laut.de-Kritik
Andere haben Bass, die Stuttgarter haben besser.
Review von Thomas HaasAnders wollten sie sein. Zunächst definierten sich die Orsons dafür als kompromisslosen Gegenentwurf zu vorherrschenden Stereotypen. Den 3er BMW tauschte man kurzerhand gegen ein Tretboot, statt Crip-Walk tanzten sie den LetsBananaHollaDance.
Zu einer ohnehin schon eigenständigen Identität, die auch ohne zwanghafte Abgrenzung funktioniert, fanden die Hooligans of Love so recht aber erst auf ihrem dritten Album. Das schier mannigfaltige Potenzial in den Köpfen der vier Schwaben schien sich erstmals zu entfesseln – wenn auch an manchen Stellen auf Kosten des Bandgedankens.
Das ist die größte Stärke von "What's Goes?" und zugleich die entscheidende Weiterentwicklung zur Vorgängerplatte: Trotz der kolossalen Bandbreite an Stimmungen, Gefühlslagen und Konzepten schafft Tua einen Klangteppich, der in seiner Unberechenbarkeit unübertroffen ist, das Gesamtgebilde mit seiner unkonventionellen Art aber doch zusammenhält.
Zu Beginn der Platte übernehmen das virtuos geflippte Vocal-Samples, die aus den Lead-Singles "What's Goes?" und "Schwung In Die Kiste" bekannt sein dürften. Beide Songs könnten typischer kaum ausfallen: Das Quartett spielt seine Stärken gnadenlos aus: Maeckes gibt den doppelbödigen Zyniker, Bartek den denglischen Sidekick, KAAS bitet "Savas' alten Flow" und Tua ist, nun ja, angepisst.
So auch in "Papa Willi Und Der Zeitgeist" (dessen Titel übrigens der Kanye-Line "pop a wheelie on the Zeitgeist" entlehnt ist), dem wohl stärksten Abriss-Song der Platte, der nach einem ungewohnt minimalistischen Beginn gegen Ende, wie so viele andere Tracks auch, in alle vorstellbaren elektronische Gefilde explodiert. Bartek fasst das folgendermaßen zusammen: "Eure Beats haben Bass, unsere Beats haben besser."
Dem diametral gegenüber stehen introvertierte Songs, die sich bereits auf "Das Chaos Und Die Ordnung" abzeichneten und auf "What's Goes?" einen noch größeren Platz einnehmen. Allein auf dem resignierenden "Lass Uns Chillen", das Maxim mit seinem verrauschten Refrain vollendet, oder dem sehnsüchtigen "Feuerrot" spielt sich auf reiner Stimmungsebene mehr ab, als auf so manchem kompletten Album.
Die Krone setzt dem schließlich das vor Nostalgie triefende "Grün" mit einer gepitchten Tua-Sing-Sang-Hook auf. "Anwohner beschweren sich, doch ich schwebe durch die Stadt / hab' an Bord 'ne Palette Oettinger vom Penny-Markt", erinnert sich Maeckes dabei.
Neben Tua trägt auch KAAS einen nicht zu unterschätzenden Anteil bei. Etwa, wenn er "Oben Vom Heu" ist und in bester Crooner-Manier von back-in-da-days-Kiffertagen schwadroniert. "Sonne scheint, Wolken hängen tief." Achtung: heimlicher Hit des Albums.
Völlig abgefahren wird es allerdings erst im überbordend kitschigen "Sunrise 5:55am" oder in "Das Klo", einem Toilettenhygiene-Appell (!) im Pop-Gewand, der tatsächlich noch den Bogen zur Rücksichtnahme auf Mitmenschen schlägt. "Hinterlass' das Klo bitte so, wie du's selber vorfinden magst / Soll ich's jetzt renovieren, oder wie, oder wo, oder was was was?"
Doch ganz egal, wie wild sich das alles anhören mag: Was die Orsons auf über einer Stunde Spielzeit veranstalten, mutet in seiner Gesamtheit zunächst zwar als heilloses Durcheinander an, unterstreicht in seiner Intensivität aber nur den ausgelassen Innovationsgeist von "What's Goes?" respektive Tua. Allein was letzterer an Stilen, Einfalls- und Facettenreichtum vom Stapel lässt, bleibt so weit wie nur möglich von jedwedem Baukasten-Prinzip entfernt.
Das Gros aller Titel besitzt ein eigenes Outro, mal ausufernd ("Das Öl"), mal zerschnippelt ("Leicht"). Ihren Hang zur Selbstironie beweisen die Stuttgarter ein ums andere Mal mit vermeintlichen Outtakes wie denjenigen von Bartek in "Tornadowarnung": "Am Ende des Parts kommt immer ein cooler Spruch / Wenn du ein Beutel voll mit ... oah, fuck Alda!"
Das sind natürlich nur kleine Indikatoren, die addiert aber eine Blaupause in Sachen Avantgardismus ergeben. Durch eine noch unbeirrtere Herangehensweise, die Extreme jederzeit Abstrichen vorzieht, grenzen sich die Orsons am Ende doch wieder vom Rest ab – und das im besten Sinne!
42 Kommentare mit 106 Antworten
5 Punkte für die Orsons? Entweder müssen die den radikalsten Stilwandel der Musikgeschichte durchgemacht haben, oder Thomas Haas dreht am Zeiger.
Nein das Album ist einfach der Hammer!
Alter, was ein Album-Titel, da wird man ja beim lesen ärgerlich. Album interessiert mich Null, Karnevalstruppe.
Das Apostroph-S hab ich erst übersehen. "What Goes?" klang schon beschissen genug. So ist's aber noch mal ne Ecke behinderter.
Gleich mal ungehört 1/5.
vorurteilsbehaftetes arschloch..
Na und? Morphos Post ist nix hinzuzufügen.
Was für ein SCHMUTZ! Allein für das Interview in der Juice würde ich gern mal Torque und seine Nazi-Hools für nen Hausbesuch anheuern!
Hools? Dieser Haufen internet tough guys?
love it PUNKT
eines der besten HipHop Alben 2015 ! Grandiose Unterhaltung, grandiose Beats!
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Anscheinend muss man entweder schwul.oder ein Hurensohn sein um @dieorsons zu mögen. Manchmal hasse das Internet so sehr.
besonders bei solchen kommentaren.
ich dachte erst, die 79 steht für den jahrgang.
pass auf, dass man sie aufgrund deiner postings nicht für die potenz deines iqs hält.