laut.de-Kritik
Die Briten haben dem Dub die Lebensfreude eingebläut.
Review von Dani Fromm"You have to love the life you're living." Nach dieser Maxime operieren Dreadzone seit den frühen 90ern und gelten zudem nicht umsonst als "defenders of the bass". Dem Dub haben die Briten so über die Jahre die ihm eigene Schwere aus- und Lebensfreude wie Tanzbarkeit eingebläut.
Konsequentes Niederreißen aller Genreschranken gehört dabei seit jeher zum Konzept. "Eye On The Horizon" setzt diese Tradition fort. In ihrer grenzenlosen Aufgeschlossenheit, die sich gegen Pop so wenig sperrt wie gegen krachige Gitarrenriffs, erinnern Dreadzone an Fat Freddy's Drop.
Die spielerische Leichtigkeit beim Balance-Akt auf den trennenden Graten, die die Australier an den Tag legen, fehlt bei Dreadzone zwar hie und da. In Sachen Eklektizismus macht ihnen allerdings niemand etwas vor. So eröffnet "Tomorrow Never Comes" mit warmen Gitarrenklängen, "Changes" bedient sich eines Pianos, ehe sich vertraute Dub-Ästhetik wie ein Vorhang vor das Geschehen zieht.
"American Dread" nutzt bewährtes Sampling, bietet dabei aber Raum für klassische Melodiebögen, Singer/Songwriter-Passagen zur Akustikgitarre und reichlich Synthieklänge. "Gangster" knarzt samt heulender Sirene unter Keyboards im Reggae-Groove.
Die Kombination aus E-Gitarre, Drums und Bass in "Beyond A Rock" hätten die Beastie Boys kaum derber aus den Kappen ziehen können. Der Gesang erscheint mir hier - wie an verschiedenen anderen Stellen - zwar ein wenig zu blass. Dafür entschädigen knackiges Toasting sowie ein Abstecher in elektronisch wabernde Gefilde.
Gedämpfte Bläser schallen aus "My Face", dem erst der Bass Bodenhaftung verleiht. "Walk Tall" gerät mit orchestralem, wellenförmigen Streicherpomp und Gitarren eine gute Portion zu poppig für meinen Geschmack, verfügt aber wieder - unbestritten catchy - über einen eingängigen Chorus.
Einen Volltreffer landet dafür "Yeah Man" mit percussiven Drumbeat, der die Nähe zum Drum'n'Bass sucht (und findet), und orientalisch geprägten Melodieeinsprengseln: "We're gonna put a little smile on your face", wie wahr!
"Just Let Go" beschließt in einer Fusion aus Dub und Ambient ein Album, das sich eingefahrenen Hörgewohnheiten sperrt, in seiner Sprunghaftigkeit durchaus Potenzial zum Anecken mit sich führt. Trotzdem behält die einlullende Frauenstimme, die den letzten Track einleitet, irgendwie Recht: "Everything begins and ends at exactly the right time and place."
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