laut.de-Kritik
Die Produzentin greift zum Mikrofon. Wunderbar.
Review von Daniel Straub"Acid In My Fridge" war einer der großen Clubhits des Jahres 2005. Der auf Sven Väths Label Cocoon veröffentlichte Track machte die chilenische Produzentin vom Geheimtipp zum etablierten Act.
Allerdings erwies sich die Partyschiene schnell als zu eng für Dinky, und sie wandelte bald wieder etwas abseits des ganz grellen Scheinwerferlichts. Trotzdem blieben ihre Tracks immer tanzbar, pendelten irgendwo zwischen Minimal, Techno und zuletzt House. Auf ihrem fünften Album klingen nun auf einmal ganz andere Töne an.
Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Produzentin, sondern die Sängerin Dinky. Statt mit Groove erfreut das neue Album von Alejandra Iglesias mit Melodien. Der Longplayer lebt von ihrer Stimme, die sich wie schwebend über die Songs legt.
Großen Anteil am diesem schwerelosen Charakter hat die Produktion. Mehrstimmig und mit zarten Halleffekten haben Dinkys Vocals etwas Zerbrechliches und Zeitloses zugleich. Am besten kommt das bei der vorab ausgekoppelten Single "Falling Angel" zum Tragen. Was für eine Stimme, wunderbar.
Die starke Fokussierung auf Gesang und Melodie bringt fast zwangsläufig mit sich, dass "Dimension D" kein Clubalbum ist und sich damit von allen bisherigen Dinky-Releases, die mit der Zielgruppe DJ im Hinterkopf entstanden, deutlich abhebt.
Die Rhythmen nehmen sich auf den allermeisten der zwölf Albumstücke extrem zurück und entfalten sich nur ganz selten so deutlich wie bei "Falling Angel" mit seiner warmen Synthie-Bassline und "Almonds", dem vielleicht einzigen wirklichen Tanzstück des gesamten Albums.
Ganz auf den Groove verzichten möchte Dinky aber auch nicht. So kommt die Maxi von "Falling Angel" mit zwei hervorragenden Remixen von Matthew Styles und Pepe Bradock in die Regale. Beide verbinden das Beste der aktuellen Dinky mit Stimme und der Dinky mit Synthesizer und Drummachine, wie sie noch bis vor kurzem in den Clubs unterwegs war.
Das Coverdesign greift das Thema ebenfalls auf: Hier steht jedoch nicht fest, wo Dinky der Neuanfang hinführt. Auf dem Coverbild posiert sie im üppigen Abendkleid einer längst vergangenen Epoche südamerikanischer Geschichte. Dorthin leitet die Musik von "Dimension D" wohl kaum zurück. Etwas von der Eleganz jener Tage tragen die Songs ihres neuen Albums aber mit Sicherheit in sich.
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