laut.de-Kritik
Die Spanier wollen rocken und sind dabei angenehm uncool.
Review von Philipp SchiedelBei spanischer Rockmusik denkt man zuerst an die Langhaarzottel namens Heroes Del Silencio, die Anfang der Neunziger mal einen kleinen Radiohit aufweisen konnten, danach aber ziemlich schnell in der Versenkung verschwanden. Weniger bekannt, aber dafür umso beständiger sind Dover aus Madrid, die inzwischen schon seit acht Jahren zusammen rocken.
Rock ist sicherlich das Schlüsselwort für ihr viertes Album "I Was Dead ...". Das ist astreine Rockmusik ohne Kompromisse, die nicht so recht weiß, ob sie sich jetzt bei Ami-Grunge/Indie oder melodiösen Brit-Pop/Punk einpendeln soll. Meistens läuft es auf fette Gitarrenakkorde mit einem Schuss Melodie hinaus, die hier und da von einem lang gezogenen Saiten-Solo unterbrochen werden. So einfach die Mittel wirken mögen, so gut funktioniert das.
Hauptgrund des Gelingens ist sicherlich die Stimme von Christina Llanos, die hier erfreulicherweise nicht in das übliche Rockbitch-"Ich sauf dich locker unter den Tisch"-Gekreische à la L7 abfällt. Kraftvoll und zerbrechlich zugleich ist sie der Knotenpunkt von Dover, das Herzstück der Band, an das man sich klammert, wenn die Musik mal wieder einfach nur rockt.
Einfach nur rocken ist Programm. So sehr Dover sich auch bemühen, einige Unterschiede zu bringen, so wenig schaffen es die Spanier, sich von ihrem durchweg guten Level ein Stück nach oben zu bewegen. Auch wenn manchmal das Double-Bass moshig durchgetreten, ein bisschen punky mit "Blur-Juhus!" geschrubbt oder in lo-fi Country-Gezupfe ausgewichen wird, bleibt man doch auf dem Drei-Punkte-Treppchen stehen.
Dover wollen rocken und sind dabei angenehm uncool. Aber ohne Überraschungen immer nach vorne preschen kann auf Dauer auch ganz schön langweilig werden.
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