laut.de-Kritik
Mit dem Phrasendrescher durch die Neunziger.
Review von Christian Schmitz-Linnartz"Volume 3" der "Bring Da P"-Reihe hinterlässt, Spoiler, einen mürben Nachgeschmack. Nicht nur, weil acht der zwölf Tracks schon auf "Volume 2" veröffentlicht waren.
Dabei war ich unglaublich geflasht, als ich die P vor einigen Jahren das erste Mal hörte, holy shit. Da ist jemand mit dem Potenzial, die deutsche MC Lyte, Missy, Queen Latifah oder Lauryn Hill zu werden, oder eben alle auf einmal, je nach Entwicklung. Die Kulturwurzeln reichen gefühlt bis zum Erdmittelpunkt, das stimmliche Spektrum von erdiger Kehligkeit bis zu einer Quäkigkeit à la B-Real, und singen kann sie auch.
Dem Einwand, die P möge endlich mal was erzählen, das über "Ich hustle" hinausginge, begegne ich mit der fast schnippischen Aussage in der typischen Manier eines Golden-Age-Kids, dass "wir" gern Inhalte für tighten Flow opfern. "Volume 3" war noch ungehört, und im Hinterkopf hatte ich natürlich Ps Anfänge im Biz, damals war noch weit mehr Witz.
Stellen wir ihr beispielsweise die schon angeführte Lauryn Hill gegenüber, die sie mutmaßlich feiert, zumindest ihr "Ooh la la la" in "Bleib Cool" ist eine sehr plakative Reminiszenz an die Fugees. Lauryn funktioniert als Kontrapunkt. Wenn Frau Marley, ehedem Hill, auch nur einen Ton singt, weiß man, dass es sie ist, denn jeder Ton trieft vor Hingabe und Gefühl. Genau das scheint das Problem bei Die P zu sein: Irgendjemand hat ihr dieses Gefühl 2025 abtrainiert.
Ich wage die Theorie, dass die P MP mit ins Boot geholt hat, damit der Kollege nicht mehr hauptberuflich streethustlet, sondern etwas "Solides" macht. Nur hat dessen Attitüde leider abgefärbt und bei ihr eine Abkehr vom anfänglichen Augenzwinkern und Bootyshake bewirkt. 2025 gibt es nur noch Lines, gepresst wie aus einem Druckventil, den Drang, dicke Eier zeigen zu müssen, und statt eines Resthauchs Consciousness viel "Brrrrr".
BoomBap mit tight darauf sitzenden Drucklines wird immer Hip Hop sein. Die Beats von DeeVoe sind kernig und ziehen raus wie Zugsalbe, sind aber eben auch nicht neu. MP Freshly, dessen Stimme nicht nur aus den unteren Eingeweiden, sondern noch tiefer, aus dem unteren Gesäß zu kommen scheint, macht auch ordentlich Alarm.
Dennoch holt das Album niemanden hinterm Ofenrohr hervor. Die P und MP Freshly arbeiten sich mit Tracktiteln und Zitaten quer durch den Phrasendreschergemüsegarten der Neunziger. "Fire" klingt wie ein Track von Busta auf Deutsch. "Hit Em High" übernimmt aus "Monstar's Anthem", an der Busta Rhymes ebenfalls beteiligt ist, eins zu eins die Hook. Wenn "Peaches & Cream" dann auch wieder fast Wort für Wort den Wu-Tang, aber eben falsch zitiert, dass sich die 36 Kammern biegen ("who trieD" muss es natürlich heißen, ich hab' ODB extra gegengehört), dann is' auch irgendwann mal gut. Insgesamt bieten die P, MP Freshly und DeeVoe einfach zu wenig an.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor einem Tag durch den Autor entfernt.
War leider schon immer ziemlicher trash, wenn man den Fehler gemacht hat mal auf die lyrics zu achten.