laut.de-Kritik
Große Pop-Melancholie im Elektronikwohnzimmer.
Review von Jasmin Lütz"Slow Killer" heißt das neue Album des herzlichen Elektronikpaars Donna Regina und kommt gerade richtig ins Haus. Das kühle Herbstwetter lässt mich zu einer Tasse Tee immer öfters in die Jazzsammlung greifen: John Coltrane hilft wunderbar gegen die anfängliche Winterdepression. Saxofon hilft der ergrauten Seele und Donna Regina zeigen ebenfalls ein Herz für dieses Instrument. Auf "Lazy Heart" oder "My Melancholy Man" bläst Pascal Schäfer die beruhigenden Töne und unterstreicht die wohltuende Beat-Klanglandschaft, die sämtliche Jahreszeiten in akustische Bilder umsetzt.
Seit Anfang der 90er teilen die Kölner Lokalhelden Regina und Günther Janssen nicht nur das eheliche Bett, sondern setzen ihre Harmonie auch in glückliche Musikstrukturen um. Das letzte Wunderwerk "Late" liegt schon zwei Jahre zurück. In diesem Zeitraum ist die Anzahl der Live-Auftritte des Ehepaares gestiegen. Gemeinsam mit ihrem DJ und Sampleverwalter Steffen Irlinger bereisten sie zahlreiche Städte in In- und Ausland.
Die kulturellen Eindrücke und Bekanntschaften, die sie während ihrer Konzertreise (u.a. Paris, Buenos Aires und Warschau) machten, verarbeiteten sie nun auf "Slow Killer". Die zehn Jahreszeiten verursachen dabei eine bedrückende und zugleich glückselige Stimmung mit Gänsehaut-Garantie. Unverzichtbar und unter die Haut gehend - Reginas Stimme. Da vergisst man schnell seinen Chef, den graunassen Alltag und der schlimmste Feind mutiert gar zum treuen Freund ("Enemy – No Enemy"). Als Co-Produzient fungierte hier der innige Fan Thomas Fehlmann.
Viele andere Freunde und Bekannte haben diesmal mitgewirkt. So auch der französische Musiker und Produzent Bertrand Burgalet, der bereits mit Michel Houellebecq ein Album vertonte. Bei soviel Ruhe und Herzlichkeit und "Mirame, Miraba" (der erste Song auf spanisch und der erste Text, den Regina nicht selbst geschrieben hat, sondern der Musiker und Komponist Sebastián Carreras) kann man sich schon jetzt auf den nächsten Sommer mit Sonne, Meer, fettigen Patatas Fritas und einer kühlenden Horchatta freuen. Olé.
"Slow Killer" ist elektronisch, manchmal auch ein wenig dubbig geraten, mit einfühlsamen Beats und wegweisender Gitarre. Die Platte bietet aber vor allem große Pop-Melancholie, die gerne mal zum Tanz bittet.
Karaoke Kalk steht mal wieder hinter diesem Prachtstück. Das sympathische Label hat Köln schon lange verlassen und bringt nun Berlin mit den etwas anderen kölschen Tönen in große Verlegenheit. Nicht nur die 'crazy' Hauptstadt hat Elektronik-Pop auf der Stirn stehen. Doch egal ob Regierungssitz oder Karneval-City, der Rosenkrieg findet woanders statt. Donna Regina ist die vorbildliche Zweisamkeit im harmoniesüchtigen Elektronikwohnzimmer. "How Beautiful!"
1 Kommentar
So, muss jetzt mal in die bresche springen für eine meiner lieblingsbands: donna regina. die haben endlich mal wieder ein album rausgebracht: "slow killer".
ok, wär auf astrein durchproduzierten, aalglatten elektro steht, für den wird das vielleicht nichts sein, dafür ist es irgendwie zu anders. aber wer poppigen elektro mit sehr schönen texten schätzt, der sollte mal reinhören...
ansonsten: wie immer ein geiles album, auch wenn für fans nix überraschendes dabei sein wird. beste songs meiner meinung nach: lazy heart und how beautiful... letzteren gibts übrigens auch als free download bei diversen webseite: z.b. 24secrets (http://www.24secrets.de) (einfach registrieren bei surprise) oder ich glaube auch tonspion (http://www.tonspion.de) bzw. der labelwebseite... (karaokekalk, hab grad die url nicht parat...)
also: downloaden, anhören und wenn's gefällt: kaufen!