laut.de-Kritik

Welcher Vollpfosten hat denn die Drums programmiert?

Review von

Ende 2008 feierte Doro in Düsseldorf ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Zusammen mit den meisten ihrer ehemaligen Warlock-Kollegen und jeder Menge Gäste wie Biff Byford, Sabina Classen, Angela Gossow, Blitz oder Klaus Meine, wurde im ISS Dome groß gefeiert.

Verdientermaßen, denn auch wenn sich die kleine Blondine in den letzten Jahre leider Gottes für so ziemlich jeden Blödsinn hergegeben hat, so ist ihre tragende Rolle im Metal und Hard Rock nicht wegzudiskutieren. In Sachen Fannähe und Aufrichtigkeit können sich viele bei Doro eine Scheibe abschneiden. Leider ist die Dame dabei aber auch hoffnungslos romantisch oder blauäugig, dass es manchmal schon weh tut. Das ist vor allem live immer wieder zu beobachten.

Auf ihren Scheiben leider ebenfalls. Doro meint ihre Aussagen und Aktion bestimmt absolut ehrlich und man will sie dafür am liebsten knuddeln. Aber manchmal schüttelt man auch einfach nur den Kopf. So fragt man sich beim Opener "The Night Of The Warlock", wann der Song endlich Fahrt aufnimmt. Dass sie dem alten Monster-Zausel, der in Übergröße auch im ISS Dome dabei war, mal einen Song widmen wollte, ist ja okay. Aber das Teil köchelt die ganze Zeit nur vor sich hin, ohne wirklich Feuer zu bekommen.

Wirklich in Fahrt kommt "Running From The Devil" auch nicht, doch der stampfende Song ist auf jeden Fall was für die Bühne. Das gleich gilt auch für das von der "Herzblut"-Single her bekannte "Celebrate", bei dem Doro im Refrain Unterstützung von Angela, Sabina und Biff bekommt. Manch True Metaller wird hier Freudentränen vergießen. Anderen ist das eine Nummer zu dick aufgetragen.

Frau Pesch, die auf der Scheibe recht rau singt, macht ihre Sache gewohnt gut. Allerdings hat sie in der Auswahl ihrer Produzenten oder Mitarbeiter eine weniger glückliche Hand. Welcher Vollpfosten hat denn bitte die Drums bei "Caught In The Battle" programmiert. Ganz abgesehen davon, dass der Sound der Gitarren und vor allem der Bassdrum unfassbar beschissen klingt. Kein Drummer, der etwas von seinem Handwerk versteht, würde so etwas spielen.

Der dämliche Drumcomputer macht auch dem ansonsten ganz ordentlichen Uptempo-Banger "On The Run" das Leben unnötig schwer. Kitsch pur, aber musikalisch nicht uninteressant ist das Duett mit der ehemaligen Nightwish-Sängerin Tarja Turunen in "Walking With The Angels". Die Stimmen der beiden Sängerinnen harmonieren gut miteinander.

Während "I Lay My Head Upon My Sword" (was'n Titel, aua!) eher was zum Mitschunkeln ist, hat "It Kills Me" trotz starkem Gesang ebenfalls mit dem Problem zu kämpfen, dass der Song nicht wirklich in die Gänge kommt. Bevor "25 Years" zumindest bei mir ein deutliches Fremdschäm-Gefühl hervor ruft, fällt bei "Long Lost For Love" die Kinnlade gen Boden. Wenn der Refrain nicht von Celine Dions "My Heart Will Go On" geklaut ist, weiß ich auch nicht weiter ...

Damit sind die elf Songs der regulären CD auch schon vorbei und man fragt sich unwillkürlich, ob Frau Pesch damit wirklich alles gesagt hat, was es zu einem 25-jährigen Jubiläum zu sagen gibt. Falls ja, wäre es vielleicht Zeit, sich anderweitig umzuschauen.

Trackliste

  1. 1. Night Of The Warlock
  2. 2. Running From The Devil
  3. 3. Celebrate
  4. 4. Caught In A Battle
  5. 5. Herzblut
  6. 6. On The Run
  7. 7. Walking With The Angels
  8. 8. I Lay My Head
  9. 9. It Kills Me
  10. 10. Long Lost For Love
  11. 11. 25 Years

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