaufen
groß!
♥
https://youtu.be/tgVgmiL4_Ps
https://youtu.be/tj3doJJQx3g
ich wollt mal via spotify reinhören aber das verdammte nazi-spotify hat mir jeden zweiten track irgendne pop oder rnb scheisse unterjubeln wollen -.- spätestens bei katy perry (?) war dann alles zu spät ich werde den tonträger wohl anderweitig beschaffen müssen